Intermezzo - eine Fanfiction von Bella

Was macht Frau am besten, wenn sie einen Scheidungskrieg erfolgreich hinter sich gelassen hat, der Sohn mit Freunden weggefahren ist und sie 4 herrliche Wochen Urlaub hat? Ich habe mich in ein herrliches Duftbad in der Wanne gelegt und geträumt, was ich jetzt alles tuen könnte. Kaum war ich dem Bad entstiegen, natürlich bester Laune, als das Telefon klingelte. Jeder Mensch hat in seinem Kopf eine kleine Alarmanlage, die klingelt, wenn er etwas tun will, was nicht gut für ihn ist. Meine Alarmanlage heulte auf Hochtouren und ich Idiot, als Anwältin gewohnt, immer für die Klienten da zu sein, nahm fast schon mechanisch ab. Meine älteste Freundin, Christine war am anderen Ende, so laut schluchzend, dass ich sie kaum verstehen konnte. Ihr Mann sprach dazwischen und ich fragte immer wieder und nach ca. einer halben Stunde ergab sich folgender Sachverhalt:" Schwere Ehekrise und jetzt war ein Versöhnungsurlaub dringend angesagt, nur zu zweit. Wohin also mit der 17jährigen Tochter, die zudem noch mein Patenkind war.
Ich wappnete mich, ein entschiedenes "nein" von mir zu geben, aber es langte nur zu einem " ja aber..." und dann war das Unglück geschehen: Ich hatte zugestimmt, mein Patenkind Julia,dieses völlig unerzogene, egozentrische Gör für 14 Tage zu übernehmen.
Julia war übrigens keineswegs erfreut oder dankbar, sondern greinte, dass sie doch auch allein bleiben könne und wenn sie schon mit mir fahren
müsse, dann wolle sie die Urlaubsplanung übernehmen.
Wenn ich eines im Hochsommer hasse, so sind es Großstädte, aber meine Vorschläge, ans Meer oder in einen schützenden Wald zu fahren, wurden als " nichts los" zurückgewiesen. Nein, Julia wollte nach Berlin und natürlich in ein Luxuxhotel, mitten im Zentrum, aber zum Glück mit Klimaanlage.
Wie gerne hätte ich sie allein losziehen lassen, aber meine Freundin hatte mir ans Herz gelegt, auf ihre flirtsüchtige Tochter zu achten. Also keuchte ich, mit geschwollenen Füßen und einem unangenehm an mir klebenden blauen Seidenkleid, hinter ihr her, zum Shoppen und zum Besichtigen, was immer es zu besichtigen gab. Das Pflaster glühte beinahe unter meinen Sandalen,,alle Biergärten waren übervoll, so wie auch die klimatisierten Lokalitäten. Julia trug ein knallrotes, arm und-schulterfreies Minikleid, hatte die Haare kess hochgebunden und liess sich von allen Seiten bewundern.
Mir reichte es. Ich steuerte geradewegs auf eine Tür, mit der Aufschrift "Cafe" zu und beachtete weder Julias Protest, noch die Verfassung dieses Etablissements. Ich musste nur unbedingt etwas trinken. Das Cafe war nicht klimatisiert, die Möbel mit rotem Plüsch bezogen und in Anbetracht des Schweißes, der fast jedem vom Körper tropfte, sicher auch schweißdurchtränkt und miefig.
Die Kellnerin kam mit muffigem Gesichtsausdruck zu uns und murmelte etwas, was in etwa" Was soll sein?" heißen konnte. Ich fragte nach kühlen Getränken, aber sie schnaubte verächtlich: " Längst alles weg. Nur noch warme Limo!" Der Tag wurde immer mieser. Ich bestellte und wollte gerade meine schlechte Laune an Julia austoben, als ich extrem abgelenkt wurde. Es roch nach Rauch und an dem kleinen Tisch, in der Ecke, saß wahrhaftig ein Mann und rauchte. In dieser ohnehin schlechten Luft roch es bestialisch. Wütend sprang ich auf und eilte geradewegs auf den Tisch zu. "Rauchen verboten" brüllte ich und der Mann sah mich erschrocken und dann entschudigend an und sagte.: I'm so sorry.I didn't know it." Er hätte mir auch das Telefonbuch vorlesen können, ich verstand nichts. Vor mir stand, mit einer abgeschnittenen
Jeans und einem durchgeschwitzten blau-weiß-karierten Hemd bekleidet, fast grauhaarig, wobei die Grundfarbe mittelblond-dunkelblond noch erkennbar war, mit dem kantigen Kinn und dem Grübchen darin, den hochstehenden Wangenknochen, die sein Gesicht fast edel erscheinen ließen, seinem wunderbar geformten, einladenden Lippen und die faszinierenden, nahezu magischen Augen, die jetzt in den Farben blau, grün und grau leuchteten, der Mann, der sicher schon seit 10 Jahren mein Herz höher schlagen ließ: Viggo Mortensen!Lange Zeit hatte ich ihn nicht mehr gesehen, nachdem er sich aus dem Filmrummel weitgehend zurückgezogen hatte und nun traf ich ihn hier, welch ein Glück-und brüllte ihn gleich an.Er leistete gerade Abbitte bei der Kellnerin, wurde den Zigarettenstummel los und kam zu mir zurück. Ich musste etwas sagen, etwas in- wie hieß doch gleich die Sprache? - Englisch-, aber meine Festplatte im Hirn war leer. Nicht einmal ein "Hello" fiel mir ein. Ich starrte und starrte, sah die feinen Härchen in seinem Ohr und wünschte mir ein großes Loch im Boden, in das ich versinken konnte. Jetzt war ich komplett in Schweiss gebadet und mein Kopf glühte so sehr, dass er aussehen musste, wie eine vollreife Tomate. Mein Atem ging schwer und Viggo drückte mich sanft auf den Stuhl und legte mir meine geschwollenen Beine auf einen anderen. Er schien ehrlich besorgt, mir könne etwas zustoßen. Nun wurde das Unheil noch größer, als Julia und die Kellnerin herankamen.Julia war entzückt von Viggo, das war unschwer zu übersehen. " Das ist Aragorn" jubelte sie plötzlich. Für einen Moment huschte ein Schatten über Viggos Gesicht, dann wirkte er wieder gelassen. "Hatte Ihre Mutter schon mal einen Schlaganfall?" fragte die Kellnerin ungerührt. Und Julia dieses Miststück, bejahte."Sollen wir einen Notarzt rufen? fuhr die Kellnerin fort und auf meiner Festplatte regten sich einzelne Worte und eines davon war ein entschiedenes "Nein!". Viggo freute sich, dass es mir besser ging. Er entschuldigte sich nochmals, dass er diese Situation mit seiner Zigarette ausgelöst hatte, aber ich werte ab, immer noch herumstotternd, dass es an mir läge - weiter kam ich nicht. Julia stürzte sich auf Viggo und fragte ihn ungeniert aus: Warum er in Berlin sei, warum er hier sei, wo er wohne. Seine Antworten waren knapp: Er macht mit Henry eine Kulturreise durch Deutschland und Berlin fände er besonders interessant.Sie wohnten nahe am Wald und würden in 3 Tagen etwa wieder abreisen. Aber Julia gab keine Ruhe. nun bettelte sie, Henry kennenlernen zu dürfen. Viggo sah zu mir. Ich hatte meine Sprache wiedergefunden und nahm die Beine vom Stuhl: "Halt jetzt den Mund, Julia, zischte ich: "Du bist aufdringlich." Sie wandte sich mit unschuldigem Blick zu Viggo: " Aber ich bin doch nicht aufdringlich-oder? Ich bin nur so gespannt auf Henry." Viggo verzichtete auf eine Antwort. Er fragte, ob er mich zum Hotel fahren sollte und da ich immer noch zitterig war, sagte ich sehr leise, dass das furchtbar nett wäre.Auf der Fahrt textete Julia ihn weiter zu, aber er war wortkarg.
Julia hatte seinen wunden Punkt getroffen. Sie kannte Henry nicht. Was sollte sie von ihm wollen? Aber es war sicher nicht das erste Mal, dass ein weibliches Wesen versuchte, über Henry an Viggo heranzukommen.
Vor dem Hotel angekommen, half er mir höflich aus dem Wagen, sagte noch mal "sorry" und verschwand mit einem kurzen Nicken.
Auf dem Zimmer angekommen, warf sich Julia auf ihr Bett: " Den kriege ich" sagte sie. " Du hast alles kaputt gemacht", schrie ich sie an und wenn du ihn nicht in Ruhe lässt, dann schicke ich dich allein in die Karabik. " Die Tür knallte, sie war gegangen. Ich war froh, ein eigenes Zimmer zu haben und ohne zu wissen warum, fing ich an zu heulen. Alte Viggoerinnerungen kamen zurück. Er hatte mich nicht erkannt. Wie auch, nach so vielen Jahren und so vielen Frauen, die ihn bewundert hatten. Als ich mich schließlich in den Schlaf weinte träumte ich von ihm.


Teil 2 folgt

Woow Bella, du hast ja richtig Talent :hoch: :Z:
Und dann auch noch eine Story mit viggo :los: Das ist der schönste Schmökerstoff für uns Fans :Z:
Echt klasse geschrieben, die Art wie du die Göre beschreibst ist echt zum weglachen :To: und erinnert mich an einen typischen pubertierenden Teenie ;)

Aber als Fan von Viggo wäre das was die Frau da durchmacht ein echter Horror, also ich meine, schön ihn so überraschend zu treffen, aber nicht mit so einer Göre am Hack :lol: und vorallem mit einem halben Kreislaufkollaps und keinem Englisch mehr auf der Festplatte...HORROR :crazy:

Bin mal gespannt und wünsche deiner Hauptfigur Glück, dass sie das Gör los wird und doch noch eine schöne Zeit mit Viggo verbringen kann :hoch:

:Jg: :thans:

Bella, Du bist wirklich begabt!!!! Vielen Dank für den tollen Schmökerstoff! Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit der Geschichte weitergeht :Z:

Ich liebe es, FF zu schreiben, aber hier passt es auch irgendwie. :Z: :Z: :Z:

Bitte mach weiter

Ja, wann kommt denn Teil 2? :bounce: