Viggo FanFiction's
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Viggo FanFiction's
Sie lag in ihrem Bett.
Starrte an die Decke.
Wusste nicht mehr wie lange sie schon so dort lag.
Sie seufzte und drehte sich auf die Seite. Eine einzelne Träne lief über ihre Wange. Sie fühlte einen tiefen, dumpfen Schmerz. Das Wichtigste in ihrem Leben war ihr genommen worden.
Lange Zeit hatte sie ihr ganzes Leben nicht unter Kontrolle gehabt. Sie hatte nach ihrem Abitur einfach keinen Studienplatz bekommen und auch die Bewerbung um eine Lehrstelle war ins Leere gelaufen. Dabei wollte sie einfach nur arbeiten. Sie hätte (fast) alles gemacht. Ihr Traum war es gewesen, Psychologie zu studieren. Doch nachdem der Traum schon in weite Ferne gerückt war, wäre sie auch auf anderes umgestiegen. Sie hatte sich als Hotelkauffrau, Krankenschwester, Tierarzthelferin und noch etliches mehr beworben. Aber keiner wollte sie einstellen. Sie fühlte sich zurückgesetzt und nutzlos. Sie wusste nicht, was sie noch hätte tun können. Sie gab auf, einfach so. Hatte keine Kraft mehr, um sich jeden Tag erneut auf den Kampf einzulassen, jeden Tag erneut Abweisung zu erfahren. Sie hatte sich verkrochen. Kam kaum noch aus ihrem Zimmer raus, kapselte sich von ihren Freunden ab – die alle eine Beschäftigung gefunden hatten. Sie verfiel in Depressionen und keiner vermochte sie daraus hervor zu holen.
Dann fing sie an den Herrn der Ringe zu lesen, kurz darauf schaute sie die Filme. Dies beides gab ihr Kraft. Von dieser Geschichte ging so unheimlich viel Leben, Liebe und nicht zuletzt auch Hoffnung aus, dass sie es schaffte sich wieder aufzuraffen. Und ihr hatte es gerade der Waldläufer angetan. Seine Stimme, seine Ausstrahlung und besonders seine Augen hatten sie gefangen genommen. Sie schaffte es, sich aus ihrem Sumpf herauszuziehen.
Sie setzte sich nochmals an Bewerbungen und ihr kam es vor wie ein Wunder, als man sie tatsächlich zu einem Bewerbungsgespräch als Hotelkauffrau einlud. Nachdem sie einen Testmarathon hinter sich gebracht hatte, konnte sie ihr Glück kaum fassen, als sie die Stelle tatsächlich bekam. Sie hatte das Gefühl, als ob ihr jemand eine neue Chance zum Leben geschenkt hatte. Voller Elan stürzte sie sich in ihr neues Leben. Sie schaffte es, aus ihrer Isolation auszubrechen, knüpfte Kontakt zu ihren alten Freunden und fand neue Freunde. Und eines Tages stand ER vor ihr.
Sie hatte Dienst an der Rezeption, als sie aufschaute und geradewegs in zwei graublaue Augen schaute, die sie magisch anzogen. Sie konnte sich dem Blick nicht entziehen, so fasziniert war sie von diesen Augen. Sie wusste nicht, wie lange sie so dort gestanden hatte, denn erst als er sie ansprach, konnte sie reagieren.
„Good morning, Mrs. Schneider.“, sagte er mit einer unglaublich weichen Stimme.
„Good morning Mr. … ähh … . Pardon me, what’s your name?”, war das einzige was sie erwidern konnte und sie kam sich reichlich blöd dabei vor. Sie wusste doch genau wer er war.
„Mortensen, Viggo Mortensen is my name. I made a reservation for this week.”
“Oh sure, Mr. Mortensen. Just give me a minute, I am going to check it … So here we are. You got room no. 614. In my opinion our most beautiful suite with a fabulous view over Hamburg. Here are your keys and I hope you enjoy your stay. If you have any questions, don’t hesitate to ask us. We will always be grateful to help.”, und sie schenkte ihm ihr schönstes Lächeln, während ihr Herz laut schlug. Dann verschwand er im Lift.
Den ganzen Tag war sie für kaum noch etwas zu gebrauchen. Mit ihren Gedanken weilte sie fast nur bei ihm. Das fiel auch ihren Arbeitskollegen auf, die sie für den Tag nach Hause schickten, weil sie dachten, sie würde sich einfach nicht wohl fühlen.
Am nächsten Tag stand er wieder vor ihr und fragte sie, ob sie irgendein gutes Restaurant kennen würde. Natürlich empfahl sie ihm eins und wollte sich schon wieder ihrer anderen Arbeit zuwenden, als sie ihn leise fragen hörte, ob sie ihn nicht vielleicht begleiten wolle. Alleine wäre es doch längst nicht so schön, wie zu zweit.
Es blieb nicht bei diesem einen Abendessen. Während seiner Woche in Hamburg verbrachten sie viel Zeit miteinander, lernten sich immer besser kennen. Der Abschied fiel beiden unglaublich schwer und sie ließ in nur schweren Herzens ziehen und auch nur deswegen, weil sie wusste, dass sie ihn wieder sehen würde. Er hatte es ihr versprochen.
Sie konnte ihr Glück nicht fassen. Es kam ihr vor wie in einem Traum. Ihr kam es so unwirklich und auch kitschig vor.
Liebe auf den ersten Blick!
Für so was hatte sie früher nur Spott übrig und nun passierte ihr genau das.
Nach einigen Monaten, in denen sie sich immer wieder getroffen hatten, machte er ihr einen Heiratsantrag. Es war ihr glücklichster Augenblick. Auch wenn es einige Skeptiker bezüglich des Altersunterschiedes gab. Doch das war ihnen beiden egal. Sie waren Seelenverwandte.
Im Juli heirateten sie. Es war ein einziger Traum. Sie trug ein weißes Kleid und beide waren sie barfuß - auf seinen Wunsch hin - vor dem Traualtar erschienen. Sie war nervös gewesen, als sie die Frage gestellt bekommen hatte, ob sie ihn als Mann nehmen wolle und ihn für immer ehren wolle, bis das der Tod sie scheide. Und doch schaffte sie es ein „Ja“ zu hauchen.
Sie führten eine wunderbare, harmonische Beziehung. Doch etwas trübte ihr Glück. Sie konnte keine Kinder bekommen. Doch auch durch diese schwere Zeit half er ihr hinweg, ließ es sie vergessen machen.
Sie fanden andere Dinge die sie gemeinsam tun konnten und unterstützen sich gegenseitig. Sie waren auch so glücklich und genossen das Leben. Sie waren frei zu reisen und konnten die verrücktesten Dinge anstellen.
Es fiel ihr immer wieder schwer, ihn für einige Monate ziehen zu lassen, wenn er drehen musste. Doch sie wusste um seine Liebe zu ihr und daraus schöpfte sie Kraft.
Sie erinnerte sich an sein Lächeln, seine Augen, seine Stimme. Sie erinnerte sich daran, wie er ihr immer durch die Haare fuhr, wenn er nach Hause kam und ihr danach einen Kuss auf die Stirn gab. Sie erinnerte sich an die sanften Lippen auf ihrer Haut, die jede Träne wegküssten und alles Leid ungeschehen machen konnten.
Doch dies alles war ihr genommen. Sie war wieder alleine. Allein, wo sie doch nicht allein sein wollte.
Man hatte ihr ihren Mann genommen. Viel zu früh.
Es war nachts passiert. Er war mit ein paar Freunden weg gewesen. Vor der Bar musste ein Streit zwischen zwei verfeindeten Gruppen entstanden sein. Wie es seine Art war, versuchte er zu schlichten. Doch dies gelang ihm nicht.
Er wurde mit dem Messer verletzt und im Krankenhaus stellte man fest, dass er keine Überlebenschance hatte. Die Klinge war zu dicht am Herzen eingedrungen. Keiner weiter war auch nur verletzt worden, ihn kostete es das Leben.
Sie konnte es nicht fassen, als man ihr die Nachricht überbrachte. Sie war zusammen gebrochen. Wieso ER, wieso ausgerechnet ER? Er hatte nie einer Menschenseele was zu Leide getan. Er liebte den Frieden und setzte sich dafür ein. Das hatte er nicht verdient.
Sie hatte ihren Schmerz versucht hinaus zu schreien. Doch nichts konnte ihr helfen, ihn zu lindern. Manchmal hatte sie sogar gedacht, wieso es nicht einen von seinen Freunden hätte treffen können. Doch schnell verwarf sie den Gedanken wieder und schämte sich dafür, so etwas auch nur gedacht zu haben.
Wieder isolierte sie sich von allen Menschen, ließ keinen an sich ran und trauerte um den Menschen, den sie über alles geliebt, aber dennoch verloren hatte.
Sie wusste nicht, wie sie ihr Leben ohne ihn weiterleben sollte. Sie wusste nur, dass sie sich um seinetwillen aufraffen musste. Er hätte es nicht gewollt, dass sie sich selber zerstörte, in dem sie so um ihn trauerte.
Ein paar Wochen nach seinem Tod stellte sie fest, dass ihre Monatsblutung ausgeblieben war. Sie wusste überhaupt nicht, was sie davon halten sollte. Für die Wechseljahre war sie viel zu jung. Und schwanger konnte sie unmöglich sein.
Als der Arzt ihr dann jedoch mitteilte, dass sie neues Leben unter ihrem Herzen trug konnte sie es erst nicht fassen. Als nächstes überkam sie das Gefühl, dass sie dieses Kind nicht bekommen wollte. Es würde sie jeden Tag an ihn erinnern und sie wusste nicht, ob sie diesen Schmerz ertragen konnte.
Doch dann begriff sie, dass dieses Kind ein Geschenk war. Sein Geschenk für sie. Denn gerade durch dieses Kind, würde ihr Mann weiterleben.
Für ihr gemeinsames Kind musste sie sich aufraffen und weiterleben. Sie wusste, dass sie ihr Leben neu ordnen musste. Für sich und das Kind. Und morgen würde sie damit beginnen.
Ihre Hände strichen zärtlich über ihren Bauch und blieben dort liegen. Wie ein Schutz für das ungeborene Leben.
Die Träne hatte nun den Mundwinkel erreicht und das erste Mal seit seinem Tod schlief sie ruhig ein.
Starrte an die Decke.
Wusste nicht mehr wie lange sie schon so dort lag.
Sie seufzte und drehte sich auf die Seite. Eine einzelne Träne lief über ihre Wange. Sie fühlte einen tiefen, dumpfen Schmerz. Das Wichtigste in ihrem Leben war ihr genommen worden.
Lange Zeit hatte sie ihr ganzes Leben nicht unter Kontrolle gehabt. Sie hatte nach ihrem Abitur einfach keinen Studienplatz bekommen und auch die Bewerbung um eine Lehrstelle war ins Leere gelaufen. Dabei wollte sie einfach nur arbeiten. Sie hätte (fast) alles gemacht. Ihr Traum war es gewesen, Psychologie zu studieren. Doch nachdem der Traum schon in weite Ferne gerückt war, wäre sie auch auf anderes umgestiegen. Sie hatte sich als Hotelkauffrau, Krankenschwester, Tierarzthelferin und noch etliches mehr beworben. Aber keiner wollte sie einstellen. Sie fühlte sich zurückgesetzt und nutzlos. Sie wusste nicht, was sie noch hätte tun können. Sie gab auf, einfach so. Hatte keine Kraft mehr, um sich jeden Tag erneut auf den Kampf einzulassen, jeden Tag erneut Abweisung zu erfahren. Sie hatte sich verkrochen. Kam kaum noch aus ihrem Zimmer raus, kapselte sich von ihren Freunden ab – die alle eine Beschäftigung gefunden hatten. Sie verfiel in Depressionen und keiner vermochte sie daraus hervor zu holen.
Dann fing sie an den Herrn der Ringe zu lesen, kurz darauf schaute sie die Filme. Dies beides gab ihr Kraft. Von dieser Geschichte ging so unheimlich viel Leben, Liebe und nicht zuletzt auch Hoffnung aus, dass sie es schaffte sich wieder aufzuraffen. Und ihr hatte es gerade der Waldläufer angetan. Seine Stimme, seine Ausstrahlung und besonders seine Augen hatten sie gefangen genommen. Sie schaffte es, sich aus ihrem Sumpf herauszuziehen.
Sie setzte sich nochmals an Bewerbungen und ihr kam es vor wie ein Wunder, als man sie tatsächlich zu einem Bewerbungsgespräch als Hotelkauffrau einlud. Nachdem sie einen Testmarathon hinter sich gebracht hatte, konnte sie ihr Glück kaum fassen, als sie die Stelle tatsächlich bekam. Sie hatte das Gefühl, als ob ihr jemand eine neue Chance zum Leben geschenkt hatte. Voller Elan stürzte sie sich in ihr neues Leben. Sie schaffte es, aus ihrer Isolation auszubrechen, knüpfte Kontakt zu ihren alten Freunden und fand neue Freunde. Und eines Tages stand ER vor ihr.
Sie hatte Dienst an der Rezeption, als sie aufschaute und geradewegs in zwei graublaue Augen schaute, die sie magisch anzogen. Sie konnte sich dem Blick nicht entziehen, so fasziniert war sie von diesen Augen. Sie wusste nicht, wie lange sie so dort gestanden hatte, denn erst als er sie ansprach, konnte sie reagieren.
„Good morning, Mrs. Schneider.“, sagte er mit einer unglaublich weichen Stimme.
„Good morning Mr. … ähh … . Pardon me, what’s your name?”, war das einzige was sie erwidern konnte und sie kam sich reichlich blöd dabei vor. Sie wusste doch genau wer er war.
„Mortensen, Viggo Mortensen is my name. I made a reservation for this week.”
“Oh sure, Mr. Mortensen. Just give me a minute, I am going to check it … So here we are. You got room no. 614. In my opinion our most beautiful suite with a fabulous view over Hamburg. Here are your keys and I hope you enjoy your stay. If you have any questions, don’t hesitate to ask us. We will always be grateful to help.”, und sie schenkte ihm ihr schönstes Lächeln, während ihr Herz laut schlug. Dann verschwand er im Lift.
Den ganzen Tag war sie für kaum noch etwas zu gebrauchen. Mit ihren Gedanken weilte sie fast nur bei ihm. Das fiel auch ihren Arbeitskollegen auf, die sie für den Tag nach Hause schickten, weil sie dachten, sie würde sich einfach nicht wohl fühlen.
Am nächsten Tag stand er wieder vor ihr und fragte sie, ob sie irgendein gutes Restaurant kennen würde. Natürlich empfahl sie ihm eins und wollte sich schon wieder ihrer anderen Arbeit zuwenden, als sie ihn leise fragen hörte, ob sie ihn nicht vielleicht begleiten wolle. Alleine wäre es doch längst nicht so schön, wie zu zweit.
Es blieb nicht bei diesem einen Abendessen. Während seiner Woche in Hamburg verbrachten sie viel Zeit miteinander, lernten sich immer besser kennen. Der Abschied fiel beiden unglaublich schwer und sie ließ in nur schweren Herzens ziehen und auch nur deswegen, weil sie wusste, dass sie ihn wieder sehen würde. Er hatte es ihr versprochen.
Sie konnte ihr Glück nicht fassen. Es kam ihr vor wie in einem Traum. Ihr kam es so unwirklich und auch kitschig vor.
Liebe auf den ersten Blick!
Für so was hatte sie früher nur Spott übrig und nun passierte ihr genau das.
Nach einigen Monaten, in denen sie sich immer wieder getroffen hatten, machte er ihr einen Heiratsantrag. Es war ihr glücklichster Augenblick. Auch wenn es einige Skeptiker bezüglich des Altersunterschiedes gab. Doch das war ihnen beiden egal. Sie waren Seelenverwandte.
Im Juli heirateten sie. Es war ein einziger Traum. Sie trug ein weißes Kleid und beide waren sie barfuß - auf seinen Wunsch hin - vor dem Traualtar erschienen. Sie war nervös gewesen, als sie die Frage gestellt bekommen hatte, ob sie ihn als Mann nehmen wolle und ihn für immer ehren wolle, bis das der Tod sie scheide. Und doch schaffte sie es ein „Ja“ zu hauchen.
Sie führten eine wunderbare, harmonische Beziehung. Doch etwas trübte ihr Glück. Sie konnte keine Kinder bekommen. Doch auch durch diese schwere Zeit half er ihr hinweg, ließ es sie vergessen machen.
Sie fanden andere Dinge die sie gemeinsam tun konnten und unterstützen sich gegenseitig. Sie waren auch so glücklich und genossen das Leben. Sie waren frei zu reisen und konnten die verrücktesten Dinge anstellen.
Es fiel ihr immer wieder schwer, ihn für einige Monate ziehen zu lassen, wenn er drehen musste. Doch sie wusste um seine Liebe zu ihr und daraus schöpfte sie Kraft.
Sie erinnerte sich an sein Lächeln, seine Augen, seine Stimme. Sie erinnerte sich daran, wie er ihr immer durch die Haare fuhr, wenn er nach Hause kam und ihr danach einen Kuss auf die Stirn gab. Sie erinnerte sich an die sanften Lippen auf ihrer Haut, die jede Träne wegküssten und alles Leid ungeschehen machen konnten.
Doch dies alles war ihr genommen. Sie war wieder alleine. Allein, wo sie doch nicht allein sein wollte.
Man hatte ihr ihren Mann genommen. Viel zu früh.
Es war nachts passiert. Er war mit ein paar Freunden weg gewesen. Vor der Bar musste ein Streit zwischen zwei verfeindeten Gruppen entstanden sein. Wie es seine Art war, versuchte er zu schlichten. Doch dies gelang ihm nicht.
Er wurde mit dem Messer verletzt und im Krankenhaus stellte man fest, dass er keine Überlebenschance hatte. Die Klinge war zu dicht am Herzen eingedrungen. Keiner weiter war auch nur verletzt worden, ihn kostete es das Leben.
Sie konnte es nicht fassen, als man ihr die Nachricht überbrachte. Sie war zusammen gebrochen. Wieso ER, wieso ausgerechnet ER? Er hatte nie einer Menschenseele was zu Leide getan. Er liebte den Frieden und setzte sich dafür ein. Das hatte er nicht verdient.
Sie hatte ihren Schmerz versucht hinaus zu schreien. Doch nichts konnte ihr helfen, ihn zu lindern. Manchmal hatte sie sogar gedacht, wieso es nicht einen von seinen Freunden hätte treffen können. Doch schnell verwarf sie den Gedanken wieder und schämte sich dafür, so etwas auch nur gedacht zu haben.
Wieder isolierte sie sich von allen Menschen, ließ keinen an sich ran und trauerte um den Menschen, den sie über alles geliebt, aber dennoch verloren hatte.
Sie wusste nicht, wie sie ihr Leben ohne ihn weiterleben sollte. Sie wusste nur, dass sie sich um seinetwillen aufraffen musste. Er hätte es nicht gewollt, dass sie sich selber zerstörte, in dem sie so um ihn trauerte.
Ein paar Wochen nach seinem Tod stellte sie fest, dass ihre Monatsblutung ausgeblieben war. Sie wusste überhaupt nicht, was sie davon halten sollte. Für die Wechseljahre war sie viel zu jung. Und schwanger konnte sie unmöglich sein.
Als der Arzt ihr dann jedoch mitteilte, dass sie neues Leben unter ihrem Herzen trug konnte sie es erst nicht fassen. Als nächstes überkam sie das Gefühl, dass sie dieses Kind nicht bekommen wollte. Es würde sie jeden Tag an ihn erinnern und sie wusste nicht, ob sie diesen Schmerz ertragen konnte.
Doch dann begriff sie, dass dieses Kind ein Geschenk war. Sein Geschenk für sie. Denn gerade durch dieses Kind, würde ihr Mann weiterleben.
Für ihr gemeinsames Kind musste sie sich aufraffen und weiterleben. Sie wusste, dass sie ihr Leben neu ordnen musste. Für sich und das Kind. Und morgen würde sie damit beginnen.
Ihre Hände strichen zärtlich über ihren Bauch und blieben dort liegen. Wie ein Schutz für das ungeborene Leben.
Die Träne hatte nun den Mundwinkel erreicht und das erste Mal seit seinem Tod schlief sie ruhig ein.
Re: Viggo FanFiction's
Das Interview
Christine eilte den Wilshire Boulevard in Santa Monica hinunter, um zum Perceval-Press-Verlag ihres Ex-Mannes zu kommen. Es gab da noch ein paar Fragen zu klären, bevor endlich ihr neustes Buch „MAGICAL METEORITE SONGWRITING DEVICE“ veröffentlicht werden konnte.
Als sie an dem kleinen Kiosk vorbeikam, wo sie sich jeden Morgen ihren Kaffee holte und die neuste Tageszeitung kaufte, wenn sie in Santa Monica weilte, verlangsamte sie ihren Schritt.
Rund um den kleinen Kiosk standen Zeitungsständer mit einer großen Auswahl an Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen aus aller Welt.
Christine griff nach der Los Angeles Times, als ihr Blick an der neusten amerikanischen Ausgabe der VOGUE hängen blieb. Sie erstarrte.
„Viggo Mortensens großes Geheimnis!“, prangte in riesigen Lettern die Schlagzeile über dem Titelfoto, auf dem ihr Ex-Ehemann und die neue Frau in seinem Leben zu sehen waren.
Beide waren eng aneinandergeschmiegt und sahen sich liebevoll an. Das Foto strahlte Vertrautheit und tiefe Liebe aus.
Das harmonische Bild eines glücklichen Paares.
Christine schluckte einmal. Sie schien plötzlich einen Stein im Magen zu haben.
Zögernd zog sie die VOGUE aus dem Zeitungsständer und starrte die Titelseite an.
Gott, Viggo sah unheimlich gut aus in diesem schwarzen Anzug und seine Augen --- sie leuchteten --- anders als sie es sonst von ihm kannte.
Seit ihrer Trennung von Viggo schien er von Jahr zu Jahr attraktiver zu werden.
Und Kathrin, Viggos neue Lebenspartnerin?
Sie wirkte vollkommen ruhig und entspannt auf diesem Bild. Obwohl das Foto definitiv gestellt war, sah es nicht danach aus. Es wirkte wie ein Schnappschuss, eine Momentaufnahme einer perfekten Beziehung zwischen Mann und Frau.
Wieder schluckte Christine.
Die Medien hatten von Kathrin bisher nichts gewusst, obwohl die beiden nun schon seit über einem Jahr zusammen waren.
Viggo war es schon immer gelungen, sein Privatleben aus den Medien und seiner Arbeit herauszuhalten.
Warum präsentierte er Kathrin jetzt doch so plötzlich der Öffentlichkeit?
Unter dem Foto stand, etwas kleiner gedruckt:
„Über ein Jahr haben Viggo Mortensen und Kathrin Langer, die neue Frau an Mortensens Seite ihre Liebe geheim gehalten. Nun sprach VOGUE mit Viggo über seinen neuen Film „Alatriste“, über seine große Liebe und die bevorstehende Heirat.“
Ungewollt begann sich in Christine alles zu drehen.
Warum machte Viggo es jetzt offiziell? Warum zerrte er plötzlich sein Privatleben in das Licht der Medienscheinwerfer?
Wieder musste Christine feststellen, dass in ihr auf einmal ein Chaos der unterschiedlichsten Gefühle tobten, wie auch an dem Tag, als Viggo ihr sagte, dass Kathrin und er heiraten wollten. Es war so etwas Endgültiges.
Wie damals gelang es ihr auch jetzt nicht, mit diesen Gefühlen umzugehen und sie irgendwie einzuordnen.
Sie wusste nicht, was mit ihr los war.
Das Hupen eines Autos riss sie aus ihren Gedanken.
Verstohlen sah Christine sich um, so als ob sie sich schämte, ausgerechnet nach dieser Ausgabe der VOGUE gegriffen zu haben. Sie klemmte das Magazine unter den Arm, so dass man das Titelbild erstmal nicht sehen konnte und stellte sich dann in die Reihe der Wartenden, die sich ebenfalls eine Zeitung kaufen wollten.
Wie abwesend bezahlte Christine die Los Angeles Times und die VOGUE und vergaß dabei, sich ihren Kaffee zu kaufen.
Sie wusste später nicht mehr, wie sie ihren Termin bei Perceval Press hinter sich gebracht hatte. Irgendwann fand sie sich zu Hause in ihrem Apartment auf der Couch sitzend wieder. Vor sich auf dem kleinen Glastisch lag die Ausgabe der VOGUE.
Warum hatte sie dieses Gefühl des Ausgeschlossenseins, des Nichtdazugehörens?
Unbeabsichtigt glitten ihre Fingerspitzen über Viggos Gesicht auf dem Titelfoto.
Wie jung waren sie damals gewesen, als sie sich kennenlernten und ineinander verliebten.
Extreme körperliche Anziehungskraft hatte zwischen ihnen geherrscht und sie hatte gewusst, dass Viggo sie vergötterte. Doch auch sie war ihm verfallen gewesen. Er war ein unglaublicher Liebhaber. Ungeheuer einfühlsam war er mit ihrem Körper umgegangen, hatte sie jeden sexuellen Traum einer Frau leben lassen.
Sie hatten schnell geheiratet und ein knappes Jahr später war ihr gemeinsamer Sohn Henry geboren worden. Viggo war vor Stolz fast geplatzt.
Christine konnte nicht mehr genau sagen, wann sie beide bemerkten, dass sie sich auseinander gelebt hatten. Am Anfang war es wohl noch Henry gewesen, der sie beide zusammenhielt.
Die körperliche Anziehungskraft ließ nach. Nach Henrys Geburt schien Christines Schönheit förmlich zu verblühen. Doch das war nicht der Grund ihrer Trennung, denn Viggo gab nichts auf Äußerlichkeiten.
Beide waren Künstler, vereinzelt höchst exzentrisch. Obwohl sie sich gegenseitig in ihrem künstlerischen Schaffen unterstützten, bemerkten sie, dass die Gegenwart des jeweils anderen sie beide in ihrer Individualität einschränkte.
Als sie es sich beide endlich eingestanden und beschlossen, sich zu trennen, fühlte sich Christine nach Jahren endlich wieder frei. Und dieser Gedanke erschreckte sie. Sie fragte sich, ob die zehn Jahre Ehe mit Viggo ein Fehler gewesen und was mit den Gefühlen passiert war, die sie beide einmal füreinander empfunden hatten.
Doch immer wenn sie Henry und Viggo zusammen sah, wurde ihr klar, dass es kein Fehler gewesen war, ganz im Gegenteil.
Sie waren Freunde geblieben, feierten Festtage, wie Geburtstage, Thanksgiving oder Weihnachten zusammen, wenn ihre engen Terminpläne es zuließen.
Und alle Entscheidungen, die ihren Sohn Henry betraf, trafen sie zusammen.
Dann gelang Viggo mit der Rolle des Aragorn in der Verfilmung der Tolkien-Trilogie „Der Herr der Ringe“ der große Durchbruch zu einem gefragten Hauptdarsteller.
In dieser Zeit lernte Viggo die junge Schauspielerin Lola Schnabel kennen. Sie war 22 Jahre jünger als er. Die Beziehung hielt ganze zwei Jahre. Lola war es, die Viggo den Laufpass gab und irgendwie verwunderte Christine das nicht.
Viggo war in den Jahren nach der Trennung von Christine extrem gereift. Er war älter geworden, erfahrener und er wusste genau, was er wollte. Er ließ sich nicht gerne in seine Ideen und seine Arbeit hineinreden. Genau das schien Lola gestört zu haben und so ging sie. Sie war wohl nicht bereit gewesen, Kompromisse einzugehen, um ihr Leben mit Viggos Leben zu verflechten.
Bei Kathrin sollte es anders sein. Viggo war bereit gewesen, für sie sein ganzes Leben umzukrempeln. Und das hatte Christine aufhorchen lassen.
Alles hatte damals begonnen, als Viggo nach Berlin geflogen war. Er beabsichtigte, eine Ausstellung seiner Gemälde und Fotografien in der europäischen Stadt zu organisieren. Unter anderem wollte er sich dort auch noch mit Orlando treffen, der ihm seine Lebensretterin vorstellen wollte.
Orlando hatte in Deutschland ein Jahr vorher einen schweren Autounfall gehabt. Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen und eine junge deutsche Frau hatte ihn zurückgeholt.
Kathrin!
Viggo war völlig verändert aus Deutschland zurückgekommen. Er wirkte in sich gekehrt, viel ruhiger als sonst, nachdenklich, abwesend, verzweifelt, verletzt und zutiefst unglücklich.
Es war das erste Mal, dass Viggo Christine nichts erzählt hatte. Weder ihr noch seinem Sohn.
Christine hatte Viggos innere Zerrissenheit spüren können, und sie ahnte, nein sie wusste, dass nur eine Frau dahinter stecken konnte.
Auch Henry spürte die Veränderung seines Vaters und er konnte nicht damit umgehen. Irgendwann war die Situation zwischen Viggo und seinem Sohn eskaliert – und endlich brach Viggo sein Schweigen.
So erfuhr Christine von Kathrin!
Sie wäre keine Frau, wenn sie nicht gefühlt hätte, dass diese Gefühle, die Viggo Kathrin entgegenbrachte, ganz anderer Art waren, als die, die er damals für Christine empfunden hatte.
Während sie jetzt hier vor dieser Zeitschrift saß und auf das Foto starrte, musste sie sich eingestehen, dass es sie damals verwirrt und auch gestört hatte, dass Viggo solch tiefe Gefühle für eine andere Frau entwickelt hatte – und dass er um diese Liebe gekämpft hatte.
Allen Hindernissen, allen Bedenken und Zurückweisungen seitens Kathrin zum Trotz hatte Viggo nicht locker gelassen --- und gewonnen.
Als Viggo dann Christine anrief, um ihr von ihm und Kathrin zu erzählen, konnte sie es an seiner Stimme schon hören – Viggo war glücklich, absolut glücklich!
Er war ausgeglichen, konnte sich vor neuen Filmangeboten kaum retten und alles was er begann, wurde ein Erfolg.
Dann kam der große Tag, an dem Viggo Kathrin der Familie vorstellte.
Christine musste sich eingestehen, dass Kathrin hübsch war. Sie war sieben Jahre jünger als Viggo, aber ihr Alter sah man ihr wirklich nicht an. Sie hatte eine schlichte Eleganz, die beeindruckend war.
Kathrin war zurückhaltend, aber aufgeschlossen, sie drängte sich niemanden auf. Sie hing auch nicht die ganze Zeit mit glänzenden Augen an Viggo.
Weder sie noch Viggo legten Wert darauf, die ganze Zeit aneinanderzukleben, Händchen zu halten oder sich ständig zu küssen.
Trotzdem bemerkte Christine, dass Viggo Kathrin fast keine Sekunde aus den Augen ließ. Nicht um sie zu überwachen, sondern um sie zu beschützen.
Doch das war nicht notwendig gewesen.
Viggos Familie hatte Kathrin schnell ins Herz geschlossen und auch Henry verstand sich mit Kathrin ausgezeichnet.
Dass Christine Kathrin beneidete, dass war ihr damals noch nicht klar geworden. Sie sehnte sich nach der Aufmerksamkeit, die Viggo Kathrin schenkte und sie wünschte sich, dass Viggo sie so ansehen würde, wie er Kathrin ansah.
Ein einziger Gedanke hatte sich irgendwann in ihrem Kopf festgesetzt. Sie und Viggo hatten etwas, was Kathrin und Viggo niemals haben würden – ein gemeinsames Kind. Sie, Christine war es gewesen, die Viggo einen Sohn geschenkt hatte und nicht Kathrin.
Und für ein Kind waren sowohl Viggo als auch Kathrin wohl doch schon etwas zu alt. So hoffte sie.
Als Christine erfuhr, dass Kathrin keine eigenen Kinder bekommen konnte, schwankte sie zwischen Erleichterung und Mitgefühl für Kathrin.
Jetzt, wo Christine sich all diese Dinge in Erinnerung rief, spürte sie, wie Scham in ihr aufstieg. Sie erkannte, dass sie neidisch war. Neidisch auf das, was Viggo und Kathrin hatten. Es war etwas, was sie und Viggo niemals hatten und niemals haben würden.
Langsam schlug Christine die VOGUE auf. Behutsam blätterte sie eine Seite nach der anderen um, so als ob sie nicht wusste, das Richtige zu tun. Als sie die Seite aufschlug, wo das Interview mit Viggo abgedruckt war, zögerte sie.
Drängte sie sich nicht in Viggos Privatleben, wenn sie dieses Interview las? In sein Privatleben, dass vor langer Zeit auch ihres war?
Erleichtert stellte sie fest, dass es keine weiteren Bilder von Viggo und Kathrin gab. Nur ein paar Filmbilder aus Viggos neustem Film „Alatriste“ waren zu sehen.
Christine atmete einmal tief durch, dann begann sie zu lesen.
Viggo Mortensen im Interview*
Viggo Mortensen ist trotz seines Erfolgs, der ihn in die erste Liga Hollywoods katapultiert hat, natürlich und gelassen geblieben. Und obwohl er sich alles andere als heroisch gibt, spielt er im spanischen Monumentalepos "Captain Alatriste" wieder einen echten Helden.
Doch nicht nur beruflich sondern auch privat läuft es für den „Aragorn“-Darsteller mehr als gut. Obwohl er selten über Privates spricht, hat er erstaunlich offen mit VOGUE über Kathrin Langer, der neuen Frau an seiner Seite gesprochen. Beide kennen sich bereits seit über einen Jahr und wollen bald heiraten.
VOGUE: Mr. Mortensen, Ihr neuer Film „Alatriste“ wurde in Spanien gedreht. Wie schwierig war es für Sie, sich als Amerikaner dort zurechtzufinden?
Viggo Mortensen: Ich bin als Kind mit meinen Eltern und meinen beiden jüngeren Brüdern oft umgezogen. Wir lebten lange Jahre auch in Südamerika, in Venezuela und Argentinien. Ich lernte Spanisch also genauso wie Englisch von klein auf, nicht nur in der Schule, sondern auch vor Ort auf dem Land. Die Kultur ist ein Teil von mir geworden. Daher gab es für mich eigentlich keine sprachliche Hürde, obwohl ich doch nervös war, weil ich es perfekt machen wollte.
VOGUE: Was hat Sie an der monumentalen Thematik von "Captain Alatriste" gereizt?
Viggo Mortensen: Auch wenn sich das jetzt wie eine abgedroschene Phrase anhört: Das Drehbuch hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Als ich es las, baute sich vor meinen Augen eine Welt auf, die mich faszinierte. Ich kannte die Romanvorlage von Arturo Perez-Reverte nicht, hatte aber vorher schon ein anderes Buch über "Alatriste" gelesen. Als ich dann noch den unglaublich leidenschaftlichen Regisseur Agustin Diaz Yanes persönlich traf, war ich restlos überzeugt, dass das für mich ein echtes Abenteuer werden könnte.
VOGUE: Dabei spielen Sie wieder den Helden ...
Viggo Mortensen: Aber es ist viel mehr als das. Die Geschichte wirkt auf den ersten Blick so einfach, doch wenn man richtig in die Erzählung eintaucht, dann spürt man, wie komplex jede einzelne Figur ist und wie die gesamte Geschichte in alle Richtungen aufblüht. Da ist nichts eindimensional, jeder ist miteinander verbunden.
VOGUE: Der Film hat in Spanien sämtliche Rekorde gebrochen. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Viggo Mortensen: Der Film erzählt Weltgeschichte aus einer ungewohnten Perspektive. Spaniens Geschichte wurde bisher aus der britischen und der Sichtweise Hollywoods erzählt. Doch Spanien war ein Riesenreich, und wir haben vergessen, dass sie von Großbritannien, Dänemark und Holland angegriffen wurden. Normalerweise werden die Spanier in Hollywood-Filmen als bemitleidenswert dargestellt, aber unser Film zeigt sie, wie sie waren: die größte Macht der Welt.
VOGUE: Es ist ein recht gewalttätiger Film. War das für Sie ein Problem?
Viggo Mortensen: Das liegt daran, dass es zur damaligen Zeit so war. Die authentische Gewalt ist eine Stärke des Films. Die Kampfszenen verstören vor allem, wenn man sie auf einer großen Leinwand mit hoher Lautstärke erlebt. Zumindest war es bei mir so, weil nicht darauf geachtet wurde, dass der Kampf schön aussieht, sondern einfach nur echt.
Es ist eine einzige, brutale Sauerei: keine Zeitlupe, keine Schwertpräsentation, keine Glorifizierung. Als Zuschauer überlegt man sich nach zehn Minuten ernsthaft, den Saal zu verlassen. Doch wer bleibt, wird in diese wirklich unglaubliche Welt hineingezogen.
VOGUE: Sie waren bereits ein internationaler Star, als Sie für die Rolle unterschrieben. Wie wichtig war Ihnen die Frage der angemessenen Entlohnung?
Viggo Mortensen: Das war für mich überhaupt keine Frage, welche Gage ich dafür bekommen würde. Ich wollte mich an einer Herausforderung messen, die für mich außerordentlich groß war. Vielleicht handele ich auch nicht unbedingt klug, wenn ich bei meinen Rollenentscheidungen immer nach meinem Bauchgefühl oder Herzen gehe.
Manchmal habe ich es deswegen schon bereut, mich für einen Film entschieden zu haben und kurze Zeit später kam ein anderes Angebot, das ich viel lieber angenommen hätte. Ich habe einfach keinen Karriereplan. Vielleicht sollte ich mir einen zulegen. Ich denke, dass meine zukünftige Frau Kathrin da in Zukunft ein Auge drauf haben wird (*lacht*) Aber bisher bin ich gut über die Runden gekommen. Denn hin und wieder ist ein Film dabei, der von Anfang bis Ende perfekt ist und ein Riesenerfolg wird.
VOGUE: Sie brachten eben selber die Sprache auf Ihre zukünftige Frau. Dürfen wir fragen, wer sie ist und wo Sie sich kennengelernt haben?
Viggo Mortensen: (*zögert*) Ich habe Kathrin in Berlin kennengelernt. Sie half mir dabei, als ich mich nach Räumlichkeiten für eine Vernissage in Berlin umsah. Leider platzte die Ausstellung aus Termingründen.
VOGUE: Wissen Sie schon, wann und wo Sie heiraten werden?
Viggo Mortensen: Davon abgesehen, dass wir es noch nicht wissen, würde ich es Ihnen auch nicht sagen, denn das würde nun doch zu privat werden.
VOGUE: Sie sind in der Zwischenzeit sehr berühmt geworden? Wie gehen Sie und Kathrin damit um?
Viggo Mortensen: Nun, ich bin sehr auf mein Privatleben bedacht und bemühe mich, es aus den Medien und der Öffentlichkeit herauszuhalten. Bisher ist mir das gelungen und Kathrin und ich hoffen, dass es auch in Zukunft so sein wird. Sie ist nicht daran interessiert auf der Straße wegen meiner Person angesprochen zu werden. Wir möchten beide, soweit es möglich ist, ein ganz normales Leben führen.
VOGUE: Und trotzdem Sie Ihr Privatleben aus der Öffentlichkeit heraushalten wollen, sprechen Sie hier ganz offen über sich und Ihre zukünftige Frau?!
Viggo Mortensen: (*wirkt nachdenklich*) Ich denke, ich versuche hier mit diesem Interview vorzubauen. Kathrin wird mich in Zukunft zu einigen öffentlichen Auftritten begleiten. Ich möchte nicht, dass eine Art Jagd auf sie beginnt, wenn sie so plötzlich überraschend an meiner Seite auftaucht.
VOGUE: Verstehe! Kommen wir wieder zu Ihrem aktuellen Film „Alatriste“ zurück. Haben Sie etwas aus diesem Film für sich mitnehmen können?
Viggo Mortensen: Dass es möglich ist, wirklich Spaß bei der Arbeit zu haben. Es war einfach eine schöne Abwechslung zu den sonstigen Dreharbeiten, die es durch ihren riesigen Aufwand meist unmöglich machen, dass man sich unter Kollegen näher kennenlernt oder gemeinsam etwas unternimmt.
VOGUE: Kann man wirklich Freundschaften im Filmgeschäft knüpfen?
Viggo Mortensen: Ich auf jeden Fall. Ich nehme aus jedem Film mindestens eine neue Freundschaft mit.
VOGUE: Sie arbeiteten früher einmal als Lkw-Fahrer. Wäre das Ihr Plan B, wenn es mal nicht mehr so gut mit dem Filmen laufen sollte?
Viggo Mortensen: Ich habe keinen Plan B, noch nicht. Ich habe bisher einfach nur gelebt. Ich denke, dass ich das ändern muss, mit Rücksicht auf Kathrin. Sie lässt mir meine Freiheit, dass zu tun, was ich gerne möchte und schafft es irgendwie, sich selber dabei nicht zurückzunehmen. Ich bewundere und liebe sie dafür. Mir geht es gut dabei, dass ich machen kann, wonach mir der Sinn steht, und ich sogar noch dafür bezahlt werde, manchmal sogar außerordentlich gut. Mir geht es damit besser als so manchen Schauspielkollegen, die zwar begabt sind und dauernd vor der Kamera und auf der Bühne stehen, denen es aber trotzdem schlechter geht als mir.
VOGUE: Braucht man als Schauspieler einen guten Geschäftssinn, um Erfolg zu haben?
Viggo Mortensen: Darin bin ich nicht sehr gut. Ich habe nichts auf der hohen Kante liegen und auch das werde ich ändern müssen. Es ist mir häufig passiert, dass ich plötzlich kein Geld mehr hatte und mir schlagartig bewusst wurde, dass es mir auch anders ergehen könnte. Aber bisher ging es immer weiter. Kathrin wird das sicherlich jetzt in ihre Hände nehmen. (*lacht*)
VOGUE: Ihr Leben klingt so leicht, glücklich und unbesorgt. Liegt das an Ihrer zukünftigen Frau oder auch daran, dass Ihnen viel Arbeit abgenommen wird?
Viggo Mortensen: (*lächelt versonnen*) Kathrin hat mein Leben ungewollt völlig auf den Kopf gestellt. Wir sind wirklich sehr glücklich miteinander. Ich kann mir nicht vorstellen, ohne sie zu leben. Ja, sie nimmt mir viel organisatorische Arbeit ab, so dass ich mich auf meine Schauspielerei, Ausstellungen oder andere Sachen konzentrieren kann.
Wie schon gesagt, wir versuchen ein völlig normales Leben zu führen. Wir waschen Wäsche, spülen Geschirr, saugen Staub, auch wenn ich das wohl nicht so gründlich mache, wie Kathrin es sich vorstellt (*lacht wieder*) Aber wir unterhalten keine Putzfrau oder Haushaltshilfe. Welch groteske Vorstellung!
Wenn wir keine Milch mehr haben, gehe ich einkaufen. Wenn wir Hunger haben, kochen wir.
Eben ein ganz normales Leben. Nichts Besonderes!
VOGUE: Bei Ihnen klingt es Besonders, Mr. Mortensen. Wird Ihre Ranch in Idaho das gemeinsame Zuhause von Ihnen und Ihrer Frau sein, ein Ort, zu dem sie Heim kommen können?
Viggo Mortensen: Das wissen wir noch nicht. Sicher wird meine Ranch ein Ort sein, wohin wir uns zurückziehen können, wenn wir von allem einmal abschalten und allein sein wollen. Aber egal wo auf der Welt ich sein werde, in welchem Land, in welcher Stadt, in welchem Hotel auch immer, wenn Kathrin dort ist, wird es mein Zuhause sein.
VOGUE: Welch schönere und größere Liebeserklärung könnte man einer Frau machen!
Dann wünschen die Leser und die Redaktion Ihnen alles Gute und viel Glück für Ihr weiteres Leben zusammen mit Ihrer zukünftigen Frau. Haben Sie vielen Dank für dieses so offene und ehrliche Interview!
Viggo Mortensen: Ich danke Ihnen!
Tränen verschleierten Christines Blick. Sie schluckte einmal, um den Kloß aus ihrer Kehle zu bekommen.
Mit einer langsamen Bewegung schloss sie das Magazin wieder. In diesem Moment begriff Christine, dass sie eifersüchtig war. Vielleicht nicht direkt auf Kathrin, sondern einfach auf diese Situation, auf dieses Interview, auf diese versteckte und doch öffentliche Liebeserklärung von Viggo an Kathrin.
Sie fühlte sich einsam und allein, trotz des Wissens, dass ihr Sohn und Viggo immer für sie da sein würden. Doch Viggo würde für sie nie so da sein, wie er es für Kathrin sein würde.
Nachdenklich betrachtete sie noch einmal das Foto mit Viggo und Kathrin. Das Strahlen in den Augen der beiden ---- es war sogar auf diesem Bild zu sehen.
Und dann verstand sie es. Alles – die Begegnung damals mit Kathrin, Viggos Veränderungen, das Interview eben, die Tatsache, dass er sie heiraten wollte und auch dieses Foto sagten es aus – diese beiden Menschen hatte das Schicksal füreinander bestimmt.
Die Liebe der beiden war etwas Besonderes, sie ging tiefer, als alle Gefühle, die Viggo und Christine jemals füreinander empfunden haben. Diese Liebe würde wahrlich erst der Tod scheiden können. Kathrin schien Viggo etwas zu geben, was Christine Viggo nie hat geben können.
Dieser Blick, mit dem Viggo Kathrin ansah … Er tat ihr weh!
Viggos Augen hatten immer gestrahlt, wenn er Christine angesehen hat.
Doch das Strahlen, welches er jetzt in seinen Augen hatte, war intensiver, tiefer, gleißender.
SO hatte er Christine niemals angesehen ...
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* Quelle des Interviews:
http://www.kino.de/news/es-ist-eine-einzige-brutale-sauerei/231925/page-2.html
Dieses Interview wurde von Leif Kramp geführt. Der größte Teil des Interviews wurde in der Originalfassung erhalten. Einige Passagen habe ich hinzugefügt oder abgeändert.
Christine eilte den Wilshire Boulevard in Santa Monica hinunter, um zum Perceval-Press-Verlag ihres Ex-Mannes zu kommen. Es gab da noch ein paar Fragen zu klären, bevor endlich ihr neustes Buch „MAGICAL METEORITE SONGWRITING DEVICE“ veröffentlicht werden konnte.
Als sie an dem kleinen Kiosk vorbeikam, wo sie sich jeden Morgen ihren Kaffee holte und die neuste Tageszeitung kaufte, wenn sie in Santa Monica weilte, verlangsamte sie ihren Schritt.
Rund um den kleinen Kiosk standen Zeitungsständer mit einer großen Auswahl an Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen aus aller Welt.
Christine griff nach der Los Angeles Times, als ihr Blick an der neusten amerikanischen Ausgabe der VOGUE hängen blieb. Sie erstarrte.
„Viggo Mortensens großes Geheimnis!“, prangte in riesigen Lettern die Schlagzeile über dem Titelfoto, auf dem ihr Ex-Ehemann und die neue Frau in seinem Leben zu sehen waren.
Beide waren eng aneinandergeschmiegt und sahen sich liebevoll an. Das Foto strahlte Vertrautheit und tiefe Liebe aus.
Das harmonische Bild eines glücklichen Paares.
Christine schluckte einmal. Sie schien plötzlich einen Stein im Magen zu haben.
Zögernd zog sie die VOGUE aus dem Zeitungsständer und starrte die Titelseite an.
Gott, Viggo sah unheimlich gut aus in diesem schwarzen Anzug und seine Augen --- sie leuchteten --- anders als sie es sonst von ihm kannte.
Seit ihrer Trennung von Viggo schien er von Jahr zu Jahr attraktiver zu werden.
Und Kathrin, Viggos neue Lebenspartnerin?
Sie wirkte vollkommen ruhig und entspannt auf diesem Bild. Obwohl das Foto definitiv gestellt war, sah es nicht danach aus. Es wirkte wie ein Schnappschuss, eine Momentaufnahme einer perfekten Beziehung zwischen Mann und Frau.
Wieder schluckte Christine.
Die Medien hatten von Kathrin bisher nichts gewusst, obwohl die beiden nun schon seit über einem Jahr zusammen waren.
Viggo war es schon immer gelungen, sein Privatleben aus den Medien und seiner Arbeit herauszuhalten.
Warum präsentierte er Kathrin jetzt doch so plötzlich der Öffentlichkeit?
Unter dem Foto stand, etwas kleiner gedruckt:
„Über ein Jahr haben Viggo Mortensen und Kathrin Langer, die neue Frau an Mortensens Seite ihre Liebe geheim gehalten. Nun sprach VOGUE mit Viggo über seinen neuen Film „Alatriste“, über seine große Liebe und die bevorstehende Heirat.“
Ungewollt begann sich in Christine alles zu drehen.
Warum machte Viggo es jetzt offiziell? Warum zerrte er plötzlich sein Privatleben in das Licht der Medienscheinwerfer?
Wieder musste Christine feststellen, dass in ihr auf einmal ein Chaos der unterschiedlichsten Gefühle tobten, wie auch an dem Tag, als Viggo ihr sagte, dass Kathrin und er heiraten wollten. Es war so etwas Endgültiges.
Wie damals gelang es ihr auch jetzt nicht, mit diesen Gefühlen umzugehen und sie irgendwie einzuordnen.
Sie wusste nicht, was mit ihr los war.
Das Hupen eines Autos riss sie aus ihren Gedanken.
Verstohlen sah Christine sich um, so als ob sie sich schämte, ausgerechnet nach dieser Ausgabe der VOGUE gegriffen zu haben. Sie klemmte das Magazine unter den Arm, so dass man das Titelbild erstmal nicht sehen konnte und stellte sich dann in die Reihe der Wartenden, die sich ebenfalls eine Zeitung kaufen wollten.
Wie abwesend bezahlte Christine die Los Angeles Times und die VOGUE und vergaß dabei, sich ihren Kaffee zu kaufen.
Sie wusste später nicht mehr, wie sie ihren Termin bei Perceval Press hinter sich gebracht hatte. Irgendwann fand sie sich zu Hause in ihrem Apartment auf der Couch sitzend wieder. Vor sich auf dem kleinen Glastisch lag die Ausgabe der VOGUE.
Warum hatte sie dieses Gefühl des Ausgeschlossenseins, des Nichtdazugehörens?
Unbeabsichtigt glitten ihre Fingerspitzen über Viggos Gesicht auf dem Titelfoto.
Wie jung waren sie damals gewesen, als sie sich kennenlernten und ineinander verliebten.
Extreme körperliche Anziehungskraft hatte zwischen ihnen geherrscht und sie hatte gewusst, dass Viggo sie vergötterte. Doch auch sie war ihm verfallen gewesen. Er war ein unglaublicher Liebhaber. Ungeheuer einfühlsam war er mit ihrem Körper umgegangen, hatte sie jeden sexuellen Traum einer Frau leben lassen.
Sie hatten schnell geheiratet und ein knappes Jahr später war ihr gemeinsamer Sohn Henry geboren worden. Viggo war vor Stolz fast geplatzt.
Christine konnte nicht mehr genau sagen, wann sie beide bemerkten, dass sie sich auseinander gelebt hatten. Am Anfang war es wohl noch Henry gewesen, der sie beide zusammenhielt.
Die körperliche Anziehungskraft ließ nach. Nach Henrys Geburt schien Christines Schönheit förmlich zu verblühen. Doch das war nicht der Grund ihrer Trennung, denn Viggo gab nichts auf Äußerlichkeiten.
Beide waren Künstler, vereinzelt höchst exzentrisch. Obwohl sie sich gegenseitig in ihrem künstlerischen Schaffen unterstützten, bemerkten sie, dass die Gegenwart des jeweils anderen sie beide in ihrer Individualität einschränkte.
Als sie es sich beide endlich eingestanden und beschlossen, sich zu trennen, fühlte sich Christine nach Jahren endlich wieder frei. Und dieser Gedanke erschreckte sie. Sie fragte sich, ob die zehn Jahre Ehe mit Viggo ein Fehler gewesen und was mit den Gefühlen passiert war, die sie beide einmal füreinander empfunden hatten.
Doch immer wenn sie Henry und Viggo zusammen sah, wurde ihr klar, dass es kein Fehler gewesen war, ganz im Gegenteil.
Sie waren Freunde geblieben, feierten Festtage, wie Geburtstage, Thanksgiving oder Weihnachten zusammen, wenn ihre engen Terminpläne es zuließen.
Und alle Entscheidungen, die ihren Sohn Henry betraf, trafen sie zusammen.
Dann gelang Viggo mit der Rolle des Aragorn in der Verfilmung der Tolkien-Trilogie „Der Herr der Ringe“ der große Durchbruch zu einem gefragten Hauptdarsteller.
In dieser Zeit lernte Viggo die junge Schauspielerin Lola Schnabel kennen. Sie war 22 Jahre jünger als er. Die Beziehung hielt ganze zwei Jahre. Lola war es, die Viggo den Laufpass gab und irgendwie verwunderte Christine das nicht.
Viggo war in den Jahren nach der Trennung von Christine extrem gereift. Er war älter geworden, erfahrener und er wusste genau, was er wollte. Er ließ sich nicht gerne in seine Ideen und seine Arbeit hineinreden. Genau das schien Lola gestört zu haben und so ging sie. Sie war wohl nicht bereit gewesen, Kompromisse einzugehen, um ihr Leben mit Viggos Leben zu verflechten.
Bei Kathrin sollte es anders sein. Viggo war bereit gewesen, für sie sein ganzes Leben umzukrempeln. Und das hatte Christine aufhorchen lassen.
Alles hatte damals begonnen, als Viggo nach Berlin geflogen war. Er beabsichtigte, eine Ausstellung seiner Gemälde und Fotografien in der europäischen Stadt zu organisieren. Unter anderem wollte er sich dort auch noch mit Orlando treffen, der ihm seine Lebensretterin vorstellen wollte.
Orlando hatte in Deutschland ein Jahr vorher einen schweren Autounfall gehabt. Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen und eine junge deutsche Frau hatte ihn zurückgeholt.
Kathrin!
Viggo war völlig verändert aus Deutschland zurückgekommen. Er wirkte in sich gekehrt, viel ruhiger als sonst, nachdenklich, abwesend, verzweifelt, verletzt und zutiefst unglücklich.
Es war das erste Mal, dass Viggo Christine nichts erzählt hatte. Weder ihr noch seinem Sohn.
Christine hatte Viggos innere Zerrissenheit spüren können, und sie ahnte, nein sie wusste, dass nur eine Frau dahinter stecken konnte.
Auch Henry spürte die Veränderung seines Vaters und er konnte nicht damit umgehen. Irgendwann war die Situation zwischen Viggo und seinem Sohn eskaliert – und endlich brach Viggo sein Schweigen.
So erfuhr Christine von Kathrin!
Sie wäre keine Frau, wenn sie nicht gefühlt hätte, dass diese Gefühle, die Viggo Kathrin entgegenbrachte, ganz anderer Art waren, als die, die er damals für Christine empfunden hatte.
Während sie jetzt hier vor dieser Zeitschrift saß und auf das Foto starrte, musste sie sich eingestehen, dass es sie damals verwirrt und auch gestört hatte, dass Viggo solch tiefe Gefühle für eine andere Frau entwickelt hatte – und dass er um diese Liebe gekämpft hatte.
Allen Hindernissen, allen Bedenken und Zurückweisungen seitens Kathrin zum Trotz hatte Viggo nicht locker gelassen --- und gewonnen.
Als Viggo dann Christine anrief, um ihr von ihm und Kathrin zu erzählen, konnte sie es an seiner Stimme schon hören – Viggo war glücklich, absolut glücklich!
Er war ausgeglichen, konnte sich vor neuen Filmangeboten kaum retten und alles was er begann, wurde ein Erfolg.
Dann kam der große Tag, an dem Viggo Kathrin der Familie vorstellte.
Christine musste sich eingestehen, dass Kathrin hübsch war. Sie war sieben Jahre jünger als Viggo, aber ihr Alter sah man ihr wirklich nicht an. Sie hatte eine schlichte Eleganz, die beeindruckend war.
Kathrin war zurückhaltend, aber aufgeschlossen, sie drängte sich niemanden auf. Sie hing auch nicht die ganze Zeit mit glänzenden Augen an Viggo.
Weder sie noch Viggo legten Wert darauf, die ganze Zeit aneinanderzukleben, Händchen zu halten oder sich ständig zu küssen.
Trotzdem bemerkte Christine, dass Viggo Kathrin fast keine Sekunde aus den Augen ließ. Nicht um sie zu überwachen, sondern um sie zu beschützen.
Doch das war nicht notwendig gewesen.
Viggos Familie hatte Kathrin schnell ins Herz geschlossen und auch Henry verstand sich mit Kathrin ausgezeichnet.
Dass Christine Kathrin beneidete, dass war ihr damals noch nicht klar geworden. Sie sehnte sich nach der Aufmerksamkeit, die Viggo Kathrin schenkte und sie wünschte sich, dass Viggo sie so ansehen würde, wie er Kathrin ansah.
Ein einziger Gedanke hatte sich irgendwann in ihrem Kopf festgesetzt. Sie und Viggo hatten etwas, was Kathrin und Viggo niemals haben würden – ein gemeinsames Kind. Sie, Christine war es gewesen, die Viggo einen Sohn geschenkt hatte und nicht Kathrin.
Und für ein Kind waren sowohl Viggo als auch Kathrin wohl doch schon etwas zu alt. So hoffte sie.
Als Christine erfuhr, dass Kathrin keine eigenen Kinder bekommen konnte, schwankte sie zwischen Erleichterung und Mitgefühl für Kathrin.
Jetzt, wo Christine sich all diese Dinge in Erinnerung rief, spürte sie, wie Scham in ihr aufstieg. Sie erkannte, dass sie neidisch war. Neidisch auf das, was Viggo und Kathrin hatten. Es war etwas, was sie und Viggo niemals hatten und niemals haben würden.
Langsam schlug Christine die VOGUE auf. Behutsam blätterte sie eine Seite nach der anderen um, so als ob sie nicht wusste, das Richtige zu tun. Als sie die Seite aufschlug, wo das Interview mit Viggo abgedruckt war, zögerte sie.
Drängte sie sich nicht in Viggos Privatleben, wenn sie dieses Interview las? In sein Privatleben, dass vor langer Zeit auch ihres war?
Erleichtert stellte sie fest, dass es keine weiteren Bilder von Viggo und Kathrin gab. Nur ein paar Filmbilder aus Viggos neustem Film „Alatriste“ waren zu sehen.
Christine atmete einmal tief durch, dann begann sie zu lesen.
Viggo Mortensen im Interview*
Viggo Mortensen ist trotz seines Erfolgs, der ihn in die erste Liga Hollywoods katapultiert hat, natürlich und gelassen geblieben. Und obwohl er sich alles andere als heroisch gibt, spielt er im spanischen Monumentalepos "Captain Alatriste" wieder einen echten Helden.
Doch nicht nur beruflich sondern auch privat läuft es für den „Aragorn“-Darsteller mehr als gut. Obwohl er selten über Privates spricht, hat er erstaunlich offen mit VOGUE über Kathrin Langer, der neuen Frau an seiner Seite gesprochen. Beide kennen sich bereits seit über einen Jahr und wollen bald heiraten.
VOGUE: Mr. Mortensen, Ihr neuer Film „Alatriste“ wurde in Spanien gedreht. Wie schwierig war es für Sie, sich als Amerikaner dort zurechtzufinden?
Viggo Mortensen: Ich bin als Kind mit meinen Eltern und meinen beiden jüngeren Brüdern oft umgezogen. Wir lebten lange Jahre auch in Südamerika, in Venezuela und Argentinien. Ich lernte Spanisch also genauso wie Englisch von klein auf, nicht nur in der Schule, sondern auch vor Ort auf dem Land. Die Kultur ist ein Teil von mir geworden. Daher gab es für mich eigentlich keine sprachliche Hürde, obwohl ich doch nervös war, weil ich es perfekt machen wollte.
VOGUE: Was hat Sie an der monumentalen Thematik von "Captain Alatriste" gereizt?
Viggo Mortensen: Auch wenn sich das jetzt wie eine abgedroschene Phrase anhört: Das Drehbuch hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Als ich es las, baute sich vor meinen Augen eine Welt auf, die mich faszinierte. Ich kannte die Romanvorlage von Arturo Perez-Reverte nicht, hatte aber vorher schon ein anderes Buch über "Alatriste" gelesen. Als ich dann noch den unglaublich leidenschaftlichen Regisseur Agustin Diaz Yanes persönlich traf, war ich restlos überzeugt, dass das für mich ein echtes Abenteuer werden könnte.
VOGUE: Dabei spielen Sie wieder den Helden ...
Viggo Mortensen: Aber es ist viel mehr als das. Die Geschichte wirkt auf den ersten Blick so einfach, doch wenn man richtig in die Erzählung eintaucht, dann spürt man, wie komplex jede einzelne Figur ist und wie die gesamte Geschichte in alle Richtungen aufblüht. Da ist nichts eindimensional, jeder ist miteinander verbunden.
VOGUE: Der Film hat in Spanien sämtliche Rekorde gebrochen. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Viggo Mortensen: Der Film erzählt Weltgeschichte aus einer ungewohnten Perspektive. Spaniens Geschichte wurde bisher aus der britischen und der Sichtweise Hollywoods erzählt. Doch Spanien war ein Riesenreich, und wir haben vergessen, dass sie von Großbritannien, Dänemark und Holland angegriffen wurden. Normalerweise werden die Spanier in Hollywood-Filmen als bemitleidenswert dargestellt, aber unser Film zeigt sie, wie sie waren: die größte Macht der Welt.
VOGUE: Es ist ein recht gewalttätiger Film. War das für Sie ein Problem?
Viggo Mortensen: Das liegt daran, dass es zur damaligen Zeit so war. Die authentische Gewalt ist eine Stärke des Films. Die Kampfszenen verstören vor allem, wenn man sie auf einer großen Leinwand mit hoher Lautstärke erlebt. Zumindest war es bei mir so, weil nicht darauf geachtet wurde, dass der Kampf schön aussieht, sondern einfach nur echt.
Es ist eine einzige, brutale Sauerei: keine Zeitlupe, keine Schwertpräsentation, keine Glorifizierung. Als Zuschauer überlegt man sich nach zehn Minuten ernsthaft, den Saal zu verlassen. Doch wer bleibt, wird in diese wirklich unglaubliche Welt hineingezogen.
VOGUE: Sie waren bereits ein internationaler Star, als Sie für die Rolle unterschrieben. Wie wichtig war Ihnen die Frage der angemessenen Entlohnung?
Viggo Mortensen: Das war für mich überhaupt keine Frage, welche Gage ich dafür bekommen würde. Ich wollte mich an einer Herausforderung messen, die für mich außerordentlich groß war. Vielleicht handele ich auch nicht unbedingt klug, wenn ich bei meinen Rollenentscheidungen immer nach meinem Bauchgefühl oder Herzen gehe.
Manchmal habe ich es deswegen schon bereut, mich für einen Film entschieden zu haben und kurze Zeit später kam ein anderes Angebot, das ich viel lieber angenommen hätte. Ich habe einfach keinen Karriereplan. Vielleicht sollte ich mir einen zulegen. Ich denke, dass meine zukünftige Frau Kathrin da in Zukunft ein Auge drauf haben wird (*lacht*) Aber bisher bin ich gut über die Runden gekommen. Denn hin und wieder ist ein Film dabei, der von Anfang bis Ende perfekt ist und ein Riesenerfolg wird.
VOGUE: Sie brachten eben selber die Sprache auf Ihre zukünftige Frau. Dürfen wir fragen, wer sie ist und wo Sie sich kennengelernt haben?
Viggo Mortensen: (*zögert*) Ich habe Kathrin in Berlin kennengelernt. Sie half mir dabei, als ich mich nach Räumlichkeiten für eine Vernissage in Berlin umsah. Leider platzte die Ausstellung aus Termingründen.
VOGUE: Wissen Sie schon, wann und wo Sie heiraten werden?
Viggo Mortensen: Davon abgesehen, dass wir es noch nicht wissen, würde ich es Ihnen auch nicht sagen, denn das würde nun doch zu privat werden.
VOGUE: Sie sind in der Zwischenzeit sehr berühmt geworden? Wie gehen Sie und Kathrin damit um?
Viggo Mortensen: Nun, ich bin sehr auf mein Privatleben bedacht und bemühe mich, es aus den Medien und der Öffentlichkeit herauszuhalten. Bisher ist mir das gelungen und Kathrin und ich hoffen, dass es auch in Zukunft so sein wird. Sie ist nicht daran interessiert auf der Straße wegen meiner Person angesprochen zu werden. Wir möchten beide, soweit es möglich ist, ein ganz normales Leben führen.
VOGUE: Und trotzdem Sie Ihr Privatleben aus der Öffentlichkeit heraushalten wollen, sprechen Sie hier ganz offen über sich und Ihre zukünftige Frau?!
Viggo Mortensen: (*wirkt nachdenklich*) Ich denke, ich versuche hier mit diesem Interview vorzubauen. Kathrin wird mich in Zukunft zu einigen öffentlichen Auftritten begleiten. Ich möchte nicht, dass eine Art Jagd auf sie beginnt, wenn sie so plötzlich überraschend an meiner Seite auftaucht.
VOGUE: Verstehe! Kommen wir wieder zu Ihrem aktuellen Film „Alatriste“ zurück. Haben Sie etwas aus diesem Film für sich mitnehmen können?
Viggo Mortensen: Dass es möglich ist, wirklich Spaß bei der Arbeit zu haben. Es war einfach eine schöne Abwechslung zu den sonstigen Dreharbeiten, die es durch ihren riesigen Aufwand meist unmöglich machen, dass man sich unter Kollegen näher kennenlernt oder gemeinsam etwas unternimmt.
VOGUE: Kann man wirklich Freundschaften im Filmgeschäft knüpfen?
Viggo Mortensen: Ich auf jeden Fall. Ich nehme aus jedem Film mindestens eine neue Freundschaft mit.
VOGUE: Sie arbeiteten früher einmal als Lkw-Fahrer. Wäre das Ihr Plan B, wenn es mal nicht mehr so gut mit dem Filmen laufen sollte?
Viggo Mortensen: Ich habe keinen Plan B, noch nicht. Ich habe bisher einfach nur gelebt. Ich denke, dass ich das ändern muss, mit Rücksicht auf Kathrin. Sie lässt mir meine Freiheit, dass zu tun, was ich gerne möchte und schafft es irgendwie, sich selber dabei nicht zurückzunehmen. Ich bewundere und liebe sie dafür. Mir geht es gut dabei, dass ich machen kann, wonach mir der Sinn steht, und ich sogar noch dafür bezahlt werde, manchmal sogar außerordentlich gut. Mir geht es damit besser als so manchen Schauspielkollegen, die zwar begabt sind und dauernd vor der Kamera und auf der Bühne stehen, denen es aber trotzdem schlechter geht als mir.
VOGUE: Braucht man als Schauspieler einen guten Geschäftssinn, um Erfolg zu haben?
Viggo Mortensen: Darin bin ich nicht sehr gut. Ich habe nichts auf der hohen Kante liegen und auch das werde ich ändern müssen. Es ist mir häufig passiert, dass ich plötzlich kein Geld mehr hatte und mir schlagartig bewusst wurde, dass es mir auch anders ergehen könnte. Aber bisher ging es immer weiter. Kathrin wird das sicherlich jetzt in ihre Hände nehmen. (*lacht*)
VOGUE: Ihr Leben klingt so leicht, glücklich und unbesorgt. Liegt das an Ihrer zukünftigen Frau oder auch daran, dass Ihnen viel Arbeit abgenommen wird?
Viggo Mortensen: (*lächelt versonnen*) Kathrin hat mein Leben ungewollt völlig auf den Kopf gestellt. Wir sind wirklich sehr glücklich miteinander. Ich kann mir nicht vorstellen, ohne sie zu leben. Ja, sie nimmt mir viel organisatorische Arbeit ab, so dass ich mich auf meine Schauspielerei, Ausstellungen oder andere Sachen konzentrieren kann.
Wie schon gesagt, wir versuchen ein völlig normales Leben zu führen. Wir waschen Wäsche, spülen Geschirr, saugen Staub, auch wenn ich das wohl nicht so gründlich mache, wie Kathrin es sich vorstellt (*lacht wieder*) Aber wir unterhalten keine Putzfrau oder Haushaltshilfe. Welch groteske Vorstellung!
Wenn wir keine Milch mehr haben, gehe ich einkaufen. Wenn wir Hunger haben, kochen wir.
Eben ein ganz normales Leben. Nichts Besonderes!
VOGUE: Bei Ihnen klingt es Besonders, Mr. Mortensen. Wird Ihre Ranch in Idaho das gemeinsame Zuhause von Ihnen und Ihrer Frau sein, ein Ort, zu dem sie Heim kommen können?
Viggo Mortensen: Das wissen wir noch nicht. Sicher wird meine Ranch ein Ort sein, wohin wir uns zurückziehen können, wenn wir von allem einmal abschalten und allein sein wollen. Aber egal wo auf der Welt ich sein werde, in welchem Land, in welcher Stadt, in welchem Hotel auch immer, wenn Kathrin dort ist, wird es mein Zuhause sein.
VOGUE: Welch schönere und größere Liebeserklärung könnte man einer Frau machen!
Dann wünschen die Leser und die Redaktion Ihnen alles Gute und viel Glück für Ihr weiteres Leben zusammen mit Ihrer zukünftigen Frau. Haben Sie vielen Dank für dieses so offene und ehrliche Interview!
Viggo Mortensen: Ich danke Ihnen!
Tränen verschleierten Christines Blick. Sie schluckte einmal, um den Kloß aus ihrer Kehle zu bekommen.
Mit einer langsamen Bewegung schloss sie das Magazin wieder. In diesem Moment begriff Christine, dass sie eifersüchtig war. Vielleicht nicht direkt auf Kathrin, sondern einfach auf diese Situation, auf dieses Interview, auf diese versteckte und doch öffentliche Liebeserklärung von Viggo an Kathrin.
Sie fühlte sich einsam und allein, trotz des Wissens, dass ihr Sohn und Viggo immer für sie da sein würden. Doch Viggo würde für sie nie so da sein, wie er es für Kathrin sein würde.
Nachdenklich betrachtete sie noch einmal das Foto mit Viggo und Kathrin. Das Strahlen in den Augen der beiden ---- es war sogar auf diesem Bild zu sehen.
Und dann verstand sie es. Alles – die Begegnung damals mit Kathrin, Viggos Veränderungen, das Interview eben, die Tatsache, dass er sie heiraten wollte und auch dieses Foto sagten es aus – diese beiden Menschen hatte das Schicksal füreinander bestimmt.
Die Liebe der beiden war etwas Besonderes, sie ging tiefer, als alle Gefühle, die Viggo und Christine jemals füreinander empfunden haben. Diese Liebe würde wahrlich erst der Tod scheiden können. Kathrin schien Viggo etwas zu geben, was Christine Viggo nie hat geben können.
Dieser Blick, mit dem Viggo Kathrin ansah … Er tat ihr weh!
Viggos Augen hatten immer gestrahlt, wenn er Christine angesehen hat.
Doch das Strahlen, welches er jetzt in seinen Augen hatte, war intensiver, tiefer, gleißender.
SO hatte er Christine niemals angesehen ...
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* Quelle des Interviews:
http://www.kino.de/news/es-ist-eine-einzige-brutale-sauerei/231925/page-2.html
Dieses Interview wurde von Leif Kramp geführt. Der größte Teil des Interviews wurde in der Originalfassung erhalten. Einige Passagen habe ich hinzugefügt oder abgeändert.
Re: Viggo FanFiction's
in kurzer Blick in deine Augen
Mein Gott!
Meine Hände zittern immer noch. Und seit Ewigkeiten versuche ich den Kloß aus meinem Hals zu bekommen, kämpfe ich mit meinen Tränen, bemühe ich mich, meinen rasenden Herzschlag zu beruhigen.
Doch es gelingt mir nicht.
Meine Finger fliegen über die Tastatur, die einzige Möglichkeit im Moment für mich, meinen völlig durcheinander geratenen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
Denn am liebsten würde ich alles hinausschreien!
Meine Gefühle, meine Verzweiflung, meine Ängste!
Ich befinde mich in einem tiefen, schwarzen Loch – und noch immer falle ich, tiefer und tiefer!
Zeile um Zeile füllt sich auf dem Monitor.
Es ist passiert! Ich habe dem Mann gegenübergestanden, dem ich niemals persönlich gegenüberstehen wollte –trotz meines Respekts und meiner Hochachtung, die ich ihm entgegenbringe, trotz der Bewunderung, die ich für ihn hege.
Trotz der tiefen Gefühle, die er in mir auslöst! Nein, nicht trotz – sondern gerade weil ich ihm diese Gefühle entgegenbringe, wollte ich ihm niemals begegnen, wollte ich ihm niemals gegenüberstehen, wollte ich niemals in diese unglaublichen Augen sehen müssen.
Die Tränen lassen den Bildschirm vor mir verschwimmen und ich kann kaum noch sehen, was ich schreibe. Doch ich schreibe weiter, Buchstabe für Buchstabe, Wort für Wort, Satz für Satz!
Einige Mädels von der herrderringe-fanfiction-website hatten mich eingeladen, mich mit ihnen in Berlin zu treffen. Das alljährliche Berliner Filmfestival, die „Berlinale“, hatte wieder Einzug in unsere Stadt gehalten.
Yvonne und Meg waren extra wegen der Berlinale nach Berlin gekommen. Sie hatten sich ein paar Tage frei genommen und konnten im Gegensatz zu den anderen Berliner Mädels und mir, uns „Schrippen“, das Filmfestival in vollen Zügen genießen. Sie trafen George Clooney und hatten das Glück, sogar Premierekarten für seinen neuen Film „ Syriana“ zu ergattern.
Heute, am Sonnabend, war nun auch Ian McKellen auf der „Berlinale“ mit einem Preis geehrt worden. Und was ein richtiger HdR-Fan ist, der lässt sich solch eine Gelegenheit, einem der HdR-Stars mal persönlich zu begegnen, nicht entgehen.
Und so trafen wir Mädels uns alle rechtzeitig im „Alex“ am Potsdamer Platz, Yvonne, Meg, Uli, Anja, Doreen und ich. Und als große Überraschung tauchte dann plötzlich noch Diana aus Cottbus auf. Wir freuten uns alle sehr, uns endlich mal wieder zu sehen und nach einem umfangreichen Frühstücksbrunch und ausgiebigen Geschnatter begaben wir uns zum Berlinale Palast auf dem Marlene-Dietrich-Platz.
Es war früher Nachmittag, und noch war hier nichts los. Der rote Teppich lag einsam vor dem Eingang, ein paar Touristen schlenderten vorbei und wir Mädels schlängelten uns durch die Absperrungen, die auch noch völlig verwaist waren.
Es würde noch eine ganze Weile dauern, bis Ian McKellen hier auftauchen sollte, und so nutzten wir die Zeit, um nach eventuellen zu früh eingetroffen Stars Ausschau zu halten, ließen uns auf dem rotem Teppich fotografieren und staunten mit großen Augen, als plötzlich eine dunkle Limousine mit getönten Scheiben vor fuhr.
Wir standen direkt am roten Teppich, noch war er nicht abgesperrt. Die Limousine hielt neben uns. Der Fahrer stieg aus, ging um den Wagen herum und öffnete die hintere Tür.
Und dann bekam ich keine Luft mehr. Mein Herzschlag setzte aus und meine Augen weigerten sich zu akzeptieren, was sie da plötzlich sahen.
Aufgeregtes Gemurmel breitete sich unter den Mädels aus, doch das bekam ich nicht mit, auch nicht dass Uli, völlig erstarrt und mit blassem Gesicht, zur Limousine starrte.
„He, das ist Viggo!“
„Ich glaub es ja wohl nicht! Das ist wirklich Viggo!“
„Aber er war doch für die Berlinale gar nicht angekündigt!“
„Uli, Miana, das ist Viggo!“
„Los! Wir fragen ihn, ob er mit uns ein Foto macht!“
Der Mann, der aus der Limousine stieg, war wirklich Viggo Mortensen. Mein erster Gedanke war Flucht! Ich musste hier weg! Jetzt! Sofort!
Doch ich konnte mich nicht bewegen. Und was noch schlimmer war, ich starrte ihn an.
Viggo war aus dem Wagen gestiegen. Er trug ein weißes Hemd und einen schwarzen Anzug. Er sah einfach – umwerfend aus.
Mein Herz raste in der Brust, meine Atmung hatte sich um ein vielfaches beschleunigt – und noch immer starrte ich ihn nur an.
Viggo sah kurz zum Eingang des Berlinale Palasts, dann ließ er seinen Blick über den Platz schweifen. Für den Bruchteil einer Sekunde schienen sich unsere Augen zu treffen - und mir wurde heiß.
Ich konnte nicht hier bleiben!
„Miana! Miana, hörst du mich?“
„Was?“ Erschrocken sah ich Anja an, die vor mir stand. Sie hatte meine Hand ergriffen und sah mich fragend an.
„Komm! Wir lassen uns mit Viggo fotografieren!“
„Was?“, wiederholte ich erschrocken.
Erst jetzt bekam ich mit, dass Meg vor Viggo stand und mit ihm sprach. Wieder sah Viggo kurz zu uns herüber, dann lächelte er und nickte Meg kurz zu.
„JA!“, jubelte Meg und winkte uns begeistert heran. „Los, kommt schon! Der Mann hat schließlich nicht den ganzen Tag Zeit!“
Yvonne und Diana waren gerade dabei, Uli Richtung Viggo zu zerren.
„Komm, Miana!“, forderte mich Anja nun mit sanfter Stimme auf.
In diesem Augenblick wurde mir klar, was hier gerade passierte. Ich begann den Kopf zu schütteln und trat einen Schritt nach hinten.
„Ich ... ich kann nicht! Geht ... ohne mich!“
Doreen war nun ebenfalls an uns herangetreten.
„Miana! Komm schon! Glaub mir, du wirst es den Rest deines Lebens bereuen, wenn du es nicht tust!“, hörte ich Doreens eindringliche Stimme.
Meine Kehle war wie zugeschnürt. Ich bekam kein Wort mehr heraus, denn wieder streifte Viggos Blick den meinen, nur für den kurzen Bruchteil einer Sekunde.
Wie in Trance ließ ich mich von Anja und Doreen Richtung Viggo ziehen. Gefühle begannen in meinem Inneren zu toben, mir wurde heiß und kalt zugleich. Viggo lächelte uns entgegen und dann stand ich vor ihm.
Die Mädchen hatten Uli auf Viggos linker Seite postiert. Ich fand mich auf einmal an Viggos rechter Seite wieder.
Und dann ging alles so furchtbar schnell. Ich spürte Viggos Arm, der sich um meine Schulter legte, fühlte, wie er mich an sich zog und ich konnte die Wärme seines Körpers spüren.
Ich begann zu zittern und das einzige, was ich denken konnte war, dass Viggo mein Zittern hoffentlich nicht bemerkte.
Meine Sinne begannen verrückt zu spielen. Ich glaubte auf einmal den Geruch eines herben Aftershaves wahrzunehmen.
Irgendwo in meinem Inneren war noch immer alles auf Flucht geschaltet. Ich wollte hier weg, so schnell wie möglich.
Doch gleichzeitig gab es da eine leise, eindringliche Stimme, noch tiefer in mir, die kaum hörbar aber energisch versuchte, sich bemerkbar zu machen.
‚Nutze diese Chance! Du wirst nur diese eine haben. Du wirst ihm dann nie wieder begegnen. Du wirst ihn nie wieder sehen! Nutze diese Chance! --- Nutze diese Chance! --- Nutze diese Chance!’
Plötzlich stand Viggos Fahrer vor uns, in der Hand eine Digitalkamera. Er rief uns irgendetwas zu, ein Blitz flammte auf, doch das bekam ich nicht richtig mit. Ich starrte vor mich hin, spürte noch immer Viggos Körper dicht neben mir, die Wärme, die sein Körper ausstrahlte und dieser Duft des Aftershaves, Viggos Aftershave, ließ meine Knie weich werden. Mir wurde schwindlig.
„What’s your name?“, vernahm ich auf einmal eine leise, tiefe, sanfte und so beruhigende Stimme, welche einen Schauer über meinen Rücken jagte, gleichzeitig glitt Viggos Arm von meiner Schulter herunter.
Verwirrt sah ich auf und begegnete seinen strahlenden, graublauen Augen. Mit einem abwartenden Blick sah Viggo mich an. Seine ganze Ausstrahlung war Ruhe, Wärme ...
Ich tauchte in diese unendliche Tiefe dieser Augen ein und verlor den Halt.
Ich begann zu fallen.
Und niemand war da, der mich auffing!
Ich schluckte.
„Ich ... ich“, begann ich zu stottern.
Erst jetzt bekam ich mit, dass Viggo ein Foto von sich und einen schreibbereiten Stift in seinen Händen hielt.
„My name is Cathrin!“, flüsterte ich.
Ein Lächeln erschien auf Viggos Gesicht.
Der Stift flog über das Foto, dann reichte Viggo es mir.
„Thank you!“, konnte ich nur wieder flüstern und presste das Bild wie einen rettenden Strohhalm an mich.
Dann stand ich nur noch da und sah zu, wie Viggo all den anderen Mädels ebenfalls eine Autogrammkarte schrieb. In der Zwischenzeit hatte sich um uns eine größere Menschenmenge versammelt. Man hatte den amerikanischen Schauspieler erkannt. Willenlos ließ ich mich immer weiter nach hinten drängen.
Sicherheitsleute waren nach draußen geeilt und sorgten nun dafür, dass Viggo Mortensen sicher in den Berlinale Palast gelangte. Bevor sich die Tür hinter Viggo schloss, drehte er sich noch einmal um. Bildete ich es mir ein oder ließ er seinen Blick noch einmal suchend durch die Menge wandern?
Doch er winkte nur noch einmal kurz den Menschen zu, die laut begonnen hatten, seinen Namen zu rufen, dann schloss sich die Tür hinter dem Amerikaner.
Mir war auf einmal kalt und eine Leere begann sich in mir auszubreiten. Plötzlich stand Uli vor mir. Sie war ebenfalls ein großer Viggo Mortensen Fan, genau wie ich. Wortlos sahen wir uns beide einen Moment an, dann fielen wir uns in die Arme. Wir klammerten uns aneinander, als würde die Nähe des jeweils anderen unsere aufgewühlten Gefühle wieder in Einklang bringen, unseren Herzschlag beruhigen und unsere Atmung normalisieren.
Die anderen Mädels traten an uns heran und blieben unschlüssig neben uns stehen.
Ich kämpfte mit den Tränen. Ich wollte nicht weinen, wollte mir vor den Mädels nicht diese Blöße eines pubertierenden Teenagers geben, doch gleichzeitig war mir auch bewusst, wie schwachsinnig diese Einstellung war.
Als Uli und ich uns voneinander lösten, sah ich, dass bei ihr die Tränen liefen. Ohne ein Wort schlossen nun die Mädels, eine nach der anderen, Uli und mich, in die Arme.
„Alles in Ordnung?“, fragte mich Anja leise. Sie sah mich besorgt an.
„Ich weiß es nicht!“, entgegnete ich wahrheitsgemäß. Ich blickte auf und sah die Mädels an.
„Seid mir bitte nicht böse“, sagte ich leise, „aber ich möchte für ein paar Minuten allein sein. Ich ... ich geh ein paar Schritte.“
„Ja, natürlich ... Bist du dir sicher? ... Geht es dir wirklich gut? ... Uli? Alles in Ordnung bei dir?“, hörte ich die besorgten Fragen der Mädels.
Ich nickte nur.
„Wir sind im Starbucks“, sagte Anja. Ich konnte die Sorge in ihrer Stimme deutlich heraushören.
Ich nickte Anja noch einmal zu.
„Ja, gut!“, meinte ich nur.
Ich war nicht mehr zu den Mädels zurückgekehrt. Ian McKellen und die „Berlinale“ waren bedeutungslos geworden. Ich lief eine Ewigkeit durch die Straßen, ohne Ziel, frierend, keinen klaren Gedanken fassen könnend und nicht in der Lage, etwas zu fühlen oder zu empfinden.
Die Tränen hatten zu laufen begonnen, sobald ich den Mädels den Rücken zugekehrt hatte.
Irgendwann klingelte mein Handy und Anja fragte fast schon mit panischer Sorge, wo ich denn sei. Ich versuchte sie zu beruhigen und versicherte ihr, dass es mir gut gehe und dass sie sich alle keine Sorgen machen bräuchten, doch ich würde jetzt nach Hause fahren. Ich musste allein sein! Ich versprach noch mich zu melden, dann unterbrach ich einfach das Gespräch, krampfhaft die Tränen herunter schluckend und schaltete das Handy komplett aus.
Die Fahrt mit dem Auto nach Hause war ein Alptraum, unwirklich, unreal!
Und jetzt sitze ich hier, versuche meine Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen, und noch immer fließen die Tränen. Dieses dunkle Loch, in dem ich mich befinde, wird größer, bedrohlicher, Angst einflößender. Ich finde nach wie vor keinen Halt, weiß nicht, woran ich mich festhalten kann.
Ich falle – seit Stunden – und ich falle schneller und schneller!
Was hast du mir angetan? Warum musste ich dir begegnen? Warum existierst du überhaupt? Hast du überhaupt eine Ahnung, wie es in mir aussieht?
Ich habe mich in meinem Leben noch nie so einsam gefühlt, so allein, so verzweifelt. Alles tut weh, und ich habe das Gefühl, den schmerzhaftesten Verlust in meinem Leben erfahren zu haben. Es schmerzt so ungemein, es tut so unendlich weh – ich kann nicht atmen, nicht denken.
Tief in meinem Herzen, ganz tief in mir, existierte eine kleine Flamme der Hoffnung, etwas, was mir niemand nehmen konnte – nur du! Nur du hattest die Macht diese Flamme zu nähren oder für immer zum Erlöschen zu bringen.
Nun ist sie erloschen, diese Flamme der Hoffnung, für dich doch nicht nur eine Frau unter Hunderten, unter Tausenden zu sein. Ich habe dir für einen kurzen Augenblick in die Augen sehen dürfen, und während diesen Augenblicks loderte die Flamme plötzlich so hell auf, wie niemals zuvor in meinem Leben – und als du dich von mir abwandtest, erlosch diese Flamme schlagartig und ließ nur Dunkelheit, Leere und Kälte zurück.
Wie soll ich mit dem Gedanken weiterleben, dass du in dem Moment, als sich die Tür des Berlinale Palasts hinter dir schloss, du mich bereits wieder vergessen hast? Und wie weh wird es tun, wenn wir uns entgegen aller Erwartung doch noch einmal gegenüber stehen sollten und du dich nicht an mich erinnern und mich wieder ein paar Sekunden später vergessen haben wirst ............................................
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Berlin! Viggo war erst einmal in dieser politisch so geschichtsträchtigen Stadt gewesen, zur Premiere des dritten Teils der Herr-der-Ringe-Trilogie „Die Rückkehr des Königs“. Leider hatte er damals nicht viel von Berlin sehen können, und auch dieser Besuch jetzt würde nur eine Nacht dauern.
Viggo hatte in Dänemark wegen einer neuen Vernissage zu tun gehabt, als er einen Anruf von Ian bekam, Ian McKellen. Der Gandalf-Darsteller sollte in Berlin zur Berlinale eine Auszeichnung erhalten, außerdem sollte dort der Film „Richard III.“ gezeigt werden, der Film, mit dem Ian damals sein Durchbruch als Schauspieler gelang. Ian fragte Viggo, ob er nicht Lust hatte, für diesen Abend nach Berlin zu kommen. Er würde sich freuen, ein befreundetes Gesicht an diesem Abend neben sich zu haben. Kurz entschlossen hatte Viggo zugesagt.
Ian hatte sich hervorragend um alles gekümmert. Am Flughafen in Berlin-Tegel wartete bereits ein Fahrer auf Viggo, der ihn zuerst zum Hotel brachte und dann direkt in die City zum Berlinale Palast fuhr, wo er Ian treffen sollte. Ob Ian schon da war, wusste Viggo nicht genau, auch sein Fahrer konnte ihm noch nichts genaueres sagen.
Viggo war nicht offiziell angekündigt und so erwartete er auch keine Fans, die auf ihn lauern würden.
Als er vor dem Berlinale Palast vorfuhr, erwartete ihn ein bekanntes Bild. Ein roter Teppich, Absperrungsgitter – nur eins war anders. Noch standen keine Fans an den Gittern und mussten vom Sicherheitspersonal zurückgehalten werden. Noch schienen keine Scheinwerfer. Und noch waren keine Reporter oder Journalisten da. Besonders diesen Zustand empfand Viggo als sehr befreiend.
Der Fahrer stoppte den Wagen direkt am roten Teppich. Als Viggo ausstieg, fiel sein Blick auf eine Gruppe junger Frauen, die neugierig zu der dunklen Limousine sahen, mit der Viggo vorgefahren war. An ihren Augen konnte er sehen, dass sie ihn erkannt hatten. Die jungen Frauen begannen aufgeregt miteinander zu reden. Innerlich atmete Viggo einmal tief durch. Gleich würde das ihm so bekannte Gekreische losgehen und innerhalb von Sekunden würden sie ihn eingekreist haben und um ein Autogramm betteln.
Doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen trat eine von ihnen vorsichtig näher. Sie war um einiges kleiner als Viggo und trug halblange blonde Haare. Sie lächelte ihn abwartend an und dann sprach sie ihn einfach an, im perfekten Englisch. Sie bat Viggo freundlich, ob er eine Minute erübrigen könnte, und ob ihre Freundinnen und sie ein Foto mit ihm machen könnten. Sie wären große HdR-Fans und ein gemeinsames Foto mit dem Aragorn-Darsteller wäre etwas ganz Besonderes.
Noch immer standen die anderen jungen Frauen abwartend da. Kein Gekreische, kein sich Aufdrängen, nur neugierige Blicke. Viggo begriff blitzartig, wenn er Nein sagen würde, würden sie es akzeptieren. Das gab es selten bei Fans, dass sie bemüht waren, seine Privatsphäre auch in der Öffentlichkeit zu akzeptieren, sofern man in der Öffentlichkeit überhaupt davon sprechen konnte.
Und so schenkte Viggo der charmanten Fragestellerin ein Lächeln und erklärte sich einverstanden. E ließ nun seinerseits einen neugierigen Blick über die jungen Frauen gleiten, lächelte sie freundlich an und da begegnete er ihren Augen. Ein helles Blau, strahlend. Viggos Herz setzte für einen Schlag aus.
Doch bevor er ihren Blick fesseln und erkennen konnte, zu wem diese unglaublichen Augen gehörten, waren die jungen Frauen an ihn herangetreten und begannen sich um ihn herum zu postieren. Die junge Frau, die ihn gefragt hatte, bat nun den Fahrer, das Foto zu machen.
Zwei der Damen wurden von ihren Freundinnen regelrecht herangezogen. Es schien im ersten Moment so, als wären die beiden nicht daran interessiert, mit auf das Foto zu kommen. Die beiden wurden jeweils links und rechts neben ihn hingestellt und vorsichtig legte Viggo jeweils einen Arm um die Schultern der beiden. Behutsam zog er sie ein weniger näher an sich heran und dabei bemerkte er, dass beide zu zittern begonnen hatten.
Viggos Fahrer bat um Aufmerksamkeit, Viggo lächelte in die Kamera, ein Blitz flammte auf, und das Foto war geschossen.
Viggo war von der zurückhaltenden Art der jungen Frauen angetan und so beschloss er, jeder von ihnen noch ein Autogrammfoto zu überreichen, sofern sie daran interessiert waren.
Er wand sich an die junge Frau an seiner rechten Seite, während er eine Autogrammkarte und einen Stift hervorkramte.
„What’s your name?“, fragte er leise.
Überrascht hob sie den Kopf, und Viggo verschlug es den Atem. Das waren die Augen die er eben gesehen hatte. Dieses unglaubliche Blau! Diese unendliche Tiefe!
Sie sagte etwas, stockend, was Viggo nicht verstehen konnte. Und dann sah er etwas wie Schmerz, Verzweiflung und Einsamkeit in ihren Augen aufblitzen. Bevor Viggo noch etwas sagen konnte, antwortete sie ihm auf seine Frage.
„My name is Cathrin!“, flüsterte sie.
Ungern nur löste Viggo den Augenkontakt, er schrieb eine Widmung auf die Autogrammkarte und setzte seinen Namen darunter, dann reichte er ihr das Bild.
„Thank you!“, flüsterte sie wieder.
Viggo hätte sich gerne noch ein wenig mit ihr unterhalten, doch da waren noch die anderen jungen Damen. Also verteilte Viggo seine Autogramme erst einmal weiter.
Doch plötzlich wimmelte es um Viggo herum nur so von Menschen. Er war erkannt worden. Sicherheitskräfte waren herbeigeeilt und baten Viggo, doch ins Gebäude zu kommen. Von ein paar Bodyguards flankiert, eilte Viggo über den roten Teppich. Bevor sich die Tür hinter Viggo schloss, sah er sich noch einmal um. Einige Fans hatten begonnen seinen Namen zu rufen. Doch deswegen sah Viggo sich nicht um. Suchend glitt sein Blick durch die Menge. Wo war sie? Wo waren diese unglaublichen Augen, die sich in seine Seele gebrannt hatten?
Doch er konnte sie nirgendwo mehr entdecken und Bedauern stieg in Viggo hoch. Automatisch hob er die Hand und winkte der jubelnden Menge noch einmal zu, dann schloss sich endgültig die Tür des Berlinale Palasts hinter ihm.
Und während Viggo sich von den Sicherheitskräften weiter durch die Gänge führen ließ, musste Viggo ständig an diese unglaublichen Augen denken. Und für einen Augenblick vermischte sich der Schmerz und die Einsamkeit, die er in ihren Augen gesehen hatte, mit seinen Gefühlen des Schmerzes und der Einsamkeit, wenn er sein Haus auf seiner Ranch in Idaho betrat. Niemand der dort auf ihn wartete, niemand, der sich freute, dass er nach Hause kam. Das Gefühl der Sehnsucht nach jemanden, der mit ihm sein Leben teilte, wurde übermächtig stark in ihm.
Was auch immer passieren würde, wem auch immer er begegnen würde, IHRE Augen würde er niemals vergessen. Er würde diese Augen überall wieder erkennen, egal wo er ihnen begegnen würde..................................................................................
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Mein Gott!
Meine Hände zittern immer noch. Und seit Ewigkeiten versuche ich den Kloß aus meinem Hals zu bekommen, kämpfe ich mit meinen Tränen, bemühe ich mich, meinen rasenden Herzschlag zu beruhigen.
Doch es gelingt mir nicht.
Meine Finger fliegen über die Tastatur, die einzige Möglichkeit im Moment für mich, meinen völlig durcheinander geratenen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
Denn am liebsten würde ich alles hinausschreien!
Meine Gefühle, meine Verzweiflung, meine Ängste!
Ich befinde mich in einem tiefen, schwarzen Loch – und noch immer falle ich, tiefer und tiefer!
Zeile um Zeile füllt sich auf dem Monitor.
Es ist passiert! Ich habe dem Mann gegenübergestanden, dem ich niemals persönlich gegenüberstehen wollte –trotz meines Respekts und meiner Hochachtung, die ich ihm entgegenbringe, trotz der Bewunderung, die ich für ihn hege.
Trotz der tiefen Gefühle, die er in mir auslöst! Nein, nicht trotz – sondern gerade weil ich ihm diese Gefühle entgegenbringe, wollte ich ihm niemals begegnen, wollte ich ihm niemals gegenüberstehen, wollte ich niemals in diese unglaublichen Augen sehen müssen.
Die Tränen lassen den Bildschirm vor mir verschwimmen und ich kann kaum noch sehen, was ich schreibe. Doch ich schreibe weiter, Buchstabe für Buchstabe, Wort für Wort, Satz für Satz!
Einige Mädels von der herrderringe-fanfiction-website hatten mich eingeladen, mich mit ihnen in Berlin zu treffen. Das alljährliche Berliner Filmfestival, die „Berlinale“, hatte wieder Einzug in unsere Stadt gehalten.
Yvonne und Meg waren extra wegen der Berlinale nach Berlin gekommen. Sie hatten sich ein paar Tage frei genommen und konnten im Gegensatz zu den anderen Berliner Mädels und mir, uns „Schrippen“, das Filmfestival in vollen Zügen genießen. Sie trafen George Clooney und hatten das Glück, sogar Premierekarten für seinen neuen Film „ Syriana“ zu ergattern.
Heute, am Sonnabend, war nun auch Ian McKellen auf der „Berlinale“ mit einem Preis geehrt worden. Und was ein richtiger HdR-Fan ist, der lässt sich solch eine Gelegenheit, einem der HdR-Stars mal persönlich zu begegnen, nicht entgehen.
Und so trafen wir Mädels uns alle rechtzeitig im „Alex“ am Potsdamer Platz, Yvonne, Meg, Uli, Anja, Doreen und ich. Und als große Überraschung tauchte dann plötzlich noch Diana aus Cottbus auf. Wir freuten uns alle sehr, uns endlich mal wieder zu sehen und nach einem umfangreichen Frühstücksbrunch und ausgiebigen Geschnatter begaben wir uns zum Berlinale Palast auf dem Marlene-Dietrich-Platz.
Es war früher Nachmittag, und noch war hier nichts los. Der rote Teppich lag einsam vor dem Eingang, ein paar Touristen schlenderten vorbei und wir Mädels schlängelten uns durch die Absperrungen, die auch noch völlig verwaist waren.
Es würde noch eine ganze Weile dauern, bis Ian McKellen hier auftauchen sollte, und so nutzten wir die Zeit, um nach eventuellen zu früh eingetroffen Stars Ausschau zu halten, ließen uns auf dem rotem Teppich fotografieren und staunten mit großen Augen, als plötzlich eine dunkle Limousine mit getönten Scheiben vor fuhr.
Wir standen direkt am roten Teppich, noch war er nicht abgesperrt. Die Limousine hielt neben uns. Der Fahrer stieg aus, ging um den Wagen herum und öffnete die hintere Tür.
Und dann bekam ich keine Luft mehr. Mein Herzschlag setzte aus und meine Augen weigerten sich zu akzeptieren, was sie da plötzlich sahen.
Aufgeregtes Gemurmel breitete sich unter den Mädels aus, doch das bekam ich nicht mit, auch nicht dass Uli, völlig erstarrt und mit blassem Gesicht, zur Limousine starrte.
„He, das ist Viggo!“
„Ich glaub es ja wohl nicht! Das ist wirklich Viggo!“
„Aber er war doch für die Berlinale gar nicht angekündigt!“
„Uli, Miana, das ist Viggo!“
„Los! Wir fragen ihn, ob er mit uns ein Foto macht!“
Der Mann, der aus der Limousine stieg, war wirklich Viggo Mortensen. Mein erster Gedanke war Flucht! Ich musste hier weg! Jetzt! Sofort!
Doch ich konnte mich nicht bewegen. Und was noch schlimmer war, ich starrte ihn an.
Viggo war aus dem Wagen gestiegen. Er trug ein weißes Hemd und einen schwarzen Anzug. Er sah einfach – umwerfend aus.
Mein Herz raste in der Brust, meine Atmung hatte sich um ein vielfaches beschleunigt – und noch immer starrte ich ihn nur an.
Viggo sah kurz zum Eingang des Berlinale Palasts, dann ließ er seinen Blick über den Platz schweifen. Für den Bruchteil einer Sekunde schienen sich unsere Augen zu treffen - und mir wurde heiß.
Ich konnte nicht hier bleiben!
„Miana! Miana, hörst du mich?“
„Was?“ Erschrocken sah ich Anja an, die vor mir stand. Sie hatte meine Hand ergriffen und sah mich fragend an.
„Komm! Wir lassen uns mit Viggo fotografieren!“
„Was?“, wiederholte ich erschrocken.
Erst jetzt bekam ich mit, dass Meg vor Viggo stand und mit ihm sprach. Wieder sah Viggo kurz zu uns herüber, dann lächelte er und nickte Meg kurz zu.
„JA!“, jubelte Meg und winkte uns begeistert heran. „Los, kommt schon! Der Mann hat schließlich nicht den ganzen Tag Zeit!“
Yvonne und Diana waren gerade dabei, Uli Richtung Viggo zu zerren.
„Komm, Miana!“, forderte mich Anja nun mit sanfter Stimme auf.
In diesem Augenblick wurde mir klar, was hier gerade passierte. Ich begann den Kopf zu schütteln und trat einen Schritt nach hinten.
„Ich ... ich kann nicht! Geht ... ohne mich!“
Doreen war nun ebenfalls an uns herangetreten.
„Miana! Komm schon! Glaub mir, du wirst es den Rest deines Lebens bereuen, wenn du es nicht tust!“, hörte ich Doreens eindringliche Stimme.
Meine Kehle war wie zugeschnürt. Ich bekam kein Wort mehr heraus, denn wieder streifte Viggos Blick den meinen, nur für den kurzen Bruchteil einer Sekunde.
Wie in Trance ließ ich mich von Anja und Doreen Richtung Viggo ziehen. Gefühle begannen in meinem Inneren zu toben, mir wurde heiß und kalt zugleich. Viggo lächelte uns entgegen und dann stand ich vor ihm.
Die Mädchen hatten Uli auf Viggos linker Seite postiert. Ich fand mich auf einmal an Viggos rechter Seite wieder.
Und dann ging alles so furchtbar schnell. Ich spürte Viggos Arm, der sich um meine Schulter legte, fühlte, wie er mich an sich zog und ich konnte die Wärme seines Körpers spüren.
Ich begann zu zittern und das einzige, was ich denken konnte war, dass Viggo mein Zittern hoffentlich nicht bemerkte.
Meine Sinne begannen verrückt zu spielen. Ich glaubte auf einmal den Geruch eines herben Aftershaves wahrzunehmen.
Irgendwo in meinem Inneren war noch immer alles auf Flucht geschaltet. Ich wollte hier weg, so schnell wie möglich.
Doch gleichzeitig gab es da eine leise, eindringliche Stimme, noch tiefer in mir, die kaum hörbar aber energisch versuchte, sich bemerkbar zu machen.
‚Nutze diese Chance! Du wirst nur diese eine haben. Du wirst ihm dann nie wieder begegnen. Du wirst ihn nie wieder sehen! Nutze diese Chance! --- Nutze diese Chance! --- Nutze diese Chance!’
Plötzlich stand Viggos Fahrer vor uns, in der Hand eine Digitalkamera. Er rief uns irgendetwas zu, ein Blitz flammte auf, doch das bekam ich nicht richtig mit. Ich starrte vor mich hin, spürte noch immer Viggos Körper dicht neben mir, die Wärme, die sein Körper ausstrahlte und dieser Duft des Aftershaves, Viggos Aftershave, ließ meine Knie weich werden. Mir wurde schwindlig.
„What’s your name?“, vernahm ich auf einmal eine leise, tiefe, sanfte und so beruhigende Stimme, welche einen Schauer über meinen Rücken jagte, gleichzeitig glitt Viggos Arm von meiner Schulter herunter.
Verwirrt sah ich auf und begegnete seinen strahlenden, graublauen Augen. Mit einem abwartenden Blick sah Viggo mich an. Seine ganze Ausstrahlung war Ruhe, Wärme ...
Ich tauchte in diese unendliche Tiefe dieser Augen ein und verlor den Halt.
Ich begann zu fallen.
Und niemand war da, der mich auffing!
Ich schluckte.
„Ich ... ich“, begann ich zu stottern.
Erst jetzt bekam ich mit, dass Viggo ein Foto von sich und einen schreibbereiten Stift in seinen Händen hielt.
„My name is Cathrin!“, flüsterte ich.
Ein Lächeln erschien auf Viggos Gesicht.
Der Stift flog über das Foto, dann reichte Viggo es mir.
„Thank you!“, konnte ich nur wieder flüstern und presste das Bild wie einen rettenden Strohhalm an mich.
Dann stand ich nur noch da und sah zu, wie Viggo all den anderen Mädels ebenfalls eine Autogrammkarte schrieb. In der Zwischenzeit hatte sich um uns eine größere Menschenmenge versammelt. Man hatte den amerikanischen Schauspieler erkannt. Willenlos ließ ich mich immer weiter nach hinten drängen.
Sicherheitsleute waren nach draußen geeilt und sorgten nun dafür, dass Viggo Mortensen sicher in den Berlinale Palast gelangte. Bevor sich die Tür hinter Viggo schloss, drehte er sich noch einmal um. Bildete ich es mir ein oder ließ er seinen Blick noch einmal suchend durch die Menge wandern?
Doch er winkte nur noch einmal kurz den Menschen zu, die laut begonnen hatten, seinen Namen zu rufen, dann schloss sich die Tür hinter dem Amerikaner.
Mir war auf einmal kalt und eine Leere begann sich in mir auszubreiten. Plötzlich stand Uli vor mir. Sie war ebenfalls ein großer Viggo Mortensen Fan, genau wie ich. Wortlos sahen wir uns beide einen Moment an, dann fielen wir uns in die Arme. Wir klammerten uns aneinander, als würde die Nähe des jeweils anderen unsere aufgewühlten Gefühle wieder in Einklang bringen, unseren Herzschlag beruhigen und unsere Atmung normalisieren.
Die anderen Mädels traten an uns heran und blieben unschlüssig neben uns stehen.
Ich kämpfte mit den Tränen. Ich wollte nicht weinen, wollte mir vor den Mädels nicht diese Blöße eines pubertierenden Teenagers geben, doch gleichzeitig war mir auch bewusst, wie schwachsinnig diese Einstellung war.
Als Uli und ich uns voneinander lösten, sah ich, dass bei ihr die Tränen liefen. Ohne ein Wort schlossen nun die Mädels, eine nach der anderen, Uli und mich, in die Arme.
„Alles in Ordnung?“, fragte mich Anja leise. Sie sah mich besorgt an.
„Ich weiß es nicht!“, entgegnete ich wahrheitsgemäß. Ich blickte auf und sah die Mädels an.
„Seid mir bitte nicht böse“, sagte ich leise, „aber ich möchte für ein paar Minuten allein sein. Ich ... ich geh ein paar Schritte.“
„Ja, natürlich ... Bist du dir sicher? ... Geht es dir wirklich gut? ... Uli? Alles in Ordnung bei dir?“, hörte ich die besorgten Fragen der Mädels.
Ich nickte nur.
„Wir sind im Starbucks“, sagte Anja. Ich konnte die Sorge in ihrer Stimme deutlich heraushören.
Ich nickte Anja noch einmal zu.
„Ja, gut!“, meinte ich nur.
Ich war nicht mehr zu den Mädels zurückgekehrt. Ian McKellen und die „Berlinale“ waren bedeutungslos geworden. Ich lief eine Ewigkeit durch die Straßen, ohne Ziel, frierend, keinen klaren Gedanken fassen könnend und nicht in der Lage, etwas zu fühlen oder zu empfinden.
Die Tränen hatten zu laufen begonnen, sobald ich den Mädels den Rücken zugekehrt hatte.
Irgendwann klingelte mein Handy und Anja fragte fast schon mit panischer Sorge, wo ich denn sei. Ich versuchte sie zu beruhigen und versicherte ihr, dass es mir gut gehe und dass sie sich alle keine Sorgen machen bräuchten, doch ich würde jetzt nach Hause fahren. Ich musste allein sein! Ich versprach noch mich zu melden, dann unterbrach ich einfach das Gespräch, krampfhaft die Tränen herunter schluckend und schaltete das Handy komplett aus.
Die Fahrt mit dem Auto nach Hause war ein Alptraum, unwirklich, unreal!
Und jetzt sitze ich hier, versuche meine Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen, und noch immer fließen die Tränen. Dieses dunkle Loch, in dem ich mich befinde, wird größer, bedrohlicher, Angst einflößender. Ich finde nach wie vor keinen Halt, weiß nicht, woran ich mich festhalten kann.
Ich falle – seit Stunden – und ich falle schneller und schneller!
Was hast du mir angetan? Warum musste ich dir begegnen? Warum existierst du überhaupt? Hast du überhaupt eine Ahnung, wie es in mir aussieht?
Ich habe mich in meinem Leben noch nie so einsam gefühlt, so allein, so verzweifelt. Alles tut weh, und ich habe das Gefühl, den schmerzhaftesten Verlust in meinem Leben erfahren zu haben. Es schmerzt so ungemein, es tut so unendlich weh – ich kann nicht atmen, nicht denken.
Tief in meinem Herzen, ganz tief in mir, existierte eine kleine Flamme der Hoffnung, etwas, was mir niemand nehmen konnte – nur du! Nur du hattest die Macht diese Flamme zu nähren oder für immer zum Erlöschen zu bringen.
Nun ist sie erloschen, diese Flamme der Hoffnung, für dich doch nicht nur eine Frau unter Hunderten, unter Tausenden zu sein. Ich habe dir für einen kurzen Augenblick in die Augen sehen dürfen, und während diesen Augenblicks loderte die Flamme plötzlich so hell auf, wie niemals zuvor in meinem Leben – und als du dich von mir abwandtest, erlosch diese Flamme schlagartig und ließ nur Dunkelheit, Leere und Kälte zurück.
Wie soll ich mit dem Gedanken weiterleben, dass du in dem Moment, als sich die Tür des Berlinale Palasts hinter dir schloss, du mich bereits wieder vergessen hast? Und wie weh wird es tun, wenn wir uns entgegen aller Erwartung doch noch einmal gegenüber stehen sollten und du dich nicht an mich erinnern und mich wieder ein paar Sekunden später vergessen haben wirst ............................................
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Berlin! Viggo war erst einmal in dieser politisch so geschichtsträchtigen Stadt gewesen, zur Premiere des dritten Teils der Herr-der-Ringe-Trilogie „Die Rückkehr des Königs“. Leider hatte er damals nicht viel von Berlin sehen können, und auch dieser Besuch jetzt würde nur eine Nacht dauern.
Viggo hatte in Dänemark wegen einer neuen Vernissage zu tun gehabt, als er einen Anruf von Ian bekam, Ian McKellen. Der Gandalf-Darsteller sollte in Berlin zur Berlinale eine Auszeichnung erhalten, außerdem sollte dort der Film „Richard III.“ gezeigt werden, der Film, mit dem Ian damals sein Durchbruch als Schauspieler gelang. Ian fragte Viggo, ob er nicht Lust hatte, für diesen Abend nach Berlin zu kommen. Er würde sich freuen, ein befreundetes Gesicht an diesem Abend neben sich zu haben. Kurz entschlossen hatte Viggo zugesagt.
Ian hatte sich hervorragend um alles gekümmert. Am Flughafen in Berlin-Tegel wartete bereits ein Fahrer auf Viggo, der ihn zuerst zum Hotel brachte und dann direkt in die City zum Berlinale Palast fuhr, wo er Ian treffen sollte. Ob Ian schon da war, wusste Viggo nicht genau, auch sein Fahrer konnte ihm noch nichts genaueres sagen.
Viggo war nicht offiziell angekündigt und so erwartete er auch keine Fans, die auf ihn lauern würden.
Als er vor dem Berlinale Palast vorfuhr, erwartete ihn ein bekanntes Bild. Ein roter Teppich, Absperrungsgitter – nur eins war anders. Noch standen keine Fans an den Gittern und mussten vom Sicherheitspersonal zurückgehalten werden. Noch schienen keine Scheinwerfer. Und noch waren keine Reporter oder Journalisten da. Besonders diesen Zustand empfand Viggo als sehr befreiend.
Der Fahrer stoppte den Wagen direkt am roten Teppich. Als Viggo ausstieg, fiel sein Blick auf eine Gruppe junger Frauen, die neugierig zu der dunklen Limousine sahen, mit der Viggo vorgefahren war. An ihren Augen konnte er sehen, dass sie ihn erkannt hatten. Die jungen Frauen begannen aufgeregt miteinander zu reden. Innerlich atmete Viggo einmal tief durch. Gleich würde das ihm so bekannte Gekreische losgehen und innerhalb von Sekunden würden sie ihn eingekreist haben und um ein Autogramm betteln.
Doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen trat eine von ihnen vorsichtig näher. Sie war um einiges kleiner als Viggo und trug halblange blonde Haare. Sie lächelte ihn abwartend an und dann sprach sie ihn einfach an, im perfekten Englisch. Sie bat Viggo freundlich, ob er eine Minute erübrigen könnte, und ob ihre Freundinnen und sie ein Foto mit ihm machen könnten. Sie wären große HdR-Fans und ein gemeinsames Foto mit dem Aragorn-Darsteller wäre etwas ganz Besonderes.
Noch immer standen die anderen jungen Frauen abwartend da. Kein Gekreische, kein sich Aufdrängen, nur neugierige Blicke. Viggo begriff blitzartig, wenn er Nein sagen würde, würden sie es akzeptieren. Das gab es selten bei Fans, dass sie bemüht waren, seine Privatsphäre auch in der Öffentlichkeit zu akzeptieren, sofern man in der Öffentlichkeit überhaupt davon sprechen konnte.
Und so schenkte Viggo der charmanten Fragestellerin ein Lächeln und erklärte sich einverstanden. E ließ nun seinerseits einen neugierigen Blick über die jungen Frauen gleiten, lächelte sie freundlich an und da begegnete er ihren Augen. Ein helles Blau, strahlend. Viggos Herz setzte für einen Schlag aus.
Doch bevor er ihren Blick fesseln und erkennen konnte, zu wem diese unglaublichen Augen gehörten, waren die jungen Frauen an ihn herangetreten und begannen sich um ihn herum zu postieren. Die junge Frau, die ihn gefragt hatte, bat nun den Fahrer, das Foto zu machen.
Zwei der Damen wurden von ihren Freundinnen regelrecht herangezogen. Es schien im ersten Moment so, als wären die beiden nicht daran interessiert, mit auf das Foto zu kommen. Die beiden wurden jeweils links und rechts neben ihn hingestellt und vorsichtig legte Viggo jeweils einen Arm um die Schultern der beiden. Behutsam zog er sie ein weniger näher an sich heran und dabei bemerkte er, dass beide zu zittern begonnen hatten.
Viggos Fahrer bat um Aufmerksamkeit, Viggo lächelte in die Kamera, ein Blitz flammte auf, und das Foto war geschossen.
Viggo war von der zurückhaltenden Art der jungen Frauen angetan und so beschloss er, jeder von ihnen noch ein Autogrammfoto zu überreichen, sofern sie daran interessiert waren.
Er wand sich an die junge Frau an seiner rechten Seite, während er eine Autogrammkarte und einen Stift hervorkramte.
„What’s your name?“, fragte er leise.
Überrascht hob sie den Kopf, und Viggo verschlug es den Atem. Das waren die Augen die er eben gesehen hatte. Dieses unglaubliche Blau! Diese unendliche Tiefe!
Sie sagte etwas, stockend, was Viggo nicht verstehen konnte. Und dann sah er etwas wie Schmerz, Verzweiflung und Einsamkeit in ihren Augen aufblitzen. Bevor Viggo noch etwas sagen konnte, antwortete sie ihm auf seine Frage.
„My name is Cathrin!“, flüsterte sie.
Ungern nur löste Viggo den Augenkontakt, er schrieb eine Widmung auf die Autogrammkarte und setzte seinen Namen darunter, dann reichte er ihr das Bild.
„Thank you!“, flüsterte sie wieder.
Viggo hätte sich gerne noch ein wenig mit ihr unterhalten, doch da waren noch die anderen jungen Damen. Also verteilte Viggo seine Autogramme erst einmal weiter.
Doch plötzlich wimmelte es um Viggo herum nur so von Menschen. Er war erkannt worden. Sicherheitskräfte waren herbeigeeilt und baten Viggo, doch ins Gebäude zu kommen. Von ein paar Bodyguards flankiert, eilte Viggo über den roten Teppich. Bevor sich die Tür hinter Viggo schloss, sah er sich noch einmal um. Einige Fans hatten begonnen seinen Namen zu rufen. Doch deswegen sah Viggo sich nicht um. Suchend glitt sein Blick durch die Menge. Wo war sie? Wo waren diese unglaublichen Augen, die sich in seine Seele gebrannt hatten?
Doch er konnte sie nirgendwo mehr entdecken und Bedauern stieg in Viggo hoch. Automatisch hob er die Hand und winkte der jubelnden Menge noch einmal zu, dann schloss sich endgültig die Tür des Berlinale Palasts hinter ihm.
Und während Viggo sich von den Sicherheitskräften weiter durch die Gänge führen ließ, musste Viggo ständig an diese unglaublichen Augen denken. Und für einen Augenblick vermischte sich der Schmerz und die Einsamkeit, die er in ihren Augen gesehen hatte, mit seinen Gefühlen des Schmerzes und der Einsamkeit, wenn er sein Haus auf seiner Ranch in Idaho betrat. Niemand der dort auf ihn wartete, niemand, der sich freute, dass er nach Hause kam. Das Gefühl der Sehnsucht nach jemanden, der mit ihm sein Leben teilte, wurde übermächtig stark in ihm.
Was auch immer passieren würde, wem auch immer er begegnen würde, IHRE Augen würde er niemals vergessen. Er würde diese Augen überall wieder erkennen, egal wo er ihnen begegnen würde..................................................................................
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Re: Viggo FanFiction's
Kiss me, Mr. Mortensen!
Stell dir vor, es geschieht etwas Unglaubliches, etwas, das du dir bisher nur in deinen Träumen vorgestellt hattest. Stell dir vor, dass genau das passiert, doch du bist allein und keiner ist da, der dir bestätigt, dass es tatsächlich so war. Dann brauchst du einen kleinen Anhaltspunkt, einen Beweis dafür, dass du es wirklich erlebt hat.
***
Celeb saß zusammengesunken auf dem Boden vor dem Eingang des Esperanto Hotels in Fulda mit dem Rücken gegen die kühle Außenwand gelehnt und versuchte, ihre Atmung unter Kontrolle zu bekommen.
„Einatmen – ausatmen ... einatmen – ausatmen“, ging es ihr durch den Kopf. Nervös betrachtete sie ihre linke Hand, die sie ausgestreckt vor ihr Gesicht hielt. Sie zitterte noch immer. Ihre Umgebung und all die vielen verkleideten Menschen nahm sie nicht mehr wahr. Es war ganz ruhig. Alles um sie herum schien wie ein Stummfilm abzulaufen. Sie war ganz allein mit sich selbst beschäftigt und mit ihren Gedanken an ihn. Sie war sich sicher, dass sich ihre Freundinnen schon längst Sorgen machen und nach ihr suchen würden, doch das war ihr in diesem Moment egal. Celeb wollte einfach nur allein sein. Immer und immer wieder spielte sich die soeben erlebte Szene vor ihrem inneren Auge ab. War es tatsächlich geschehen? Oder war ihre Fantasie mit ihr durchgegangen? Wieder atmete sie tief durch und schloss die Augen. Angestrengt dachte sie an das, was geschehen war und suchte nach der undichten Stelle, nach dem Beweis, dass doch alles nur ein Traum, ein Hirngespinst, gewesen war.
Celeb hatte sich unglaublich auf dieses Wochenende und die RingCon 2005 gefreut. Zusammen mit ihren Freundinnen konnte sie an diesem Wochenende genau so sein, wie sie war. Sie konnte mit ihnen in eine Welt eintauchen, die sie unglaublich faszinierte – in die Welt von Mittelerde. Sie war schon Wochen vorher so aufgeregt, dass es schon mal vorkam, dass sie zwei verschiedene Socken anzog, den Kaffee morgens in den Mixer streute, anstatt in die Filtertüte der Kaffeemaschine oder schlichtweg vergaß zu essen. Vieles hatte sie schon an diesem, dem ersten Tag der RingCon erlebt und am Nachmittag begab sie sich zusammen mit Bommel, Honey und Sternchen zur Autogrammstunde auf die Empore des großen Saales, in dem auch schon die Eröffnungsfeier stattgefunden hatte. Allein der Gedanke daran, vor den Stars zu stehen, machte sie nervös. Doch ihre Nervosität sollte ins Unermessliche steigen, denn plötzlich stellte sich heraus, dass ein Überraschungsgast aufgetaucht war, ein HdR-Star, mit dem niemand gerechnet hatte. Craig Parker und Mark Ferguson waren zur Autogrammstunde erschienen und auch Lori Dungey und John Noble.
Celeb hatte mit Honey, Sternchen und Bommel in der Schlange angestanden, als plötzlich ein Raunen durch die Menge ging. Geschockt drehte sich Bommel, die von der Gruppe als erste in der Reihe stand, zu Honey um und stotterte mit weit aufgerissenen Augen:
„D-d-da ist ...Viggo!!!“
„Du spinnst“, antwortete Honey. „Das kann doch nicht sein.“
„Dooooch. Sieh doch hin!“, protestierte Bommel und zog Honey an der Schulter weiter nach vorn. Sternchen drängelte sich hinter die beiden und stellte sich auf die Zehenspitzen, um sich auch davon zu überzeugen, dass Bommel die Wahrheit sagte.
„Oh Gott ...JA. Das ist er!“, schrie Sternchen und hielt sich schnell beschämt die Hand vor den Mund, als ihr bewusst wurde, wie laut sie geschrieen hatte. Celeb jedoch brauchte nicht lange, um die Situation zu erkennen. Natürlich war es Viggo. Sie hatte nur einen kurzen Blick auf ihn werfen können, aber das hatte gereicht. Er saß am letzten Tisch gleich hinter John Noble und schrieb zum Erstaunen der Besucher Autogramme, ohne dafür Bezahlung zu verlangen. Er wollte, wie es schien, den Fans einfach eine Freude machen und sie überraschen.
Mit Viggo hätte Celeb niemals gerechnet. Sie wollte ihm nie begegnen. Sie war immer fest davon überzeugt gewesen, das sie das nicht überstehen würde. Ganz sicher wäre sie nicht dort gewesen, wenn sie es vorher gewusste hätte. Ihr stockte der Atem. Geschockt taumelte sie einen Schritt zurück und rang nach Luft. Nachdem die Nachricht auch die wartende Menge hinter ihr erreicht hatte, drängten die Fans an Celeb vorbei nach vorn. Erst konnte Celeb nichts tun. Sie wurde einfach mitgetragen. Doch sie wusste, dass sie das nicht wollte. Schnell trat sie einen Schritt zur Seite. Sie wollte nach Sternchen und Honey rufen, die sich noch in ihrem Blickfeld befanden, doch ihre Stimme versagte und schon konnte sie die Beiden nicht mehr sehen. Die Menge schob sich weiter nach vorn und Celeb stand wie angewurzelt am Rande, unfähig, sich zu bewegen. Verkrampft hielt sie ihren Autogrammgutschein in der Hand. Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sie ein netter Mann ansprach.
„Hey. Was ist mit dir? Möchtest du noch Autogramme haben oder nicht?“, fragte er und sah Celeb mit einem prüfenden Blick an. Wahrscheinlich sah sie sehr blass aus und er machte sich Sorgen, dass sie umkippen könnte. Seine Worte drangen nur leise und wie durch einen Schleier an ihr Ohr.
„Was? Oh...äh...Autogramme? ... Nein. Also ja...ich meine...ja“, stotterte sie und grinste gequält. Langsam ging sie auf den ersten Tisch zu, an dem Craig mit einem freundlichen Lächeln auf sie wartete. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass nur noch ganz wenige Leute auf der Empore standen und die Fanmasse schon verschwunden war. Offensichtlich war sie die Letzte, die in der Reihe stand. Ihre Knie begannen zu zittern.
***
„Maus...!!! Hier bist du? Was tust du denn hier ganz allein?“
Celeb reagierte nicht. Sie saß gedankenverloren auf dem Boden, noch immer an die Wand gelehnt. Erst als Honey sie an den Schultern packte und sie schüttelte, kehrte Celeb zurück aus ihrer Trance. Verstört sah sie ihre Freundinnen an. Honey, Sternchen und Bommel standen besorgt um sie herum.
„Du warst auf einmal weg. Wir haben dich schon überall gesucht“, sprach Sternchen.
„Ja, wir dachten, du hättest dich schon vor uns an Viggo rangemacht und wärst schon wieder in der Markthalle“, grinste Bommel und Sternchen begann zu kichern.
„Rangemacht? ICH?“ Celeb sah Bommel erschrocken an. „Viggo hat mich doch geküsst. Nicht ich ihn“, antwortete sie verstört. Honey, Sternchen und Bommel sahen sich an und begannen lauthals zu lachen.
„Der war gut“, jaulte Bommel und Sternchen schlug sich lachend auf ihr Knie. Celeb konnte darüber gar nicht lachen und wartete geduldig den Anfall ihrer Mädels ab.
„Neee, wirklich jetzt“, verkündete Celeb.
„Nun ist aber gut. Jetzt hat der Spass ein Loch“, jodelte Sternchen und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.
„Echt mal. Ich hole gleich Orlando aus meinem Koffer. Der zieht dir die Ohren lang“, scherzte Honey. Doch Celeb schien die Situation noch immer nicht komisch zu finden. Kein Grinsen lag auf ihren Lippen und ihre Augen wurden immer trauriger.
„Mädels...!“, sagte Sternchen plötzlich, die ihre Freundin nun etwas genauer betrachtete. „Ich glaube das war kein Spaß“, ergänzte sie. Honey und Bommel verstummten schlagartig und sahen erschrocken ihr Kücken, wie sie Celeb manchmal nannten, da sie die Jüngste von ihnen war, an.
„Süße? Ist das wahr?“, fragte Bommel. Celeb hatte noch immer nicht ihren gesamten Wortschatz wiedergefunden. Zögerlich nickte sie nur. Langsam ließen sich Honey, Sternchen und Bommel neben ihr auf dem Boden nieder und sahen Celeb erwartungsvoll an.
„Wie, er hat dich geküsst?“, brachte Honey nur heraus und griff nach Celebs Hand.
Zögerlich begann diese zu erzählen.
***
Nachdem Celeb an den Tischen von Craig, Mark, Lori und John vorbeigegangen war und sich ihre Autogrammfotos unterschreiben lassen hatte, stand nur noch ein Tisch ein paar Meter vor ihr – und an dem saß Viggo. Für einen Moment blieb sie stehen und überlegte, ob es nicht doch besser wäre, sich umzudrehen und wegzulaufen. Doch Viggo hatte sie natürlich schon entdeckt und strahlte sie an. Celeb schluckte.
„Das überleb ich nicht. Ich bin ganz allein hier. Wo sind die Mädels? Keiner kann mich auffangen, wenn ich jetzt umkippe“, dachte sie verzweifelt. Noch einmal sah sie über ihre Schulter. Sie war tatsächlich die Letzte. Keiner der Fans war mehr hinter ihr. Lori und John standen gerade auf, um zu gehen und Craig und Mark standen an einem der Tische und unterhielten sich angeregt.
„Was soll ich ihm denn sagen?“
„Du brauchst ihm nichts sagen.“
„Aber ich muss doch irgendetwas zu ihm sagen?“
„Quatsch. Der sitzt da und schreibt seinen Namen auf eines der Fotos die vor ihm liegen und du gehst weiter. Fertig.“
Celeb führte in Gedanken ein Gespräch mit sich selbst. Schüchtern sah sie Viggo an. Er musste wohl bemerkt haben, dass sie zögerte, zu ihm zu kommen und winkte sie freundlich heran. Celeb bemerkte, dass ihr Kopf schlagartig die Farbe eines Feuermelders annahm. Doch nun war es zu spät, um wegzulaufen. Sie musste da jetzt durch. Zögerlich setzte sie einen Fuß vor den anderen. Es kam ihr vor als dauerte es eine Ewigkeit, bis sie an seinem Tisch angelangt war.
„Hi, what’s your name?“, fragte er freundlich, ohne sie anzusehen. Er hatte schon seinen Stift schreibbereit in der Hand. Celeb bezweifelte, dass sie auch nur eine Silbe über die Lippen bringen würde, aber versuchen musste sie es ja schließlich.
„Celeb...äh... My name is Ulrike“, piepste sie heiser und wurde geradezu dunkelrot im Gesicht.
„Uhlriege?“, fragte er nach. Celeb nickte schüchtern und buchstabierte ihm ihren Namen. Dann signierte Viggo das Foto und hob den Blick. Lächelnd übergab er ihr das Autogramm. Für einen Moment sah er ihr in die Augen, doch dann wanderte sein Blick plötzlich tiefer. Ein freches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Celeb konnte es nicht fassen. Starrte er ihr etwa auf den Busen? Doch dann traf es sie wie ein Blitz. Augenblicklich wünschte sie sich ein Loch im Boden, in dem sie versinken konnte. Denn schlagartig fiel ihr ein, was sie an diesem Tage angezogen hatte. Sie konnte nicht glauben, dass sie daran nicht gedacht hatte. Kurz vor der Con überlegten Honey, Sternchen und sie, was sie für witzige Sprüche auf ihre T-Shirts drucken lassen konnten. Celeb musste nicht lange überlegen, was auf ihrem T-Shirt stehen sollte, doch hätte sie geahnt, dass Viggo kommen würde, hätte sie dieses T-Shirt ganz sicher nicht angezogen. Auf diesem stand:
„Viggo, I’m Billy Boyd. Kiss me!”
Celeb wurde übel. Instinktiv sah sie sich nach einem Fluchtweg um. „Da. Die Tür. Das muss der Ausgang sein. Schnell weg“, dachte sie, doch plötzlich erhob sich Viggo und kam um den Tisch herum gelaufen. Celeb schluckte. Noch ehe sie irgendetwas denken oder tun konnte, stand Viggo vor ihr. Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und plötzlich, Celeb wusste gar nicht, wie ihr geschah, spürte sie seine Lippen auf den ihrigen. Sie waren ganz weich. Und sie wollten offensichtlich etwas länger dort verweilen. Celebs Herz setzte aus und sie glaubte, der Boden unter ihren Füßen würde sich auflösen. Seine Hände hielten ihr Gesicht ganz zärtlich und Celeb schloss die Augen. Dieser Moment war so unreal, dass sie fest davon überzeugt war, sie würde im Bett liegen und träumen. Sie ließ sich fallen und registrierte plötzlich, dass sich seine Lippen öffneten. Zaghaft bat Viggos Zunge um Einlass und Celeb glaubte, den Verstand zu verlieren.
„Great Viggo...Great”, hörte sie plötzlich aus weiter Ferne eine Stimme rufen, von der sie glaubte, dass sie Craig gehörte. Celeb wurde wieder in die Wirklichkeit geholt. Sie träumte nicht. Sie war hier. Es war Realität! Sie riss die Augen auf und löste sich abrupt von Viggo. Schnell wandte sie sich um und sah in die Richtung, aus der nun auch noch lauter Applaus kam. Craig und Mark standen an einem der Tische und klatschen in die Hände.
„I wondered, what you would like to do, when you look at her T-Shirt“, lachte Craig. Viggo grinste weiterhin nur sein freches Grinsen. Celeb war die ganze Situation unglaublich peinlich und unangenehm. Viggo rief Craig irgendetwas zu. Es klang irgendwie verärgert, doch was genau er sagte, verstand sie nicht mehr. Sie hatte sich abgewandt und lief langsam zur Tür. Völlig geschockt und aufgelöst lief sie die Treppen hinunter und ging zum Ausgang des Hotels. Dann gaben ihre Knie nach und erschöpft sank sie an der Außenmauer des Gebäudes zusammen. Ungläubig fuhr sie mit den Fingern über ihre Lippen.
***
„Das ist doch nicht wahr, oder? Du verscheißerst uns doch, stimmt’s?“, fragte Honey ungläubig. Sternchen und Bommel sahen sie mit offenen Mündern an.
„Nein...ich schwöre es. Es war wirklich so. Ich habe gerade eine halbe Stunde gebraucht, um mir darüber klar zu werden“, antwortete Celeb.
„Das glaub ich nicht“, brachte Sternchen nur hervor und wedelte sich Luft mit einem Prospekt zu. „Du bindest uns doch hier einen fetten Bären auf“, ergänzte sie.
„Warum glaubt ihr mir denn nicht?“, fragte Celeb verzweifelt.
Plötzlich hörten die Vier lautes Kreischen und die Tür zum Esperanto öffnete sich. Ein paar Männer vom Sicherheitsdienst tauchten auf. Sie liefen um eine Person herum und versuchten, diese vor der kreischenden Fanmasse zu beschützen. Es war Viggo, der dort aus dem Hotel kam. Erst jetzt fiel den vier Freundinnen der große schwarze Wagen auf, der am Ende des roten Teppichs an der Straße mit geöffneter Tür wartete. Viggo wollte offensichtlich die RingCon schon wieder verlassen. Er lief eiligen Schrittes über den Teppich und drehte sich einige Male um, um den Fans hinter ihm zu winken. Er hatte schon fast den Wagen erreicht, als plötzlich sein Blick auf die kleine Gruppe fiel, die etwas entfernt auf dem Boden hockte. Celeb starrte ihn an und bemerkte erneut, wie ihr nervöser Magen zu rebellieren begann. Ihre Blicke trafen sich. Ein Lächeln umspielte Viggos Lippen und plötzlich zwinkerte er Celeb zu. Dann war er auch schon im Wagen verschwunden.
Noch lange nachdem der Wagen davongefahren war und die Fans wieder im Esperanto verschwunden waren, schauten Honey, Sternchen und Bommel sich sprachlos an. Dann musterten sie ihre Freundin Celeb. Sie saß in Gedanken versunken vor ihnen und hatte ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. Honey, Sternchen und Bommel wurde schlagartig klar, dass das, was Celeb ihnen soeben erzählt hatte, tatsächlich geschehen war.
***
Nachdenklich schaute Viggo aus dem abgedunkelten Wagenfenster. Er dachte noch einmal an das Mädchen von der Autogrammstunde und hoffte, dass er sie nicht zu sehr erschreckt hatte mit dem spontanen Kuss. Aber schließlich hatte sie es ja auch provoziert, dachte er sich und seine Lippen formten ein kleines freches Grinsen. Gerne hätte er noch einmal kurz mit ihr gesprochen und ihr gesagt, wie witzig und originell er den Spruch auf ihrem T-Shirt fand, doch leider war sie schon von der Empore verschwunden, als er sich ihr wieder zuwenden wollte. Er war so sehr damit beschäftigt gewesen, Craig zu tadeln, der sich über seine Reaktion auf das T-Shirt lustig gemacht hatte, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie sie gegangen war. Viggo war froh, dass er sie noch einmal kurz am Ausgang gesehen hatte. Sie hatte auf sein Augenzwinkern mit einem verlegenen Lächeln reagiert. Unwillkürlich schlich sich auch ein Lächeln auf sein Gesicht. Er sah ihr hübsches Gesicht vor sich und ihren verwirrten Blick, den er irgendwie bezaubernd fand. Er war sich sicher, dass er diesen kurzen Überraschungsauftritt auf der RingCon wohl nie vergessen würde.
~ The End ~
Autorenanmerkung:
Wer die Dokumentationen zu den Dreharbeiten von „Der Herr der Ringe“ auf den Spezial Extended DVD Editions gesehen hat, dem wird der Beitrag, in dem gezeigt wird, dass Viggo Mortensen gern mal seine Schauspielkollegen küsst, nicht entgangen sein. Bei den Dreharbeiten zur Hochzeitsszene von Sam und Rosie entschloss sich Viggo sogar überraschend dazu, Sean Astin am Beispiel von Billy Boyd zu erklären, wie man eine richtig gute Kussszene spielt. Er schloss Billy in die Arme und küsste ihn leidenschaftlich. Billy meinte dazu: „Für einen Moment war ich verliebt...Dann wurde mir schlecht.“
Bei einem Treffen mit Celeb sprachen wir amüsiert über diese Szene und es entstand die Idee zu diesem Ficlet. Wir fragten uns, was Viggo wohl tun würde, wenn wirklich ein Fan mit solch einem T-Shirt vor ihm stehen würde...
Stell dir vor, es geschieht etwas Unglaubliches, etwas, das du dir bisher nur in deinen Träumen vorgestellt hattest. Stell dir vor, dass genau das passiert, doch du bist allein und keiner ist da, der dir bestätigt, dass es tatsächlich so war. Dann brauchst du einen kleinen Anhaltspunkt, einen Beweis dafür, dass du es wirklich erlebt hat.
***
Celeb saß zusammengesunken auf dem Boden vor dem Eingang des Esperanto Hotels in Fulda mit dem Rücken gegen die kühle Außenwand gelehnt und versuchte, ihre Atmung unter Kontrolle zu bekommen.
„Einatmen – ausatmen ... einatmen – ausatmen“, ging es ihr durch den Kopf. Nervös betrachtete sie ihre linke Hand, die sie ausgestreckt vor ihr Gesicht hielt. Sie zitterte noch immer. Ihre Umgebung und all die vielen verkleideten Menschen nahm sie nicht mehr wahr. Es war ganz ruhig. Alles um sie herum schien wie ein Stummfilm abzulaufen. Sie war ganz allein mit sich selbst beschäftigt und mit ihren Gedanken an ihn. Sie war sich sicher, dass sich ihre Freundinnen schon längst Sorgen machen und nach ihr suchen würden, doch das war ihr in diesem Moment egal. Celeb wollte einfach nur allein sein. Immer und immer wieder spielte sich die soeben erlebte Szene vor ihrem inneren Auge ab. War es tatsächlich geschehen? Oder war ihre Fantasie mit ihr durchgegangen? Wieder atmete sie tief durch und schloss die Augen. Angestrengt dachte sie an das, was geschehen war und suchte nach der undichten Stelle, nach dem Beweis, dass doch alles nur ein Traum, ein Hirngespinst, gewesen war.
Celeb hatte sich unglaublich auf dieses Wochenende und die RingCon 2005 gefreut. Zusammen mit ihren Freundinnen konnte sie an diesem Wochenende genau so sein, wie sie war. Sie konnte mit ihnen in eine Welt eintauchen, die sie unglaublich faszinierte – in die Welt von Mittelerde. Sie war schon Wochen vorher so aufgeregt, dass es schon mal vorkam, dass sie zwei verschiedene Socken anzog, den Kaffee morgens in den Mixer streute, anstatt in die Filtertüte der Kaffeemaschine oder schlichtweg vergaß zu essen. Vieles hatte sie schon an diesem, dem ersten Tag der RingCon erlebt und am Nachmittag begab sie sich zusammen mit Bommel, Honey und Sternchen zur Autogrammstunde auf die Empore des großen Saales, in dem auch schon die Eröffnungsfeier stattgefunden hatte. Allein der Gedanke daran, vor den Stars zu stehen, machte sie nervös. Doch ihre Nervosität sollte ins Unermessliche steigen, denn plötzlich stellte sich heraus, dass ein Überraschungsgast aufgetaucht war, ein HdR-Star, mit dem niemand gerechnet hatte. Craig Parker und Mark Ferguson waren zur Autogrammstunde erschienen und auch Lori Dungey und John Noble.
Celeb hatte mit Honey, Sternchen und Bommel in der Schlange angestanden, als plötzlich ein Raunen durch die Menge ging. Geschockt drehte sich Bommel, die von der Gruppe als erste in der Reihe stand, zu Honey um und stotterte mit weit aufgerissenen Augen:
„D-d-da ist ...Viggo!!!“
„Du spinnst“, antwortete Honey. „Das kann doch nicht sein.“
„Dooooch. Sieh doch hin!“, protestierte Bommel und zog Honey an der Schulter weiter nach vorn. Sternchen drängelte sich hinter die beiden und stellte sich auf die Zehenspitzen, um sich auch davon zu überzeugen, dass Bommel die Wahrheit sagte.
„Oh Gott ...JA. Das ist er!“, schrie Sternchen und hielt sich schnell beschämt die Hand vor den Mund, als ihr bewusst wurde, wie laut sie geschrieen hatte. Celeb jedoch brauchte nicht lange, um die Situation zu erkennen. Natürlich war es Viggo. Sie hatte nur einen kurzen Blick auf ihn werfen können, aber das hatte gereicht. Er saß am letzten Tisch gleich hinter John Noble und schrieb zum Erstaunen der Besucher Autogramme, ohne dafür Bezahlung zu verlangen. Er wollte, wie es schien, den Fans einfach eine Freude machen und sie überraschen.
Mit Viggo hätte Celeb niemals gerechnet. Sie wollte ihm nie begegnen. Sie war immer fest davon überzeugt gewesen, das sie das nicht überstehen würde. Ganz sicher wäre sie nicht dort gewesen, wenn sie es vorher gewusste hätte. Ihr stockte der Atem. Geschockt taumelte sie einen Schritt zurück und rang nach Luft. Nachdem die Nachricht auch die wartende Menge hinter ihr erreicht hatte, drängten die Fans an Celeb vorbei nach vorn. Erst konnte Celeb nichts tun. Sie wurde einfach mitgetragen. Doch sie wusste, dass sie das nicht wollte. Schnell trat sie einen Schritt zur Seite. Sie wollte nach Sternchen und Honey rufen, die sich noch in ihrem Blickfeld befanden, doch ihre Stimme versagte und schon konnte sie die Beiden nicht mehr sehen. Die Menge schob sich weiter nach vorn und Celeb stand wie angewurzelt am Rande, unfähig, sich zu bewegen. Verkrampft hielt sie ihren Autogrammgutschein in der Hand. Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sie ein netter Mann ansprach.
„Hey. Was ist mit dir? Möchtest du noch Autogramme haben oder nicht?“, fragte er und sah Celeb mit einem prüfenden Blick an. Wahrscheinlich sah sie sehr blass aus und er machte sich Sorgen, dass sie umkippen könnte. Seine Worte drangen nur leise und wie durch einen Schleier an ihr Ohr.
„Was? Oh...äh...Autogramme? ... Nein. Also ja...ich meine...ja“, stotterte sie und grinste gequält. Langsam ging sie auf den ersten Tisch zu, an dem Craig mit einem freundlichen Lächeln auf sie wartete. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass nur noch ganz wenige Leute auf der Empore standen und die Fanmasse schon verschwunden war. Offensichtlich war sie die Letzte, die in der Reihe stand. Ihre Knie begannen zu zittern.
***
„Maus...!!! Hier bist du? Was tust du denn hier ganz allein?“
Celeb reagierte nicht. Sie saß gedankenverloren auf dem Boden, noch immer an die Wand gelehnt. Erst als Honey sie an den Schultern packte und sie schüttelte, kehrte Celeb zurück aus ihrer Trance. Verstört sah sie ihre Freundinnen an. Honey, Sternchen und Bommel standen besorgt um sie herum.
„Du warst auf einmal weg. Wir haben dich schon überall gesucht“, sprach Sternchen.
„Ja, wir dachten, du hättest dich schon vor uns an Viggo rangemacht und wärst schon wieder in der Markthalle“, grinste Bommel und Sternchen begann zu kichern.
„Rangemacht? ICH?“ Celeb sah Bommel erschrocken an. „Viggo hat mich doch geküsst. Nicht ich ihn“, antwortete sie verstört. Honey, Sternchen und Bommel sahen sich an und begannen lauthals zu lachen.
„Der war gut“, jaulte Bommel und Sternchen schlug sich lachend auf ihr Knie. Celeb konnte darüber gar nicht lachen und wartete geduldig den Anfall ihrer Mädels ab.
„Neee, wirklich jetzt“, verkündete Celeb.
„Nun ist aber gut. Jetzt hat der Spass ein Loch“, jodelte Sternchen und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.
„Echt mal. Ich hole gleich Orlando aus meinem Koffer. Der zieht dir die Ohren lang“, scherzte Honey. Doch Celeb schien die Situation noch immer nicht komisch zu finden. Kein Grinsen lag auf ihren Lippen und ihre Augen wurden immer trauriger.
„Mädels...!“, sagte Sternchen plötzlich, die ihre Freundin nun etwas genauer betrachtete. „Ich glaube das war kein Spaß“, ergänzte sie. Honey und Bommel verstummten schlagartig und sahen erschrocken ihr Kücken, wie sie Celeb manchmal nannten, da sie die Jüngste von ihnen war, an.
„Süße? Ist das wahr?“, fragte Bommel. Celeb hatte noch immer nicht ihren gesamten Wortschatz wiedergefunden. Zögerlich nickte sie nur. Langsam ließen sich Honey, Sternchen und Bommel neben ihr auf dem Boden nieder und sahen Celeb erwartungsvoll an.
„Wie, er hat dich geküsst?“, brachte Honey nur heraus und griff nach Celebs Hand.
Zögerlich begann diese zu erzählen.
***
Nachdem Celeb an den Tischen von Craig, Mark, Lori und John vorbeigegangen war und sich ihre Autogrammfotos unterschreiben lassen hatte, stand nur noch ein Tisch ein paar Meter vor ihr – und an dem saß Viggo. Für einen Moment blieb sie stehen und überlegte, ob es nicht doch besser wäre, sich umzudrehen und wegzulaufen. Doch Viggo hatte sie natürlich schon entdeckt und strahlte sie an. Celeb schluckte.
„Das überleb ich nicht. Ich bin ganz allein hier. Wo sind die Mädels? Keiner kann mich auffangen, wenn ich jetzt umkippe“, dachte sie verzweifelt. Noch einmal sah sie über ihre Schulter. Sie war tatsächlich die Letzte. Keiner der Fans war mehr hinter ihr. Lori und John standen gerade auf, um zu gehen und Craig und Mark standen an einem der Tische und unterhielten sich angeregt.
„Was soll ich ihm denn sagen?“
„Du brauchst ihm nichts sagen.“
„Aber ich muss doch irgendetwas zu ihm sagen?“
„Quatsch. Der sitzt da und schreibt seinen Namen auf eines der Fotos die vor ihm liegen und du gehst weiter. Fertig.“
Celeb führte in Gedanken ein Gespräch mit sich selbst. Schüchtern sah sie Viggo an. Er musste wohl bemerkt haben, dass sie zögerte, zu ihm zu kommen und winkte sie freundlich heran. Celeb bemerkte, dass ihr Kopf schlagartig die Farbe eines Feuermelders annahm. Doch nun war es zu spät, um wegzulaufen. Sie musste da jetzt durch. Zögerlich setzte sie einen Fuß vor den anderen. Es kam ihr vor als dauerte es eine Ewigkeit, bis sie an seinem Tisch angelangt war.
„Hi, what’s your name?“, fragte er freundlich, ohne sie anzusehen. Er hatte schon seinen Stift schreibbereit in der Hand. Celeb bezweifelte, dass sie auch nur eine Silbe über die Lippen bringen würde, aber versuchen musste sie es ja schließlich.
„Celeb...äh... My name is Ulrike“, piepste sie heiser und wurde geradezu dunkelrot im Gesicht.
„Uhlriege?“, fragte er nach. Celeb nickte schüchtern und buchstabierte ihm ihren Namen. Dann signierte Viggo das Foto und hob den Blick. Lächelnd übergab er ihr das Autogramm. Für einen Moment sah er ihr in die Augen, doch dann wanderte sein Blick plötzlich tiefer. Ein freches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Celeb konnte es nicht fassen. Starrte er ihr etwa auf den Busen? Doch dann traf es sie wie ein Blitz. Augenblicklich wünschte sie sich ein Loch im Boden, in dem sie versinken konnte. Denn schlagartig fiel ihr ein, was sie an diesem Tage angezogen hatte. Sie konnte nicht glauben, dass sie daran nicht gedacht hatte. Kurz vor der Con überlegten Honey, Sternchen und sie, was sie für witzige Sprüche auf ihre T-Shirts drucken lassen konnten. Celeb musste nicht lange überlegen, was auf ihrem T-Shirt stehen sollte, doch hätte sie geahnt, dass Viggo kommen würde, hätte sie dieses T-Shirt ganz sicher nicht angezogen. Auf diesem stand:
„Viggo, I’m Billy Boyd. Kiss me!”
Celeb wurde übel. Instinktiv sah sie sich nach einem Fluchtweg um. „Da. Die Tür. Das muss der Ausgang sein. Schnell weg“, dachte sie, doch plötzlich erhob sich Viggo und kam um den Tisch herum gelaufen. Celeb schluckte. Noch ehe sie irgendetwas denken oder tun konnte, stand Viggo vor ihr. Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und plötzlich, Celeb wusste gar nicht, wie ihr geschah, spürte sie seine Lippen auf den ihrigen. Sie waren ganz weich. Und sie wollten offensichtlich etwas länger dort verweilen. Celebs Herz setzte aus und sie glaubte, der Boden unter ihren Füßen würde sich auflösen. Seine Hände hielten ihr Gesicht ganz zärtlich und Celeb schloss die Augen. Dieser Moment war so unreal, dass sie fest davon überzeugt war, sie würde im Bett liegen und träumen. Sie ließ sich fallen und registrierte plötzlich, dass sich seine Lippen öffneten. Zaghaft bat Viggos Zunge um Einlass und Celeb glaubte, den Verstand zu verlieren.
„Great Viggo...Great”, hörte sie plötzlich aus weiter Ferne eine Stimme rufen, von der sie glaubte, dass sie Craig gehörte. Celeb wurde wieder in die Wirklichkeit geholt. Sie träumte nicht. Sie war hier. Es war Realität! Sie riss die Augen auf und löste sich abrupt von Viggo. Schnell wandte sie sich um und sah in die Richtung, aus der nun auch noch lauter Applaus kam. Craig und Mark standen an einem der Tische und klatschen in die Hände.
„I wondered, what you would like to do, when you look at her T-Shirt“, lachte Craig. Viggo grinste weiterhin nur sein freches Grinsen. Celeb war die ganze Situation unglaublich peinlich und unangenehm. Viggo rief Craig irgendetwas zu. Es klang irgendwie verärgert, doch was genau er sagte, verstand sie nicht mehr. Sie hatte sich abgewandt und lief langsam zur Tür. Völlig geschockt und aufgelöst lief sie die Treppen hinunter und ging zum Ausgang des Hotels. Dann gaben ihre Knie nach und erschöpft sank sie an der Außenmauer des Gebäudes zusammen. Ungläubig fuhr sie mit den Fingern über ihre Lippen.
***
„Das ist doch nicht wahr, oder? Du verscheißerst uns doch, stimmt’s?“, fragte Honey ungläubig. Sternchen und Bommel sahen sie mit offenen Mündern an.
„Nein...ich schwöre es. Es war wirklich so. Ich habe gerade eine halbe Stunde gebraucht, um mir darüber klar zu werden“, antwortete Celeb.
„Das glaub ich nicht“, brachte Sternchen nur hervor und wedelte sich Luft mit einem Prospekt zu. „Du bindest uns doch hier einen fetten Bären auf“, ergänzte sie.
„Warum glaubt ihr mir denn nicht?“, fragte Celeb verzweifelt.
Plötzlich hörten die Vier lautes Kreischen und die Tür zum Esperanto öffnete sich. Ein paar Männer vom Sicherheitsdienst tauchten auf. Sie liefen um eine Person herum und versuchten, diese vor der kreischenden Fanmasse zu beschützen. Es war Viggo, der dort aus dem Hotel kam. Erst jetzt fiel den vier Freundinnen der große schwarze Wagen auf, der am Ende des roten Teppichs an der Straße mit geöffneter Tür wartete. Viggo wollte offensichtlich die RingCon schon wieder verlassen. Er lief eiligen Schrittes über den Teppich und drehte sich einige Male um, um den Fans hinter ihm zu winken. Er hatte schon fast den Wagen erreicht, als plötzlich sein Blick auf die kleine Gruppe fiel, die etwas entfernt auf dem Boden hockte. Celeb starrte ihn an und bemerkte erneut, wie ihr nervöser Magen zu rebellieren begann. Ihre Blicke trafen sich. Ein Lächeln umspielte Viggos Lippen und plötzlich zwinkerte er Celeb zu. Dann war er auch schon im Wagen verschwunden.
Noch lange nachdem der Wagen davongefahren war und die Fans wieder im Esperanto verschwunden waren, schauten Honey, Sternchen und Bommel sich sprachlos an. Dann musterten sie ihre Freundin Celeb. Sie saß in Gedanken versunken vor ihnen und hatte ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. Honey, Sternchen und Bommel wurde schlagartig klar, dass das, was Celeb ihnen soeben erzählt hatte, tatsächlich geschehen war.
***
Nachdenklich schaute Viggo aus dem abgedunkelten Wagenfenster. Er dachte noch einmal an das Mädchen von der Autogrammstunde und hoffte, dass er sie nicht zu sehr erschreckt hatte mit dem spontanen Kuss. Aber schließlich hatte sie es ja auch provoziert, dachte er sich und seine Lippen formten ein kleines freches Grinsen. Gerne hätte er noch einmal kurz mit ihr gesprochen und ihr gesagt, wie witzig und originell er den Spruch auf ihrem T-Shirt fand, doch leider war sie schon von der Empore verschwunden, als er sich ihr wieder zuwenden wollte. Er war so sehr damit beschäftigt gewesen, Craig zu tadeln, der sich über seine Reaktion auf das T-Shirt lustig gemacht hatte, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie sie gegangen war. Viggo war froh, dass er sie noch einmal kurz am Ausgang gesehen hatte. Sie hatte auf sein Augenzwinkern mit einem verlegenen Lächeln reagiert. Unwillkürlich schlich sich auch ein Lächeln auf sein Gesicht. Er sah ihr hübsches Gesicht vor sich und ihren verwirrten Blick, den er irgendwie bezaubernd fand. Er war sich sicher, dass er diesen kurzen Überraschungsauftritt auf der RingCon wohl nie vergessen würde.
~ The End ~
Autorenanmerkung:
Wer die Dokumentationen zu den Dreharbeiten von „Der Herr der Ringe“ auf den Spezial Extended DVD Editions gesehen hat, dem wird der Beitrag, in dem gezeigt wird, dass Viggo Mortensen gern mal seine Schauspielkollegen küsst, nicht entgangen sein. Bei den Dreharbeiten zur Hochzeitsszene von Sam und Rosie entschloss sich Viggo sogar überraschend dazu, Sean Astin am Beispiel von Billy Boyd zu erklären, wie man eine richtig gute Kussszene spielt. Er schloss Billy in die Arme und küsste ihn leidenschaftlich. Billy meinte dazu: „Für einen Moment war ich verliebt...Dann wurde mir schlecht.“
Bei einem Treffen mit Celeb sprachen wir amüsiert über diese Szene und es entstand die Idee zu diesem Ficlet. Wir fragten uns, was Viggo wohl tun würde, wenn wirklich ein Fan mit solch einem T-Shirt vor ihm stehen würde...
Re: Viggo FanFiction's
Nur ein Augenblick
Der Samstag hatte schon lustig begonnen, als sie sich alle am Vormittag zum Brunch getroffen hatten. Selten genug hatten sie die Möglichkeit, sich alle zu treffen. Es war eine schöne Einstimmung auf jenen Tag gewesen. Und sie alle genossen diese Treffen sehr, denn sie waren zu einer willkommenen und stets erwarteten Abwechselung geworden, zu einer Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen. Doch das war es nicht allein. Sie waren auch wahre Freunde und diese kleine Gemeinschaft war über die Jahre ein wichtiger Rückhalt für jede von ihnen geworden.
* ~ *
Der eisige Wind streifte ihr Gesicht und auch wenn es nur eine kurze Distanz war, die sie zu laufen hatte, so dachte sie dennoch, dass es in der Antarktis wohl nicht kälter sein konnte. Seit Wochen waren sie alle schon in freudiger Erwartung, was sie an jenem Tage erwarten würde. Es würde ein Highlight werden, dessen war sie sich sicher und wenn sie nur die Zeit genießen würde, die sie mit ihren Freundinnen verbringen konnte. Langsam kroch die Kälte unerbittlich an ihr herauf und sie fröstelte. Doch das konnte ihrer inneren Wärme, die sie aufgrund der Vorfreude verspürte, nichts anhaben. Dann endlich waren sie und ihre 7 Freundinnen am Eingang des Filmparks Babelsberg angekommen. In einem kleinen Kassenhaus saß, mit einer Fußheizung versteckt, die Kassiererin. Sie waren 8 Personen, zu wenige für den Gruppenpreis, der erst ab 15 Personen galt. Doch da musste sich doch etwas machen lassen. Das Problem war schnell geklärt, nachdem sich innerhalb kurzer Zeit weitere Ausstellungsbesucher an der Kasse eingefunden hatten, die sofort von einer ihrer Freundinnen abgefangen und in den Plan einweiht wurden. Nach einigem Hin und Her war auch von allen das Eintrittsgeld eingesammelt, man stellte sich kurz vor und noch bevor die Kassierin sich wundern konnte, war eine Gruppe entstanden, die sich über einen ermäßigten Eintrittspreis freute. Nach der Bezahlung hielten sie endlich die ersehnten Karten für die Herr der Ringe-Ausstellung in der Hand.
Nur noch wenige Meter bis zum Eingang der Halle, in der die Ausstellung war. Sie konnte es gar nicht mehr erwarten, Einlass zu erhalten. Wärme, das war das Einzige, was ihr momentan durch den Kopf ging. Ihre Finger spürte sie kaum noch durch die Kälte. Auf dem Weg vom Kassenhaus bis zum Halleneingang, der sich unendlich hinzuziehen schien, wurden sie von King Kong, einem Ritter, Metropolis und weiteren Figuren begrüßt, die den Weg zur Ausstellung säumten. Und nicht selten fielen ihnen dazu amüsante Kommentare ein, da diese Ausführungen zum Teil doch etwas lächerlich wirkten.
Nachdem am Einlass ein netter älterer Herr einen Teil ihrer Eintrittskarten abgerissen hatte, betraten sie gemeinsam das Foyer und sofort begannen die eigentlich erwachsenen Frauen wie kleine aufgeschreckte Hühner umher zu laufen. Auf einer Videoprojektionswand liefen die diversen Trailer zu den Herr der Ringe DVD´s. Vitrinen zeigten wunderschöne Schmuckstücke, die man gegen einen stolzen Preis erwerben konnte. Die Waffen der Gefährten sowie detailreiche Figuren von Sideshow Weta Collectibles gab es zu sehen. Die Krone König Elessars galt es genau so zu bestaunen, wie die Phiole mit dem Licht Earendils. Direkt am Eingang war eine aufwendig lackierte Harley Davidson zu bewundern, die mit Motiven aus dem Herrn der Ringe versehen war. Eine wahrlich detailverliebte Arbeit, die zugleich tief beeindruckte. Sie beschloss ihre Jacke an der Garderobe abzugeben und nach einiger Zeit hatten sich alle wieder auf einem Fleck vereint. Kurz bevor sie in die große Ausstellungshalle hinein gingen, sah sie noch einmal hinauf zur Videoprojektionswand. Dort war er und ein leichter Schauer überkam sie. Was war, wenn die Pressemitteilungen der letzten Tage doch einen Funken Wahrheit enthielten? In Gedanken war sie unendliche Male das Szenario durchgegangen und etwas Angst hatte sich in die Vorfreude auf diesen Tag gemischt. Doch sofort verwarf sie den Gedanken, da sie sicher war, dies wurde nur publiziert, um noch mehr Zuschauer anzulocken.
Endlich war es soweit, sie betraten Mittelerde. Natürlich war es nicht tatsächlich Mittelerde, jedoch war es die Version von Peter Jackson, die er durch seine Filme der ganzen Welt auf eine wundervolle Art präsentiert hatte.Sie wurden imposant von den Argonath begrüßt, die sich direkt vor ihnen erhoben. Staunend und und von Erfucht ergriffen, betrachtete sie die großen Statuen.Eine ihrer Freundinnen konnte der Versuchung nicht widerstehen und versuchte diesen ersten Eindruck mit einer Kamera festzuhalten, auch wenn dies streng verboten war. Sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte, doch entschied sie sich, außer mit einem leicht streng aufgesetzten Blick nicht darauf zu reagieren.
Schnell hatte man sich einen Schlachtplan überlegt, wie man die vielen Exponate, die in verschachtelten Kreisen, ähnlich einem Labyrinth aufgebaut waren, zu erkunden. Kaum waren sie an den Argonath vorbei, erblickte sie Anduril, das Schwert, das er in der Rolle des Aragorn im Film getragen hatte. Instinktiv wandte sie sich um. Sie wollte sicher gehen, nicht einem Trugschluss zu erliegen. Nein, da war niemand. Er war nicht da. Sie musste schmunzeln, ob ihrer instinktiven Reaktion. Doch schnell kam sie auf andere Gedanken, als sie gemeinsam mit ihren Freundinnen die ersten Zeichnungen von Alan Lee in Augenschein nahm. Diese vielen Details, die man erst auf den zweiten oder dritten Blick erkannte, waren beeindruckend. Natürlich fachsimpelten die Freundinnen dabei herum und so verdrängte sie ihre Gedanken, die sich in ihrem Kopf breit machen wollten.
Ein Sicherheitsmann beobachtete die Freundinnen aufmerksam, als sie sich einem wunderschönen Sattel näherten, der mit den Wappen Gondors verziert war. Nicht nur die Tatsache, dass es sich hierbei um eine wirklich im Film verwendete Requisite handelte und man die Gebrauchsspuren erkennen konnte verzauberte sie. Auch die Samtdecke, die zum Schutz für das Pferd auf dessen Rücken gelegt wurde, ehe der Sattel aufgelegt wurde, war atemberaubend schön. Sie war verziert mit dem weißen Baum Gondors und noch immer klebten Lehmspritzer an ihr. Vorsichtig wagte sie die Decke am Saum zu berühren. Sie wusste nicht warum, doch sie tat es. Ganz plötzlich überkam sie das Gefühl, dass sie beobachtet wurde. Jemand stand unmittelbar links hinter ihr. Als sie auf den Boden sah, konnte sie seine Schuhspitzen sehen, die direkt hinter ihr waren. Rasch zog sie ihre Hand zurück und versuchte unauffällig zu wirken. Da er immer noch hinter ihr stand, wagte sie es nicht, diesen Weg als Fluchtweg einzuschlagen, da es keinen Platz mehr zwischen ihm und dem nächsten Exponat gab. Sie machte eine Drehung nach rechts und hakte sich bei einer ihrer Freundinnen unter und so sah sie den Mann nicht an, dessen Blick sie meinte, immer noch in ihrem Nacken spüren zu können. Sein After Shave hatte ihre Sinne bereits erreicht und angenehm benebelt. Dennoch hatte sie es nicht gewagt, sich umzublicken.
Zu ihrer linken Seite hingen weitere fantastische Zeichnungen von Alan Lee, die als Entwürfe für Lothlorien vorgesehen waren und sie nutzte die Gelegenheit ihre Freundinnen ein wenig zu foppen. Sie stellte ihnen die Aufgabe, in diesen Bildern die Elben zu finden, die wirklich wie in einem Suchbild erst auf den zweiten Blick zu erkennen waren. Natürlich fanden ihre Freundinnen die Elben nicht auf Anhieb und staunten, als sie ihnen die unauffälligen Geschöpfe am unteren Bildrand zeigte.
Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein wahrhaftig mehr als detailreiches Modell, das als Vorlage für die Vision Frodos bezüglich der Vernichtung Hobbitons verwendet worden war, als er in Galadriels Spiegel sah. Erst jetzt wagte sie es, ihren Blick schweifen zu lassen. Doch sie konnte ihn nicht erblicken. Etwas verunsichert sah sie sich um. Sie wollte ihre Freundinnen nicht mit ihren, wie sie meinte, Hirngespinsten verunsichern. Doch hatte sie erst kurz zuvor bemerkt, dass er hinter ihr vorbei gegangen war, da der Duft seines After Shaves wieder in ihre Nase drang.
Immer mehr Menschen füllten die Gänge der Ausstellung und so zog sie es vor, ein wenig zu warten, ehe sie sich dem nächsten Exponat näherte. Langsam ging sie näher und es war faszinierend. Eine lebensgroße Puppe Boromirs lag in einem Boot. Es war die Pose im Film, in der er auf den Wellen des Anduin seine letzte Ruhe gefunden hatte und in den Fluten der Rauros Fälle seine letzte Reise antrat. Das gespaltene Horn Gondors lag neben ihm und seine Hände hielten sein Schwert, das auf seinem Körper lag. Sein Kopf war auf einem samtartigen Kissen gebettet, das wie ein Bündel zusammengeschnürt war. Seine Rüstung zeigte Abnutzungserscheinungen vom Kampf auf und die Wappen Gondors zierten seine Kleidung und auch seine Rüstung. Ihr Blick wanderte über diese wirklich sehr lebensechte Kopie und sie tauschte überraschte Blicke mit ihren Freundinnen aus. Fasziniert versuchte sie, sich jedes Detail einzuprägen. Es war eine wirklich mehr als erstaunliche Arbeit gewesen, die Richard Taylor und sein Team von Weta dort absolviert hatten. Ihr Blick verweilte auf Boromirs Händen und sie erinnerte sich an die Szene im Film und die traurige Musik von Howard Shore, die sie in ihrem Ohr zu hören glaubte. Es war eine der Szenen in den drei Teilen, die sie am meisten berührt hatte und nun überkam sie dieses Gefühl der Trauer und der Ergriffenheit erneut.
* ~ *
Eine Träne bahnte sich ihren Weg über ihre Wange. Verlegen wischte sie sie fort und blickte nach links und rechts, doch ihre Freundinnen waren nicht mehr bei ihr. Nur eine Traube fremder Menschen, die ihr kaum Platz ließen. Verzweifelt versuchte sie, einen Weg aus der Menge zu finden. Sie entschied, sich rückwärts herauszudrehen. Da war es wieder, dieses After Shave, das ihr vorhin die Sinne geraubt hatte. Gerade als sie eine halbe Drehung gemacht hatte, stieß sie gegen ihn. Da sie drohte zu stürzen, weil die Leute so drängelten, fing er sie auf und hielt sie mit seinen Händen an ihren Schultern fest. Ihr Blick wanderte langsam höher und sie sah in zwei blau-graue Augen, die sie freundlich ansahen und fixierten. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Das war ein Traum. Sie war ganz sicher, dass dies nur ein Traum sein konnte. Sie schloss die Augen, doch als sie sie wieder öffnete, sah er sie unverändert an und erkundigte sich, ob mit ihr alles in Ordnung sei. Doch sie war nicht in der Lage, auf irgendeine Art zu antworten. Sie löste sich aus dieser unfreiwilligen Umarmung und brachte schnell einige Schritte rückwärts zwischen sich und ihn. Dabei wäre sie fast gegen die lebensgroße Figur des Lurtz gestoßen. Doch zum Glück befand sich diese auf einem Podest und so stoppte sie, als sie dieses im Rücken spürte.
Tausend Blicke schienen auf sie gerichtet zu sein. „Gab es noch etwas Peinlicheres?“, fragte sie sich verzweifelt. Ihre Hände wurden leicht schwitzig, ihr Herz raste, ihre Augen suchten hektisch ihre Freundinnen. Ihre Kehle schien sich zuzuschnüren. Sie musste hier raus. Sie musste hier sofort raus. Sie bahnte sich ihren Weg zur Notausgangstür, die sich direkt rechts neben dem Boromir- Exponat befand. Doch diese war zu ihrem Entsetzen verschlossen. Warum war diese Tür verschlossen? Dies hier war ein Notfall! Was wäre, wenn ein Feuer ausbräche? Dann müsste diese Tür doch auch offen sein. Solche und ähnliche Gedanken rasten durch ihren Kopf. Wo waren nur ihre Freundinnen? Warum kam sie hier nicht heraus? Wo war er?
Ihr Blick wanderte umher. Anscheinend war er verschwunden. Erst jetzt war ihr aufgefallen, dass er nicht mehr dort stand, wo er noch vor wenigen Augenblicken gestanden hatte. Doch dies war nun egal. Sie wollte sich nicht noch mehr blamieren und noch immer meinte sie, die Leute würden sie anstarren. Verzweifelt eilte sie den äußeren Gang entlang und rüttelte an den Notausgangstüren. Doch sie hatte kein Glück. Es war nicht einfach, sich durch die Menschenmassen zu bewegen, doch letztendlich blieb ihr nichts anderes übrig, da sie die Orientierung verloren hatte. Vollkommen verzweifelt stand sie mitten in der Menge und wurde vereinzelt von vorbeigehenden Menschen angerempelt, weil sie mitten im Weg stand.
Kleine Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn, ihr Gesicht wurde bleich und ihr wurde bewusst, dass sie kurz davor war einen Kreislaufzusammenbruch zu erleiden. Sie versuchte, kontrolliert zu atmen und sich neu zu orientieren. Auf einmal legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Kaum noch in der Lage Widerstand zu leisten, folgte sie dem jungen Mann, der zum Wachpersonal gehörte. Und da erst realisierte sie, das sie wieder an ihrem Ausgangspunkt war. Der Mann hob einen der schweren schwarzen Molton-Vorhänge und gewährte ihr somit Einlass in einen Bereich, der sonst nur autorisiertem Personal vorbehalten war. Nur wenige Meter und sie konnte wieder frei durchatmen. Er öffnete ihr die Tür zum Außenbereich und ging. Doch dies registrierte sie kaum noch. Sie trat hinaus an die frische Luft und ging einige Schritte. An der Ecke des Hauses lehnte sie sich gegen die Außenwand, rutschte langsam daran herunter. Hockend versuchte sie, wieder die Kontrolle über ihren Körper zu erlangen.
Langsam beruhigte sich ihr Herzschlag wieder und ihre Atmung flachte ab. Warum hatte sie nicht auf ihre Intuition gehört? Warum war er hier? Warum musste sie sich vor allen Leuten und vor allem vor ihm so blamieren? Das war ein Alptraum! Sie griff zu ihrem Handy. Sie musste eine ihrer Freundinnen erreichen. Sicher würden sie sich schon Sorgen machen und nach ihr suchen. Doch dann fiel ihr ein, dass sie beim Eintritt in die Ausstellung dazu angehalten worden waren, die Handys auszuschalten. Sie würde keine ihrer Freundinnen erreichen können. Zudem wollte sie ihnen diesen Tag nicht verderben mit ihrer Panik. Was sollte sie nun tun? Hineingehen? Nein, das konnte sie nicht! Was wäre, wenn er noch da war? Warum war sie die Einzige, die ihn erkannt hatte? Sie hätte erwartet, eine kleine Massenpanik zu erleben, wenn er auf der Ausstellung herumlief. War er es wirklich gewesen? Oder war es doch nur ein Mann, der ihm verdammt ähnlich sah? Vielleicht spielte ihre Fantasie ihr auch nur einen Streich? Sie schloss die Augen und rief sich den Moment noch einmal ins Gedächtnis, als sie in seine Augen sah. Er war es gewesen, dessen war sie sich sicher. Diese Augen würde sie immer und überall erkennen. Es war wirklich geschehen. Schmerzlich wurde ihr bewusst, warum sie niemals auf ihn treffen wollte. Einer dieser Gründe war gerade zur grausigen Realität geworden. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie sich dort draußen in der eisigen Kälte ohne ihre Jacke den Tod holen würde. Sie saß dort nur mit einer Bluse bekleidet. Zu allem Überfluss begann es auch noch zu schneien. Ihr war schrecklich kalt. Die Schneeflocken tanzten vor ihren Augen, bevor einige zart ihr Gesicht berührten. Ihr Atem wurde in der klirrenden kalten Luft zu Nebel. Sie dachte an seine Augen und seinen gütigen Blick und verlor sich in ihre Gedanken. Sie zitterte am ganzen Körper und fühlte sich mit einem Mal so unendlich einsam, wie noch nie zuvor.
Abrupt wurde sie aus ihrem Gedanken gerissen, als sie bemerkte wie eine Limousine mit abgedunkelten Scheiben an ihr vorbeifuhr und keine 10 Meter entfernt anhielt. Eine Seitentür an der Rückseite der Ausstellungshalle öffnete sich kurz danach und er trat heraus. Am liebsten wäre sie im Nebel ihres Atems untergetaucht. Doch es hätte keinen Sinn gehabt zu flüchten. Wohin hätte sie gehen können? Er hätte es so oder so gesehen.Sie war sicher, er würde sie für einen Stalker oder etwas in der Art halten, die ihm sogar vor der Tür aufgelauerte. Nie wieder würde sie die Möglichkeit haben, dieses Bild zu revidieren, das sich ihm zwangsläufig aufdrängen musste. Warum war hier kein schwarzes Loch, in dem sie sich hätte verstecken können? Sie wandte ihren Blick beschämt ab. Das Einzige, das sie wie in einer automatischen Bewegung tat, war, sich aufzurichten. Sie konnte es nicht unterdrücken, dass sich nun heiße Tränen ihren Weg über ihre eiskalten Wangen bahnten. Dies war wirklich der schlimmste Tag ihres Lebens und es gab nichts, was daran noch hätte etwas ändern können. Da wagte sie es doch aufzusehen und in seine Richtung zu blicken. Sie hatte nichts mehr zu verlieren, denn das Wichtigste, ihren Ruf, ihren Eindruck auf ihn, den glaubte sie schon verloren zu haben. Der Fahrer der Limousine war aus dem Wagen ausgestiegen und lief um das Auto zur gegenüberliegenden Seite, um ihm die Tür aufzuhalten. Er selbst wurde von einem muskulösen Sicherheitsmann begleitet, der ihr einen warnenden Blick zuwarf und ständig über sein Headset mit einem Kollegen kommunizierte.
Weiterhin stand sie reglos an der Wand und beobachtete ihn. Doch sein Blick war auf den Boden gerichtet. Vielleicht hatte er sie ja doch nicht gesehen. Doch gerade als er in den Wagen einsteigen wollte, hob er den Blick und sah sie direkt an. Für wenige Sekunden sah er ihr genau in die Augen und erkannte den Kummer der darin lag. Ihr Herz zog sich krampfartig zusammen, um dann in einem erhöhten Takt seine Arbeit erneut aufzunehmen. Wiederholt forderte der Sicherheitsmann ihn auf, nun in den Wagen einzusteigen, sonst würden sie es wohl nicht mehr vom Gelände schaffen. Doch er sah diesen nur an, und deutete ihm mit der Hand noch einen Moment zu warten.
* ~ *
Er legte seine Hand auf den oberen Rand der offenen Limousinentür und fixierte die traurige Gestalt nachdenklich mit seinem Blick. Er erkannte sie wieder. Sie war es, die ihm in er Ausstellung bereits aufgefallen war. Dieser Augenblick hatte für ihn eine ganz besondere Bedeutung. Er konnte es sich nicht erklären, doch als er sie in der Ausstellung beobachtet hatte, wusste er, dass sie etwas Besonderes war. Die Art, wie sie die Exponate betrachtet hatte, zeigte ihm, mit welcher Ehrfurcht sie die Leistung der Crew würdigte und zugleich sah er, wie sie fast schon verspielt mit ihren Freundinnen umging. Er mochte diese Ausstrahlung sehr, da er zugleich Leidenschaft, Loyalität und Reife darin sah. Er konnte es sich selbst nicht erklären, aber genau das ging ihm durch den Kopf.
Dass er hierher gekommen war, war eine sehr kurzfristige Entscheidung gewesen. Eigentlich hatte er nur wenige freie Tage während seiner Dreharbeiten in London gehabt. Doch ein neues Angebot lockte ihn. Die Dreharbeiten sollten in nur acht Wochen genau an diesem Ort stattfinden, in Potsdam und Berlin. So schlug ihm seine Agentin vor, das Ganze doch zu verbinden, wenn er schon dort sei. Ein lukratives Angebot der Ausstellungsveranstalter lag vor, die ihn baten, die Ausstellung zu besuchen und so nutzte er die Gelegenheit , um sich gleich einmal umzusehen und sich somit auf sein neues Projekt vorzubereiten. Noch bevor die Ausstellung für den normalen Besucherverkehr an diesem Samstag geöffnet hatte, posierte er für einige werbewirksame Bilder. Doch er ließ es sich nicht nehmen, nach einer Kaffeepause in die Ausstellung zurückzukehren. Sozusagen inkognito wollte er die verschiedenen Reaktionen der Besucher sehen. Die Jahre, die er mit dem Dreh zu „Der Herr der Ringe“ verbracht hatte, bedeuten ihm viel und die Gelegenheit, alte Erinnerungen aufzufrischen, wollte er sich nicht entgehen lassen.
Er hatte in den letzten Jahren viel gearbeitet und kaum hatte er sich eine Auszeit genommen. Doch was ihn immer wieder faszinierte, war die Leidenschaft, mit der Menschen, die er traf über ihre Liebe zu Tolkien und seinem Werk sprachen oder welche Assoziationen und Erlebnisse sie mit den Filmen verbanden. Dies baute ihn auf und gab ihm neue Kraft. Doch seine Tarnung auf der Ausstellung als normaler Gast war aufgeflogen und er musste leider gehen.
Sie implizierte all dies. Sie vereinte alles, was er an den Menschen schätzte, die ihre Zuneigung zu Tolkien und seiner Welt offen zeigten und im Herzen trugen. Und vielleicht war sie ein bisschen mehr. Und während er sie ansah, formten seine Lippen Worte, die nur für sie bestimmt waren.
~*~
Mit leicht quietschenden Reifen fuhr der Wagen mit ihm davon und wieder glaubte sie geträumt zu haben. Doch es war wirklich geschehen. Und plötzlich war ihr nicht mehr kalt.
Jedes seiner Worte hatte sie von seinen Lippen lesen können und es erleichterte und erwärmte ihr Herz.
„Keine Tränen… Keine Sorge, es ist alles in Ordnung…. Ich danke dir.“
Ein letztes Mal hatte sie seine Augen gesehen und er hatte ihr Hoffnung gegeben. Und ohne es zu wissen, hatte auch sie ihm Hoffnung gegeben.
Nur wenige Augenblicke später kamen ihre Freundinnen zu ihr gelaufen und überschütteten sie mit Fragen. Der Wachmann, der sie vor Minuten von der Ausstellung nach draußen geführt hatte, hatte die suchenden Frauen zu ihr gebracht.
„Wir haben dich überall gesucht? Wo warst du? Geht es dir gut? Du wirst nicht glauben, was da drinnen gerade passiert ist?“, riefen sie aufgeregt.
Vollkommen gelassen und ruhig und ohne ihre Freundinnen anzusehen sagte sie:„Doch ich weiß es… Keine Sorge, es ist alles in Ordnung.“
Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen und ihre Augen funkelten.
Der Samstag hatte schon lustig begonnen, als sie sich alle am Vormittag zum Brunch getroffen hatten. Selten genug hatten sie die Möglichkeit, sich alle zu treffen. Es war eine schöne Einstimmung auf jenen Tag gewesen. Und sie alle genossen diese Treffen sehr, denn sie waren zu einer willkommenen und stets erwarteten Abwechselung geworden, zu einer Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen. Doch das war es nicht allein. Sie waren auch wahre Freunde und diese kleine Gemeinschaft war über die Jahre ein wichtiger Rückhalt für jede von ihnen geworden.
* ~ *
Der eisige Wind streifte ihr Gesicht und auch wenn es nur eine kurze Distanz war, die sie zu laufen hatte, so dachte sie dennoch, dass es in der Antarktis wohl nicht kälter sein konnte. Seit Wochen waren sie alle schon in freudiger Erwartung, was sie an jenem Tage erwarten würde. Es würde ein Highlight werden, dessen war sie sich sicher und wenn sie nur die Zeit genießen würde, die sie mit ihren Freundinnen verbringen konnte. Langsam kroch die Kälte unerbittlich an ihr herauf und sie fröstelte. Doch das konnte ihrer inneren Wärme, die sie aufgrund der Vorfreude verspürte, nichts anhaben. Dann endlich waren sie und ihre 7 Freundinnen am Eingang des Filmparks Babelsberg angekommen. In einem kleinen Kassenhaus saß, mit einer Fußheizung versteckt, die Kassiererin. Sie waren 8 Personen, zu wenige für den Gruppenpreis, der erst ab 15 Personen galt. Doch da musste sich doch etwas machen lassen. Das Problem war schnell geklärt, nachdem sich innerhalb kurzer Zeit weitere Ausstellungsbesucher an der Kasse eingefunden hatten, die sofort von einer ihrer Freundinnen abgefangen und in den Plan einweiht wurden. Nach einigem Hin und Her war auch von allen das Eintrittsgeld eingesammelt, man stellte sich kurz vor und noch bevor die Kassierin sich wundern konnte, war eine Gruppe entstanden, die sich über einen ermäßigten Eintrittspreis freute. Nach der Bezahlung hielten sie endlich die ersehnten Karten für die Herr der Ringe-Ausstellung in der Hand.
Nur noch wenige Meter bis zum Eingang der Halle, in der die Ausstellung war. Sie konnte es gar nicht mehr erwarten, Einlass zu erhalten. Wärme, das war das Einzige, was ihr momentan durch den Kopf ging. Ihre Finger spürte sie kaum noch durch die Kälte. Auf dem Weg vom Kassenhaus bis zum Halleneingang, der sich unendlich hinzuziehen schien, wurden sie von King Kong, einem Ritter, Metropolis und weiteren Figuren begrüßt, die den Weg zur Ausstellung säumten. Und nicht selten fielen ihnen dazu amüsante Kommentare ein, da diese Ausführungen zum Teil doch etwas lächerlich wirkten.
Nachdem am Einlass ein netter älterer Herr einen Teil ihrer Eintrittskarten abgerissen hatte, betraten sie gemeinsam das Foyer und sofort begannen die eigentlich erwachsenen Frauen wie kleine aufgeschreckte Hühner umher zu laufen. Auf einer Videoprojektionswand liefen die diversen Trailer zu den Herr der Ringe DVD´s. Vitrinen zeigten wunderschöne Schmuckstücke, die man gegen einen stolzen Preis erwerben konnte. Die Waffen der Gefährten sowie detailreiche Figuren von Sideshow Weta Collectibles gab es zu sehen. Die Krone König Elessars galt es genau so zu bestaunen, wie die Phiole mit dem Licht Earendils. Direkt am Eingang war eine aufwendig lackierte Harley Davidson zu bewundern, die mit Motiven aus dem Herrn der Ringe versehen war. Eine wahrlich detailverliebte Arbeit, die zugleich tief beeindruckte. Sie beschloss ihre Jacke an der Garderobe abzugeben und nach einiger Zeit hatten sich alle wieder auf einem Fleck vereint. Kurz bevor sie in die große Ausstellungshalle hinein gingen, sah sie noch einmal hinauf zur Videoprojektionswand. Dort war er und ein leichter Schauer überkam sie. Was war, wenn die Pressemitteilungen der letzten Tage doch einen Funken Wahrheit enthielten? In Gedanken war sie unendliche Male das Szenario durchgegangen und etwas Angst hatte sich in die Vorfreude auf diesen Tag gemischt. Doch sofort verwarf sie den Gedanken, da sie sicher war, dies wurde nur publiziert, um noch mehr Zuschauer anzulocken.
Endlich war es soweit, sie betraten Mittelerde. Natürlich war es nicht tatsächlich Mittelerde, jedoch war es die Version von Peter Jackson, die er durch seine Filme der ganzen Welt auf eine wundervolle Art präsentiert hatte.Sie wurden imposant von den Argonath begrüßt, die sich direkt vor ihnen erhoben. Staunend und und von Erfucht ergriffen, betrachtete sie die großen Statuen.Eine ihrer Freundinnen konnte der Versuchung nicht widerstehen und versuchte diesen ersten Eindruck mit einer Kamera festzuhalten, auch wenn dies streng verboten war. Sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte, doch entschied sie sich, außer mit einem leicht streng aufgesetzten Blick nicht darauf zu reagieren.
Schnell hatte man sich einen Schlachtplan überlegt, wie man die vielen Exponate, die in verschachtelten Kreisen, ähnlich einem Labyrinth aufgebaut waren, zu erkunden. Kaum waren sie an den Argonath vorbei, erblickte sie Anduril, das Schwert, das er in der Rolle des Aragorn im Film getragen hatte. Instinktiv wandte sie sich um. Sie wollte sicher gehen, nicht einem Trugschluss zu erliegen. Nein, da war niemand. Er war nicht da. Sie musste schmunzeln, ob ihrer instinktiven Reaktion. Doch schnell kam sie auf andere Gedanken, als sie gemeinsam mit ihren Freundinnen die ersten Zeichnungen von Alan Lee in Augenschein nahm. Diese vielen Details, die man erst auf den zweiten oder dritten Blick erkannte, waren beeindruckend. Natürlich fachsimpelten die Freundinnen dabei herum und so verdrängte sie ihre Gedanken, die sich in ihrem Kopf breit machen wollten.
Ein Sicherheitsmann beobachtete die Freundinnen aufmerksam, als sie sich einem wunderschönen Sattel näherten, der mit den Wappen Gondors verziert war. Nicht nur die Tatsache, dass es sich hierbei um eine wirklich im Film verwendete Requisite handelte und man die Gebrauchsspuren erkennen konnte verzauberte sie. Auch die Samtdecke, die zum Schutz für das Pferd auf dessen Rücken gelegt wurde, ehe der Sattel aufgelegt wurde, war atemberaubend schön. Sie war verziert mit dem weißen Baum Gondors und noch immer klebten Lehmspritzer an ihr. Vorsichtig wagte sie die Decke am Saum zu berühren. Sie wusste nicht warum, doch sie tat es. Ganz plötzlich überkam sie das Gefühl, dass sie beobachtet wurde. Jemand stand unmittelbar links hinter ihr. Als sie auf den Boden sah, konnte sie seine Schuhspitzen sehen, die direkt hinter ihr waren. Rasch zog sie ihre Hand zurück und versuchte unauffällig zu wirken. Da er immer noch hinter ihr stand, wagte sie es nicht, diesen Weg als Fluchtweg einzuschlagen, da es keinen Platz mehr zwischen ihm und dem nächsten Exponat gab. Sie machte eine Drehung nach rechts und hakte sich bei einer ihrer Freundinnen unter und so sah sie den Mann nicht an, dessen Blick sie meinte, immer noch in ihrem Nacken spüren zu können. Sein After Shave hatte ihre Sinne bereits erreicht und angenehm benebelt. Dennoch hatte sie es nicht gewagt, sich umzublicken.
Zu ihrer linken Seite hingen weitere fantastische Zeichnungen von Alan Lee, die als Entwürfe für Lothlorien vorgesehen waren und sie nutzte die Gelegenheit ihre Freundinnen ein wenig zu foppen. Sie stellte ihnen die Aufgabe, in diesen Bildern die Elben zu finden, die wirklich wie in einem Suchbild erst auf den zweiten Blick zu erkennen waren. Natürlich fanden ihre Freundinnen die Elben nicht auf Anhieb und staunten, als sie ihnen die unauffälligen Geschöpfe am unteren Bildrand zeigte.
Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein wahrhaftig mehr als detailreiches Modell, das als Vorlage für die Vision Frodos bezüglich der Vernichtung Hobbitons verwendet worden war, als er in Galadriels Spiegel sah. Erst jetzt wagte sie es, ihren Blick schweifen zu lassen. Doch sie konnte ihn nicht erblicken. Etwas verunsichert sah sie sich um. Sie wollte ihre Freundinnen nicht mit ihren, wie sie meinte, Hirngespinsten verunsichern. Doch hatte sie erst kurz zuvor bemerkt, dass er hinter ihr vorbei gegangen war, da der Duft seines After Shaves wieder in ihre Nase drang.
Immer mehr Menschen füllten die Gänge der Ausstellung und so zog sie es vor, ein wenig zu warten, ehe sie sich dem nächsten Exponat näherte. Langsam ging sie näher und es war faszinierend. Eine lebensgroße Puppe Boromirs lag in einem Boot. Es war die Pose im Film, in der er auf den Wellen des Anduin seine letzte Ruhe gefunden hatte und in den Fluten der Rauros Fälle seine letzte Reise antrat. Das gespaltene Horn Gondors lag neben ihm und seine Hände hielten sein Schwert, das auf seinem Körper lag. Sein Kopf war auf einem samtartigen Kissen gebettet, das wie ein Bündel zusammengeschnürt war. Seine Rüstung zeigte Abnutzungserscheinungen vom Kampf auf und die Wappen Gondors zierten seine Kleidung und auch seine Rüstung. Ihr Blick wanderte über diese wirklich sehr lebensechte Kopie und sie tauschte überraschte Blicke mit ihren Freundinnen aus. Fasziniert versuchte sie, sich jedes Detail einzuprägen. Es war eine wirklich mehr als erstaunliche Arbeit gewesen, die Richard Taylor und sein Team von Weta dort absolviert hatten. Ihr Blick verweilte auf Boromirs Händen und sie erinnerte sich an die Szene im Film und die traurige Musik von Howard Shore, die sie in ihrem Ohr zu hören glaubte. Es war eine der Szenen in den drei Teilen, die sie am meisten berührt hatte und nun überkam sie dieses Gefühl der Trauer und der Ergriffenheit erneut.
* ~ *
Eine Träne bahnte sich ihren Weg über ihre Wange. Verlegen wischte sie sie fort und blickte nach links und rechts, doch ihre Freundinnen waren nicht mehr bei ihr. Nur eine Traube fremder Menschen, die ihr kaum Platz ließen. Verzweifelt versuchte sie, einen Weg aus der Menge zu finden. Sie entschied, sich rückwärts herauszudrehen. Da war es wieder, dieses After Shave, das ihr vorhin die Sinne geraubt hatte. Gerade als sie eine halbe Drehung gemacht hatte, stieß sie gegen ihn. Da sie drohte zu stürzen, weil die Leute so drängelten, fing er sie auf und hielt sie mit seinen Händen an ihren Schultern fest. Ihr Blick wanderte langsam höher und sie sah in zwei blau-graue Augen, die sie freundlich ansahen und fixierten. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Das war ein Traum. Sie war ganz sicher, dass dies nur ein Traum sein konnte. Sie schloss die Augen, doch als sie sie wieder öffnete, sah er sie unverändert an und erkundigte sich, ob mit ihr alles in Ordnung sei. Doch sie war nicht in der Lage, auf irgendeine Art zu antworten. Sie löste sich aus dieser unfreiwilligen Umarmung und brachte schnell einige Schritte rückwärts zwischen sich und ihn. Dabei wäre sie fast gegen die lebensgroße Figur des Lurtz gestoßen. Doch zum Glück befand sich diese auf einem Podest und so stoppte sie, als sie dieses im Rücken spürte.
Tausend Blicke schienen auf sie gerichtet zu sein. „Gab es noch etwas Peinlicheres?“, fragte sie sich verzweifelt. Ihre Hände wurden leicht schwitzig, ihr Herz raste, ihre Augen suchten hektisch ihre Freundinnen. Ihre Kehle schien sich zuzuschnüren. Sie musste hier raus. Sie musste hier sofort raus. Sie bahnte sich ihren Weg zur Notausgangstür, die sich direkt rechts neben dem Boromir- Exponat befand. Doch diese war zu ihrem Entsetzen verschlossen. Warum war diese Tür verschlossen? Dies hier war ein Notfall! Was wäre, wenn ein Feuer ausbräche? Dann müsste diese Tür doch auch offen sein. Solche und ähnliche Gedanken rasten durch ihren Kopf. Wo waren nur ihre Freundinnen? Warum kam sie hier nicht heraus? Wo war er?
Ihr Blick wanderte umher. Anscheinend war er verschwunden. Erst jetzt war ihr aufgefallen, dass er nicht mehr dort stand, wo er noch vor wenigen Augenblicken gestanden hatte. Doch dies war nun egal. Sie wollte sich nicht noch mehr blamieren und noch immer meinte sie, die Leute würden sie anstarren. Verzweifelt eilte sie den äußeren Gang entlang und rüttelte an den Notausgangstüren. Doch sie hatte kein Glück. Es war nicht einfach, sich durch die Menschenmassen zu bewegen, doch letztendlich blieb ihr nichts anderes übrig, da sie die Orientierung verloren hatte. Vollkommen verzweifelt stand sie mitten in der Menge und wurde vereinzelt von vorbeigehenden Menschen angerempelt, weil sie mitten im Weg stand.
Kleine Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn, ihr Gesicht wurde bleich und ihr wurde bewusst, dass sie kurz davor war einen Kreislaufzusammenbruch zu erleiden. Sie versuchte, kontrolliert zu atmen und sich neu zu orientieren. Auf einmal legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Kaum noch in der Lage Widerstand zu leisten, folgte sie dem jungen Mann, der zum Wachpersonal gehörte. Und da erst realisierte sie, das sie wieder an ihrem Ausgangspunkt war. Der Mann hob einen der schweren schwarzen Molton-Vorhänge und gewährte ihr somit Einlass in einen Bereich, der sonst nur autorisiertem Personal vorbehalten war. Nur wenige Meter und sie konnte wieder frei durchatmen. Er öffnete ihr die Tür zum Außenbereich und ging. Doch dies registrierte sie kaum noch. Sie trat hinaus an die frische Luft und ging einige Schritte. An der Ecke des Hauses lehnte sie sich gegen die Außenwand, rutschte langsam daran herunter. Hockend versuchte sie, wieder die Kontrolle über ihren Körper zu erlangen.
Langsam beruhigte sich ihr Herzschlag wieder und ihre Atmung flachte ab. Warum hatte sie nicht auf ihre Intuition gehört? Warum war er hier? Warum musste sie sich vor allen Leuten und vor allem vor ihm so blamieren? Das war ein Alptraum! Sie griff zu ihrem Handy. Sie musste eine ihrer Freundinnen erreichen. Sicher würden sie sich schon Sorgen machen und nach ihr suchen. Doch dann fiel ihr ein, dass sie beim Eintritt in die Ausstellung dazu angehalten worden waren, die Handys auszuschalten. Sie würde keine ihrer Freundinnen erreichen können. Zudem wollte sie ihnen diesen Tag nicht verderben mit ihrer Panik. Was sollte sie nun tun? Hineingehen? Nein, das konnte sie nicht! Was wäre, wenn er noch da war? Warum war sie die Einzige, die ihn erkannt hatte? Sie hätte erwartet, eine kleine Massenpanik zu erleben, wenn er auf der Ausstellung herumlief. War er es wirklich gewesen? Oder war es doch nur ein Mann, der ihm verdammt ähnlich sah? Vielleicht spielte ihre Fantasie ihr auch nur einen Streich? Sie schloss die Augen und rief sich den Moment noch einmal ins Gedächtnis, als sie in seine Augen sah. Er war es gewesen, dessen war sie sich sicher. Diese Augen würde sie immer und überall erkennen. Es war wirklich geschehen. Schmerzlich wurde ihr bewusst, warum sie niemals auf ihn treffen wollte. Einer dieser Gründe war gerade zur grausigen Realität geworden. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie sich dort draußen in der eisigen Kälte ohne ihre Jacke den Tod holen würde. Sie saß dort nur mit einer Bluse bekleidet. Zu allem Überfluss begann es auch noch zu schneien. Ihr war schrecklich kalt. Die Schneeflocken tanzten vor ihren Augen, bevor einige zart ihr Gesicht berührten. Ihr Atem wurde in der klirrenden kalten Luft zu Nebel. Sie dachte an seine Augen und seinen gütigen Blick und verlor sich in ihre Gedanken. Sie zitterte am ganzen Körper und fühlte sich mit einem Mal so unendlich einsam, wie noch nie zuvor.
Abrupt wurde sie aus ihrem Gedanken gerissen, als sie bemerkte wie eine Limousine mit abgedunkelten Scheiben an ihr vorbeifuhr und keine 10 Meter entfernt anhielt. Eine Seitentür an der Rückseite der Ausstellungshalle öffnete sich kurz danach und er trat heraus. Am liebsten wäre sie im Nebel ihres Atems untergetaucht. Doch es hätte keinen Sinn gehabt zu flüchten. Wohin hätte sie gehen können? Er hätte es so oder so gesehen.Sie war sicher, er würde sie für einen Stalker oder etwas in der Art halten, die ihm sogar vor der Tür aufgelauerte. Nie wieder würde sie die Möglichkeit haben, dieses Bild zu revidieren, das sich ihm zwangsläufig aufdrängen musste. Warum war hier kein schwarzes Loch, in dem sie sich hätte verstecken können? Sie wandte ihren Blick beschämt ab. Das Einzige, das sie wie in einer automatischen Bewegung tat, war, sich aufzurichten. Sie konnte es nicht unterdrücken, dass sich nun heiße Tränen ihren Weg über ihre eiskalten Wangen bahnten. Dies war wirklich der schlimmste Tag ihres Lebens und es gab nichts, was daran noch hätte etwas ändern können. Da wagte sie es doch aufzusehen und in seine Richtung zu blicken. Sie hatte nichts mehr zu verlieren, denn das Wichtigste, ihren Ruf, ihren Eindruck auf ihn, den glaubte sie schon verloren zu haben. Der Fahrer der Limousine war aus dem Wagen ausgestiegen und lief um das Auto zur gegenüberliegenden Seite, um ihm die Tür aufzuhalten. Er selbst wurde von einem muskulösen Sicherheitsmann begleitet, der ihr einen warnenden Blick zuwarf und ständig über sein Headset mit einem Kollegen kommunizierte.
Weiterhin stand sie reglos an der Wand und beobachtete ihn. Doch sein Blick war auf den Boden gerichtet. Vielleicht hatte er sie ja doch nicht gesehen. Doch gerade als er in den Wagen einsteigen wollte, hob er den Blick und sah sie direkt an. Für wenige Sekunden sah er ihr genau in die Augen und erkannte den Kummer der darin lag. Ihr Herz zog sich krampfartig zusammen, um dann in einem erhöhten Takt seine Arbeit erneut aufzunehmen. Wiederholt forderte der Sicherheitsmann ihn auf, nun in den Wagen einzusteigen, sonst würden sie es wohl nicht mehr vom Gelände schaffen. Doch er sah diesen nur an, und deutete ihm mit der Hand noch einen Moment zu warten.
* ~ *
Er legte seine Hand auf den oberen Rand der offenen Limousinentür und fixierte die traurige Gestalt nachdenklich mit seinem Blick. Er erkannte sie wieder. Sie war es, die ihm in er Ausstellung bereits aufgefallen war. Dieser Augenblick hatte für ihn eine ganz besondere Bedeutung. Er konnte es sich nicht erklären, doch als er sie in der Ausstellung beobachtet hatte, wusste er, dass sie etwas Besonderes war. Die Art, wie sie die Exponate betrachtet hatte, zeigte ihm, mit welcher Ehrfurcht sie die Leistung der Crew würdigte und zugleich sah er, wie sie fast schon verspielt mit ihren Freundinnen umging. Er mochte diese Ausstrahlung sehr, da er zugleich Leidenschaft, Loyalität und Reife darin sah. Er konnte es sich selbst nicht erklären, aber genau das ging ihm durch den Kopf.
Dass er hierher gekommen war, war eine sehr kurzfristige Entscheidung gewesen. Eigentlich hatte er nur wenige freie Tage während seiner Dreharbeiten in London gehabt. Doch ein neues Angebot lockte ihn. Die Dreharbeiten sollten in nur acht Wochen genau an diesem Ort stattfinden, in Potsdam und Berlin. So schlug ihm seine Agentin vor, das Ganze doch zu verbinden, wenn er schon dort sei. Ein lukratives Angebot der Ausstellungsveranstalter lag vor, die ihn baten, die Ausstellung zu besuchen und so nutzte er die Gelegenheit , um sich gleich einmal umzusehen und sich somit auf sein neues Projekt vorzubereiten. Noch bevor die Ausstellung für den normalen Besucherverkehr an diesem Samstag geöffnet hatte, posierte er für einige werbewirksame Bilder. Doch er ließ es sich nicht nehmen, nach einer Kaffeepause in die Ausstellung zurückzukehren. Sozusagen inkognito wollte er die verschiedenen Reaktionen der Besucher sehen. Die Jahre, die er mit dem Dreh zu „Der Herr der Ringe“ verbracht hatte, bedeuten ihm viel und die Gelegenheit, alte Erinnerungen aufzufrischen, wollte er sich nicht entgehen lassen.
Er hatte in den letzten Jahren viel gearbeitet und kaum hatte er sich eine Auszeit genommen. Doch was ihn immer wieder faszinierte, war die Leidenschaft, mit der Menschen, die er traf über ihre Liebe zu Tolkien und seinem Werk sprachen oder welche Assoziationen und Erlebnisse sie mit den Filmen verbanden. Dies baute ihn auf und gab ihm neue Kraft. Doch seine Tarnung auf der Ausstellung als normaler Gast war aufgeflogen und er musste leider gehen.
Sie implizierte all dies. Sie vereinte alles, was er an den Menschen schätzte, die ihre Zuneigung zu Tolkien und seiner Welt offen zeigten und im Herzen trugen. Und vielleicht war sie ein bisschen mehr. Und während er sie ansah, formten seine Lippen Worte, die nur für sie bestimmt waren.
~*~
Mit leicht quietschenden Reifen fuhr der Wagen mit ihm davon und wieder glaubte sie geträumt zu haben. Doch es war wirklich geschehen. Und plötzlich war ihr nicht mehr kalt.
Jedes seiner Worte hatte sie von seinen Lippen lesen können und es erleichterte und erwärmte ihr Herz.
„Keine Tränen… Keine Sorge, es ist alles in Ordnung…. Ich danke dir.“
Ein letztes Mal hatte sie seine Augen gesehen und er hatte ihr Hoffnung gegeben. Und ohne es zu wissen, hatte auch sie ihm Hoffnung gegeben.
Nur wenige Augenblicke später kamen ihre Freundinnen zu ihr gelaufen und überschütteten sie mit Fragen. Der Wachmann, der sie vor Minuten von der Ausstellung nach draußen geführt hatte, hatte die suchenden Frauen zu ihr gebracht.
„Wir haben dich überall gesucht? Wo warst du? Geht es dir gut? Du wirst nicht glauben, was da drinnen gerade passiert ist?“, riefen sie aufgeregt.
Vollkommen gelassen und ruhig und ohne ihre Freundinnen anzusehen sagte sie:„Doch ich weiß es… Keine Sorge, es ist alles in Ordnung.“
Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen und ihre Augen funkelten.
Re: Viggo FanFiction's
Szenen einer Ehe
Daniel Craig
Ich saß in der Küche am großen Holztisch.
Hunderte Einladungen, unzählige ausgedruckte E- Mails mit Interview-Anfragen und Promotionterminen überwucherten den Tisch und ich saß mittendrin und versuchte Ordnung in dieses Chaos zu bringen.
Viggos Terminplanungen zu erstellen, war immer die reinste Herausforderung.
Neben mir lag ein großer Wandkalender. Oberhalb befand sich ein Bild von Daniel Craig, dem neuen James Bond. Seit ich ihn in „Casino Royal“ gesehen hatte, war ich begeistert von diesem umwerfenden Mann mit diesen unglaublichen, eisblauen Augen. Ich liebte seine Filme und seine Arbeit als Schauspieler, was Viggo verwirrte.
Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, dass mein eigener Mann eifersüchtig war.
Doch das war lachhaft. Glaubte ich jedenfalls!
Auf der unteren Hälfte des Kalenders befanden sich schöne große Kästchen, für jeden Tag des jeweiligen Monats eines. Viel Platz, um dort wichtige Termine eintragen zu können.
Das war ein zweiter Grund für mich gewesen, mir diesen Kalender zuzulegen.
Ich war so in meine Arbeit vertieft, dass ich kaum mitbekam, wie die Haustür klappte.
„Liebling? Ich bin zu Hause!“, hörte ich Viggos Stimme aus dem Flur. „Wo bist du?“
„In der Küche“, antwortete ich abwesend, während ich den nächsten Termin in den Kalender eintrug und die Interview-Anfrage einer Klatschzeitung aussortierte.
Ich spürte zwei Hände, die sich auf meine Schultern legten und gleich darauf Lippen, die sanft mein Haar berührten.
„Na? Was machst du?“, fragte Viggo.
„Ich sortiere deine Termine“, antwortete ich.
„Mmhh!“, hörte ich seine Stimme. Und dann: „Was ist das?“
„Was ist was?“, fragte ich abwesend, während ich mich zum ungezählten Male fragte, wie Viggo diese ganzen Termine einhalten wollte.
„Das!“ Viggos Hand klatschte auf den Kalender.
Jetzt sah ich auf.
„Wonach sieht es denn aus?“, entgegnete ich.
„Dass das ein Kalender ist, sehe ich selber.“ Irgendwie klang seine Stimme leicht gereizt.
„Warum fragst du dann?“
„Das ist Daniel Craig!“, bemerkte Viggo überflüssigerweise. Ich musste grinsen. In seiner Stimme klang ein unterdrücktes Grollen mit.
„Ja, ich weiß! Deshalb habe ich den Kalender auch gekauft.“
„Sooo, hast du!“
Ich legte meinen Kugelschreiber aus der Hand und drehte mich zu Viggo um, der jetzt neben mir stand.
Er starrte das Bild von Daniel Craig an, so als ob er ihm gleich an den Hals springen wollte.
„Schatz?! Du bist doch nicht etwa eifersüchtig?“, konnte ich mir dann nicht verkneifen zu fragen.
Viggos Augen funkelten auf.
„ICH BIN ... NICHT ... EIFERSÜCHTIG!“
Ich fand Viggo immer unheimlich süß, wenn er eifersüchtig war. Seine Augen funkelten dann immer ganz gefährlich, sein Gesicht nahm eine kräftige Färbung an und er wusste dann nie wohin mit seinen Händen.
Für mich war es stets eine Liebeserklärung der besonderen Art.
Ein Mann sollte sich der Frau, die er liebte, nicht zu sicher sein.
Viggo durfte in seinen Filmen immer die schönsten und begehrtesten Frauen küssen, aber wehe ich ließ meine Sympathie für einen anderen Schauspieler deutlich werden – dann musste ich mir immer anhören, dass seine Kussszenen im Film immer etwas ganz anderes waren. Natürlich! Ich dürfte dann nicht mal ein halbes Auge riskieren oder einen leisen Seufzer von mir geben, wenn Daniel Craig nur mit einer knappen Badehose bekleidet den Fluten des Meers entstieg und die Wassertropfen auf seinem gut gebauten und durchtrainierten Oberkörper glänzten!
Von wegen!
Der Kalender hängt jetzt im Arbeitszimmer über dem Schreibtisch. Knurrend hatte Viggo zur Kenntnis nehmen müssen, dass Daniel Craig mich und ihn ein Jahr lang begleiten würde – vorerst!
Vielleicht hätte ich den Kalender in unser gemeinsames Schlafzimmer hängen sollen ...
Der Kuss
„Bist du dir sicher, dass du wirklich mitkommen möchtest?“
Viggo sah mich fragend an.
„Natürlich bin ich mir sicher!“
„Wir drehen heute die Kussszene!“, warf Viggo nachdrücklich ein.
„Das weiß ich“, entgegnete ich und lächelte ihn an. „Oder würde es dich ausgerechnet heute stören, dass ich mitkomme?“
Viggo lächelte ruhig zurück.
„Nein, natürlich nicht! Du weißt doch, dass ich dich am liebsten 24 Stunden am Tag um mich hätte!“
„Na, dann können wir ja los!“, forderte ich ihn auf.
Am Filmset von „Eastern Promises“ angekommen, wurde ich überaus herzlich vom Regisseur David Cronenberg begrüßt. Er lud mich ein, während des Drehs an seiner Seite zu bleiben, so hätte ich den besten Überblick und wäre mitten drin im Geschehen.
Viggo hauchte mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, zwinkerte mir kurz zu und verschwand dann in der Maske.
In der Zwischenzeit stellte David mir Naomi Watts vor, Viggos Filmpartnerin. Mit ihr würde er heute die besagte Kussszene drehen.
Naomi war ein unheimlich liebenswürdiger Mensch. Wir beide waren uns sofort sympathisch und es dauerte nicht lange, da waren wir in ein angeregtes Gespräch vertieft.
Irgendwann spürte ich plötzlich zwei Hände, die sich auf meine Schultern legten. Als ich mich umwandte, sah ich in Viggos Gesicht.
Die Maske hatte ein paar Blessuren in sein Gesicht gezaubert und sie sahen wirklich echt aus.
„Aua! Sieht aus, als würde das mächtig wehtun!“, grinste ich unwillkürlich.
Viggo grinste zurück.
„Laut Drehbuch tut es auch weh!“
David Cronenberg klatschte in die Hände.
„Dann wollen wir mal. Alles auf Position!“
Ein unbeschreibbares Gewusel begann jetzt. Kameras gingen auf Position, Leute mit diesen großen Fellmikrofonen liefen umher, Maskenbilder hüpften um Viggo und Naomi herum und puderten die letzten glänzenden Stellen weg. Irgendjemand drückte Naomi ein Bündel mit einer Babypuppe in die Hand.
David trat jetzt an die beiden heran und erklärte ihnen noch einmal die Szene, die gedreht werden sollte, wie er sie sich vorstellte und was er erwartete. Ich bekam davon nicht allzu viel mit, denn immer war ich fasziniert davon, wie viele Menschen man brauchte, um eine kleine Filmszene zu drehen.
Es dauerte auch nicht lange, da kam David zu mir zurück. Ruhe zog plötzlich ein und gleich darauf hörte man: „Action!“
Viggo war ein verdammt guter Schauspieler und sogar am Set gelang es ihm, mich völlig in seinen Bann zu ziehen. Wie fasziniert sah ich zu, als sich seine Lippen denen Naomis näherten, behutsam, vorsichtig, so als ob er erwartete, jeden Moment zurückgestoßen zu werden.
Dann berührten sich die Lippen und mein Herz begann auf einmal schneller zu schlagen.
„Cut!“, erklang Davids Stimme und entgegen meinen Willen begann ich plötzlich zu zählen.
Einundzwanzig, zweiund ....
Die Lippen der beiden lösten sich.
Mh,okay! Das hätte auch schneller gehen können, oder?
David ließ die Szene wiederholen. Und wieder begann ich zu zählen, als das laute und wirklich nicht zu überhörende „Cut!“ von David zu hören war.
Einundzwanzig, zweiundzw....
Und noch mal!
Einundzwanzig, zwei...
Und noch einmal!
Einundzwanzig, zweiund...
In mir begann es zu grummeln, ganz leise und fast unmerklich.
Viggo schien diese Kussszene wirklich zu genießen. Ich war mir absolut sicher, dass er das Ende dieses Kusses so weit wie möglich hinauszögerte, wie es nur ging.
Nicht mit mir, mein heiß geliebter Göttergatte!
Er musste nicht denken, wir Frauen hätten eine Krempe am Hut oder wären total blöd!
Ich hörte Viggos Ausrede schon, wenn ich ihn deswegen zur Rede stellen würde – und bei Gott, ich würde es tun – „Aber Schatz, dass war doch nur eine Filmszene!“
Am Ende des Drehtages waren Viggo und ich die Letzten, die das Filmset verließen. Auf dem Weg zu unserem Wagen wollte Viggo mir einen Kuss geben, doch ich drehte demonstrativ meinen Kopf zur Seite.
„Ähm, Schatz?“, vernahm ich Viggos irritierte Stimme.
„WAS?“, entgegnete ich spitz.
Das war doch das Letzte. Auch noch so tun, als wüsste man nicht genau, was los war!
„Was ... was ist denn?“
„Das weißt du ganz genau!“
„Was soll ich wissen?“
Ich blieb abrupt stehen.
„Wie lange hättest du Naomi denn nach dem ‚Cut!’ noch geküsst, wenn ich nicht dabei gewesen wäre, he? Und erzähl mir ja nicht, dass es Naomis Schuld ist!“
Viggos Gesichtsmimik war oscarreif. Sein überraschter und unschuldiger Gesichtsausdruck hätte alle anderen Bewerber um Längen geschlagen.
Und was passierte dann?
Na?
Genau!
„Aber Schatz, dass war doch nur eine Filmszene!“
Ich schnaufte wütend.
„Und warum hast du dann bei jeder Szene ein, sogar zwei Sekunden länger an ihren Lippen gehangen, als es notwendig war?“
„Das habe ich nicht!“, protestierte Viggo.
„Nein, natürlich nicht!“, fauchte ich ihn an.
Viggos betroffener Gesichtsausdruck wich plötzlich einem überlegenen Lächeln.
„Schatz, du bist doch nicht etwa eifersüchtig?“
Sprachlos starrte ich Viggo an.
Also das war doch ...! Eine Unverschämtheit!
„ICH BIN ... NICHT ... EIFERSÜCHTIG!“
Liebe Leidensgefährtinnen! Wir alle wissen doch, wie Männer gestrickt sind. Am aktivsten sind doch immer noch ihre ureigensten Instinkte, die sie sich aus der Steinzeit bis in die Jetztzeit hinübergerettet haben.
Frauchen greifen, in die Höhle abschleppen, Gene verteilen!
DAS war die Aufgabe eines Mannes!
Heute existierte dieser Instinkt auch noch, in leicht abgeänderter Form. Doch eines ist geblieben. Wir Frauen sind dagegen oft genug machtlos!
Viggo riss mich einfach in seine Arme. Mein Gezappel ließ ihn ziemlich unbeeindruckt und bevor ich lautstark protestieren konnte, zeigte er mir, wie er Naomi NICHT geküsst hatte!
„Ich bin nicht eifersüchtig!“, konnte ich nur schwach und völlig willenlos flüstern, als Viggo meine Lippen für einen kleinen Moment frei gab.
„Natürlich nicht, Liebling!“, flüsterte Viggo zurück, bevor er mit einem weiteren Kuss dafür sorgte, dass alles sich um mich herum zu drehen begann.
TYPISCH MÄNNER!
Wenn ihnen die Argumente für eine sinnvolle Diskussion ausgingen, griffen sie einfach auf ihre Steinzeit - Instinkte zurück.
Und wir Frauen haben dagegen noch nicht wirklich ein erfolgreiches Gegenmittel gefunden.
Noch nicht!
Der Fußball - Fan (1. Teil)
(inspired by Bommel)
„Viggo! Halt endlich still!“
Das gab es doch wohl nicht. Wie konnte ein erwachsener, gestandener Mann wie Viggo Mortensen sich innerhalb weniger Sekunden in einen kleinen Jungen verwandeln, wenn es um Fußball ging?
Seit seiner Kindheit war Viggo ein großer Fan des FC San Lorenzo und seit einigen Jahren Ehrenmitglied der Mannschaft, welche heute um die argentinische Meisterschaft spielte.
„Schatz! Bitte beeil dich doch! Raoul und Pedro müssen gleich da sein, um mich abzuholen. Wir kommen sonst zu spät!“, zappelte Viggo weiter vor mir herum, während ich versuchte, den Verschluss der Kette mit dem Emblem des FC San Lorenzos zu schließen.
„Wenn du nicht endlich mal für eine Sekunde still stehen bleibst, bekomme ich die Kette nie zu!“, brummte ich zurück. „Außerdem werdet ihr Stunden vor dem Anpfiff da sein. Also erzähl mir nichts von Zuspätkommen!“
„Cathy, du weißt doch, dass wir uns vorher noch mit der Mannschaft treffen. Wir müssen den Jungs doch viel Glück wünschen! Und zwei Stunden vor dem Anpfiff dürfen nur noch Leute aus dem Team zu den Spielern!“
In dem Moment klingelte es.
Ehe ich es verhindern konnte, war Viggo mit den Worten „Siehst du, ich habe es dir ja gesagt!“, zur Tür gesprungen und hatte sie aufgerissen, während in meiner Hand etwas einsam und hilflos die Kette baumelte.
Innerhalb weniger Sekunden füllte sich der Flur mit einem lebhaften, aufgeregten Stimmengewirr und Raoul und Pedro umarmten Viggo stürmisch. Ich bekam in diesem spanischen Durcheinander, mit welchem die drei Männer sich überhäuften, kein Wort mehr mit. Meine zwei, drei spanischen Brocken, die ich beherrschte, reichten bei weitem nicht aus, um dem Gespräch zu folgen.
Ich lehnte mich lächelnd gegen den Türrahmen – was für ein herrliches Bild! Drei Männer, aufgeregt wie ein paar Schuljungen und die sich aufführten, als hätten sie einen Besuch bei ihrer Lieblingsfußballmannschaft gewonnen.
Plötzlich schien sich Viggo zu erinnern, dass sein Styling noch nicht dem eines perfekten und treuen Fußballfans entsprach, denn er kam wieder zu mir angesprungen.
„Die Kette, Schatz!“, japste er aufgeregt, seine Augen leuchteten wie die eines kleinen Kindes, das auf den Weihnachtsmann wartete.
„Dann komm her und halt endlich still!“, forderte ich ihn auf und konnte mir jetzt ein Lächeln nicht verkneifen.
In Raouls und Pedros Gesicht stand ebenfalls ein breites Grinsen.
„Olá, Catarina!“, begrüßten sie mich nun und lachten mich fröhlich an.
„Olá, Raoul! Olá, Pedro!“, grüßte ich lächelnd zurück, während es mir endlich gelang den Verschluss der Kette zu schließen.
„Fertig!“
Viggo drehte sich zu mir um.
„Wie seh ich aus? Kann ich so gehen?“, fragte er und sah mich erwartungsvoll an. Ich musste innerlich grinsen.
Hatten viele Frauen eine Vorliebe für Schuhe und in ihrem Heim ganze Schränke mit den verschiedensten Modellen gefüllt, so hatte Viggo Schränke mit Utensilien seiner Fußballmannschaft gefüllt. Von Fahnen, Pins, über Schals, Hosen, Socken, T-Shirts, Sweatshirts, Kissen bis hin zu Jacken, Ketten und Armbändern hatte Viggo wohl nichts, was es nicht vom FC San Lorenzo zu kaufen gab.
Dementsprechend ausstaffiert stand er vor mir. Zu seinen Jeans, mit dem aufgenähten Stoffemblem trug Viggo das entsprechende Fußball-Shirt plus Jacke, übersät mit unzähligen Pins, den Schal, die besagte Kette, die Sportschuhe und zwei Armbänder von San Lorenzo. Muss ich noch erwähnen, dass natürlich auch seine Socken die Farben seiner Lieblingsfußballmannschaft trugen?
Einige dieser Accessoires trug Viggo ständig bei sich, wie zum Beispiel die Armbänder, die Ketten und ganz zu schweigen von der Fahne des FC San Lorenzo. Wo immer es ihm möglich war, breitete er die Fahne vor Kameras aus und machte von seinem Fansein absolut keinen Hehl.
„Du siehst perfekt aus!“, entgegnete ich, dann sah ich Raoul und Pedro an, die fast die gleichen Sachen wie Viggo trugen. „Ihr seht alle drei perfekt aus. Dann kann wohl heute nichts mehr schief gehen“, orakelte ich.
San Lorenzo musste heute gewinnen, um aus eigener Kraft argentinischer Meister zu werden.
„Beschwör das Unheil nicht herauf!“, flehte Raoul und verdrehte mit gespielter Verzweiflung die Augen. „Die Jungs werden es heute definitiv schaffen! Viggo, wir sollten langsam los!“, drängte er dann.
Viggo gab mir einen Kuss.
„Ich liebe dich!“, sagte er. „Und nicht nur weil du eine der wenigen Frauen bist, die weiß, was Abseits bedeutet!“
„Genau!“, warf Pedro ein. „Alle beneiden Viggo um dich, Catarina! Ich kenne sonst keine Frau, die weiß, was Abseits ist und es auch noch erklären kann!“
Er schob Viggo zur Seite.
„Lass mich auch mal ran“, forderte er frech grinsend, dann schloss er mich herzlich in die Arme und gab mir je einen Kuss auf jede Wange.
Als er mich wieder frei gab, haschte Raoul nach meiner Hand und zog mich zu sich rüber. Dann ging er vor mir in die Knie.
„Catarina! Du bist nicht nur eine intelligente Frau, sondern dazu auch noch eine der schönsten Frauen, denen ich je begegnet bin!“
Er hauchte mir einen vollendeten Kuss auf den Handrücken.
„Überlege dir, ob du den Rest deines Lebens wirklich mit einem verrückten Kerl wie Viggo verbringen willst. Ich würde dir die Welt zu Füßen legen, dich auf Händen tragen, dir jeden deiner Wünsche von den Augen ablesen und umgehend erfüllen!“
Jetzt griff Viggo ein. Er schnappte sich mein Handgelenk und entzog Raoul somit meine Hand.
„Das reicht jetzt! Ihr alten Charmeure!“, brummte er.
Raoul erhob sich und zwinkerte Pedro grinsend zu, der ebenfalls zwinkernd zurückgrinste, während Viggo besitzergreifend einen Arm um meine Schulter legte und mich an sich zog.
„Viggo ist eifersüchtig!“, kommentierte Raoul die Aktion trocken und Pedro nickte eifrig.
„ICH BIN ... NICHT ... EIFERSÜCHTIG!“, knurrte Viggo zurück, was das Grinsen in den Gesichtern seiner beiden Freunde nur noch breiter werden ließ.
Ich verkniff mir ein Lachen, strich stattdessen Viggo über die Wange und gab ihm seinen Kuss zurück.
„Ich liebe dich auch, und nicht nur, weil du verrückter bist als die beiden Kerle hier! Und ihr solltet jetzt wirklich los, sonst kommt ihr doch noch zu spät!“
„Catarina hat Recht!“, bestätigte Raoul. „Reiß dich von deiner besseren Hälfte los, Viggo!“
Pedro und Raoul ließen es sich nicht nehmen, mir einen Abschiedskuss auf die Stirn zu drücken, ohne auf Viggos protestierende Räuspern zu achten. Beide winkten mir noch einmal zu, dann verschwanden sie nach draußen. Viggo folgte ihnen, drehte sich in der Tür aber noch einmal um, warf mir einen Handkuss zu, dann war auch er verschwunden. Die Tür fiel ins Schloss, dann herrschte Stille.
Fünf Stunden später hatte der FC San Lorenzo sein Spiel 2:0 gewonnen und war argentinischer Fußballmeister geworden – was bedeutete, vor morgen früh brauchte ich meinen fußballvernarrten Ehemann nicht zurückerwarten. Und so entschloss ich mich, ins Bett zu gehen.
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Irgendwann wachte ich auf. Ein Geräusch hatte mich geweckt. Draußen war es noch fast dunkel, ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es halb drei Uhr morgens war.
Das Bett neben mir war leer.
Plötzlich vernahm ich das Geräusch wieder. Ein leises Poltern gefolgt von einem unterdrücktem, leisen Fluchen.
Ich schlüpfte aus dem Bett und öffnete die Tür zum Flur. Das Bild, welches sich mir bot, war ein Bild für Götter.
Viggo, auf einem Bein herumhüpfend und darum bemüht, sich seinen Schuh auszuziehen. Um seinen Hals hatte er sich die große Vereinsfahne des FC San Lorenzo geschlungen.
Leise trat ich in den Flur hinaus.
„Kann ich dir helfen, Liebling?“
Viggo verlor vor Schreck beinahe sein Gleichgewicht. Als sein Blick auf mich fiel, strahlten seine Augen auf.
„Wia ham gewonn, Schaazimausi!“
Nicht nur Viggo, auch seine Zunge schien leichte Probleme mit dem Gleichgewicht zu haben. Krampfhaft versuchte er sich die Fahne vom Hals zu zerren und war kurz davor, sich selbst zu erwürgen.
Leise vor mich hinlachend eilte ich ihm zu Hilfe.
„Das war wohl eine sehr feuchte Meisterschaftsfeier!“, stellte ich fest. Viggo nuschelte irgendetwas vor sich hin, was ich aber nicht genau verstehen konnte. Er roch fürchterlich nach Zigarettenqualm und Bier. Endlich hatte ich ihn von seiner Fahne befreit. Viggo zog sie mir gleich wieder aus den Händen, begann sie begeistert vor mir hin- und herzuschwenken und fing aus voller Kehle an zu singen.
„Olé, Olé, Oléeeeeeeeeeee, Oléeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee!“
Oh Gott, nein, das passierte jetzt nicht wirklich, oder? Ich zog Viggo die Fahne herunter und verschloss seinen Mund mit meiner Hand. Gurgelnd verstummte er und sah mich erstaunt an, so als würde er mich zum ersten Mal sehen.
„Psst, Viggo! Wir sind hier nicht allein in diesem Haus! Außerdem ist es mitten in der Nacht!“
„Aba wia sin ar... agri ... agitinsch Meista gworn, Schaazimausi!“
„Ich weiß, ich habe es im Fernsehen gesehen! Komm, Liebling, ich bring dich ins Bett!“
„Dia Jungs warn soooo toll, genau wie du! Isch lieb die Jungs un disch lieba isch auch!“
„Wie schön, Viggo!“ Ich zog meinen leicht angeheiterten Mann hinter mir her Richtung Schlafzimmer. Zuerst folgte er mir auch brav, seine Fahne im Schlepptau, doch kurz vor unserem Ziel blieb er plötzlich stehen. Er griff nach einer meiner Hände, während die andere nach wie vor die Fahne seines Fußballclubs fest umklammert hielt und sank vor mir auf die Knie.
„Dia Jungs waren sooo wundavoll ... un .... un ... isch bin sooo glucklisch ... un ... un ... dua bist sooo wundavoll ... un ... un ... dia Jungs haben so toll geschpielt... isch liebe disch sooo sehr ... un ... wills dua ... wills dua meine Frau wern?“
Vollkommen überrumpelt starrte ich hinunter auf den Mann zu meinen Füßen. Hatte mein eigener Ehemann mich eben gefragt, ob ich seine Frau werden wollte?
Treuherzig sah Viggo mit seinen ganz leicht eingetrübten, wundervollen blaugrauen Augen zu mir auf. Ich beugte mich zu ihm hinunter und gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn. Dann zog ich ihn wieder hoch.
„Viggo, Liebling, wir beide sind bereits verheiratet!“
Verwirrt starrte Viggo mich an und ich konnte deutlich sehen, wie sein Gehirn krampfhaft versuchte, meinen Worten zu folgen.
„Aba ... aba ... isch liebe disch dosch so sehr ... un isch will disch so gerne heiratn ... un alle Jungs sin Tru .. Trauzeugn ...“
Ich biss mir auf die Lippen, um nicht laut loszulachen. Behutsam nahm ich Viggos Gesicht in meine Hände.
„Bekomm ich auch einen Diamantring wenn ich Ja sage?“ Ich konnte mir die Frage einfach nicht verkneifen.
Das Aufblitzen in Viggos Augen glich dem Aufblenden eines Scheinwerfers.
„Natülisch, Schaazimausi! Den größtn, densch gibt!“
„Dann heirate ich dich!“, flüsterte ich und hauchte Viggo einen Kuss auf die Lippen.
„Wirklisch?“ Viggo sah mich ungläubig an.
„Ja, wirklich!“
„Das is ... sooo lieb von dia!“ Wieder bekam Viggo diesen treuherzigen Blick.
„Komm, ich bring dich ins Bett“, forderte ich Viggo nun auf und griff nach seiner Hand. „Du solltest deinen kleinen Rausch ausschlafen!“
Gehorsam folgte er mir nun ins Schlafzimmer. Es war schon ein kleiner Kampf, Viggo wenigstens seine Jacke, seine Hose und seine Schuhe auszuziehen, während er mir mit Händen und Füßen bildhaft versuchte zu erzählen, wie seine Jungs die beiden Tore geschossen hatten, nicht ohne mir zwischendurch immer wieder zu versichern, wie sehr er mich doch liebte.
Endlich hatte ich Viggo im Bett liegen. Das Einzige, was mir nicht gelang ihm zu entlocken und er standhaft verteidigte, war seine Fahne. Er rückte sie einfach nicht heraus und so ließ ich sie ihm.
Selig wie ein kleiner Junge mit der Fahne im Arm schlief er ein.
Sanft lächelnd fuhr ich ihm noch einmal kurz durch seine Haare und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
Dann griff ich nach meiner Decke und meinem Kissen und zog ins Gästezimmer um, denn kaum hatte ich die Tür hinter mir zugezogen, hörte ich es schon – Viggo begann lautstark zu schnarchen, wie immer, wenn er mal einen über den Durst getrunken hatte.
Im Gästezimmer würde ich die nötige Ruhe finden, um selber noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen, bevor ich Viggo nach meinen Diamantring fragen würde.
Der Fußball - Fan (2. Teil)
(inspired by Bommel)
Ich wurde wach, weil ich eine Tür leise klappen hörte. Die Uhr zeigte an, dass es kurz nach neun war.
Leise Schritte im Flur! War Viggo etwa schon wach?
Ja, dass war er. Die Tür des Gästezimmers öffnete sich fast lautlos, Viggos Kopf erschien, mit völlig zerwühlten Haaren und einem neugierigen Blick.
„Morgen, Liebling!“, begrüßte ich ihn. „Du hast doch nicht schon ausgeschlafen?“
„Morgen, Schatz!“ Viggo öffnete die Tür weiter und trat ein. Jetzt musste ich ganz breit grinsen. Viggo stand so vor mir, wie ich ihn vor ein paar Stunden ins Bett gepackt hatte, mit seinem blau-rot gestreiften T-Shirt (den Farben des FC San Lorenzos), seiner Unterhose und den blau-rot gestreiften Strümpfen.
Nur seine Fahne fehlte.
„Du weißt doch, ich kann ohne dich nicht schlafen“, erklärte er mir und machte Anstalten, zu mir ins Bett zu klettern.
„Oh nein!“, protestierte ich und zog meine Bettdecke bis dicht unters Kinn. „Komm mir nicht zu nahe! Bleib wo du bist!“
„Aber Schatz, ich will doch nur einen Guten-Morgen-Kuss!“
„Viggo, verschwinde unter die Dusche! Du stinkst!“
Der Geruch von kaltem Zigarettenrauch, der noch an seinem T-Shirt hing, drang mir in die Nase. Ich war bei Weitem nicht scharf darauf, einen Guten-Morgen-Kuss zu bekommen, der nach Zigaretten und abgestandenem Bier schmeckte.
„Nur einen einzigen!“
„NEIN!“
Doch der Versuch, mich unter meiner Bettdecke in Sicherheit zu bringen, scheiterte kläglich. Ehe ich mich versah, war Viggo mit einem einzigen Satz im Bett gelandet. Vergebens versuchte ich quietschend zu flüchten, als Viggo mich mit seinem Körpergewicht schon halb unter sich begraben hatte und mir einen dicken Kuss aufdrückte.
Ich begann wie wild mit meinen Fäusten auf seine Schultern einzuschlagen.
Endlich gab er mich grinsend frei und mir entfuhr ein lautes: „Igitt!“
Das Grinsen verschwand schlagartig aus Viggos Gesicht und entgeistert sah er mich an.
„Ich küsse dich und du sagst ,Igitt’?“
„Viggo, du stinkst wie ein voller Aschenbecher und eine leere Bierflasche und genauso schmeckst du auch! Das ist ekelhaft! Verschwinde unter die Dusche!“
„Ich küsse dich und du sagst ,Igitt’?“
Viggo schien immer noch völlig entgeistert ob meines Kommentars zu sein.
Ich schubste ihn von mir herunter und kletterte aus dem Bett.
„Geh duschen, Schatz, und zieh dir frische Sachen an! Ich mach uns ein leckeres Frühstück und dann feiern wir beide gebührend die Meisterschaft deiner Jungs!“
Viggos Augen leuchteten auf und eilfertig sprang er aus dem Bett.
Eine halbe Stunde später bekam ich von einem geduschten, rasierten Mann mit frisch geputzten Zähnen einen Guten-Morgen-Kuss, wie er mir zustand.
Beim Frühstück erzählte mir Viggo begeistert und ausführlich von der Meisterschaftsfeier mit der gesamten Mannschaft des FC San Lorenzos.
Ich stützte das Kinn in meine Hand und hörte Viggo aufmerksam zu. Als er sich für einen Moment unterbrach, fragte ich: „Und wo ist mein Diamantring?“
Viggos verdattertes Gesicht war göttlich. Ich bedauerte es, in diesem Moment keine Kamera bei mir zu haben.
„Was ... was für ein Diamantring?“
„Den du mir heute Nacht oder besser heute Morgen versprochen hast, als du nach Hause kamst! Den größten, den es gibt!“, entgegnete ich völlig ungerührt und biss von meinem Brötchen ab.
„Den WAS ...?“
Viggo war noch immer die Fassungslosigkeit in Person. Entgeistert starrte er mich an.
„Viggo, du willst mir doch nicht erzählen, dass du heute Nacht einen Filmriss hattest?“, fragte ich mit gespielter Entrüstung.
„Ich hatte keinen Filmriss“, protestierte Viggo, leicht verwirrt. Ich konnte deutlich sehen, wie er in seinen Gehirnwindungen nach irgendwelchen Erinnerungen kramte.
„Ich kann mich an jede Kleinigkeit erinnern!“
„Wirklich?“, fragte ich skeptisch. „Dann erinnerst du dich doch sicher auch daran, worum du mich heute Nacht gebeten hast?“
„Ähm, ...“, begann er herumzustottern und sah mich mit großen Augen an. Dann schüttelte er plötzlich leicht den Kopf und begann zu lächeln.
„Ich habe dich heute Nacht gefragt, ob du meine Frau werden willst!“
Jetzt war es an mir völlig überrascht zu sein und verdutzt sah ich Viggo an. Das Letzte, womit ich gerechnet hatte war, dass er sich daran würde erinnern können.
„Ich muss ehrlich sein, ich habe heute früh, als ich aufwachte gedacht, dass ich es geträumt hätte!“, erklärte Viggo dann.
Jetzt musste ich lächeln. Ich beugte mich zu Viggo hinüber.
„Und? Bekomm ich nun meinen Diamantring?“, fragte ich leise.
Viggo hauchte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen.
„Wozu? Wir sind doch schon verheiratet!“, antwortete er grinsend.
Ich grinste zurück.
„Mistkerl!“
„Raffgieriges Frauenzimmer!“, entgegnete er schlagfertig, bevor er meine Lippen für einen längeren Kuss verschloss.
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Am Nachmittag trafen Pedro mit seiner Frau Carmen und Raoul ein. Wir hatten sie zum Kaffee eingeladen und nebenbei lief noch einmal das von mir sorgsam aufgezeichnete Meisterschaftsspiel, welches von den Männern lautstark kommentiert wurde. Carmen und ich sahen uns nur grinsend an und kichernd erzählten wir beide uns von der nächtlichen Heimkehr unserer Männer.
Pedro hatte Viggo in Nichts nachgestanden. Ähnlich wie Viggo hatte auch er seine Frau mit Liebensschwüren überhäuft, nur mit dem Unterschied, dass er sich daran nicht mehr erinnern konnte.
Gegen Abend beschlossen wir spontan, gemeinsam noch zum Italiener um die Ecke zu gehen und uns eine Pizza zu genehmigen.
Als wir dann irgendwann spät am Abend Pedro und Carmen in ein Taxi gesetzt hatten und wieder zu Hause angekommen waren, waren wir einfach nur müde. Viggo hatte die letzte Nacht nicht wirklich ausreichend Schlaf bekommen und so beschlossen wir, ins Bett zu gehen.
Ich lag schon unter meiner Bettdecke, meine Nase noch in dem Buch „Illuminati“ vergraben, als plötzlich die Tür aufging und Viggo mit einem lauten „Olé! Olé! Olé!“ ins Schlafzimmer gesprungen kam. In den Händen hielt er seine so heiß geliebte Vereinsfahne des FC San Lorenzos.
Bevor ich irgendwas fragen konnte, hatte Viggo die Fahne fein säuberlich wie eine zweite Decke über unser Bett ausgebreitet und schickte sich an, selber ins Bett zu klettern.
„Ähm, Viggo?“, fragte ich vorsichtig.
„Ja, Schatz?“
„Was soll das?“ Ich wies auf die Fahne.
Viggo sah mich wieder mit diesem treuherzigen Blick an.
„Schatz! Nur heute Nacht! Die Jungs sind doch Argentinischer Fußballmeister geworden! Das muss gebührend anerkannt werden!“
Und schwups – bevor ich etwas erwidern konnte, war Viggo unter seine Decke geschlüpft und strich sorgsam die Fahne glatt.
„Das kommt überhaupt nicht in Frage!“, protestierte ich lautstark.
Vielleicht durfte ich mich in meinem eigenen Bett nicht einmal mehr bewegen, damit die Fahne ja keine Falten schlug.
„Aber warum denn nicht? Ist doch nur für diese eine Nacht!“ Viggo sah mich immer noch treuherzig an. Plötzlich wurde sein Blick ganz scheinheilig.
„Du bist doch nicht etwas eifersüchtig auf die Jungs?“ fragte Viggo dann.
Mir verschlug es für die ersten Sekunden die Sprache. Jetzt tickte es bei meinem Ehemann wohl ganz aus.
„ICH BIN ... NICHT ... EIFERSÜCHTIG! Ich teile dieses Bett nicht mit weiteren elf Kerlen, auch wenn sie gut Fußball spielen können! Und außerdem hast du schon letzte Nacht mit deiner Fahne im Arm geschlafen, statt mit mir!“
„Ich glaube, du bist doch eifersüchtig“, säuselte Viggo dann grinsend. „Du hättest ja nicht im Gästezimmer schlafen müssen.“
Dann schob er sich mit dem mir nur allzu gut bekannten Funkeln in seinen Augen zu mir herüber und zog mir das Buch aus den Händen. „Aber was wir letzte Nacht versäumt haben, können wir ja jetzt nachholen!“
„Nimm deine Finger weg!“
„Aber Schatz ...!“
„Erst verschwindet diese Fahne aus unserem Schlafzimmer, vorher wage es ja nicht Hand an mich zu legen!“
Soweit kam das noch! Nachher brüstete sich Viggo noch damit, dass er unter der Vereinsfahne seine Frau flach gelegt hatte.
Und dann kam mir urplötzlich eine Idee, wie Viggo freiwillig und in null Komma nix diese Fahne eigenhändig aus unserem Schlafzimmer entfernen würde.
Ich kletterte aus dem Bett.
„Wo .. wo willst du hin?“, fragte Viggo verblüfft.
„Keine Sorge, Liebling, ich bin gleich wieder da“, flötete ich und grinste Viggo schadenfroh an.
Ich lief ins Arbeitszimmer, nahm den Daniel-Craig-Kalender von der Wand und kehrte mit ihm ins Schlafzimmer zurück.
Viggos Augen wurden kugelrund als ich mich ans Fußende des Bettes stellte und den Kalender hoch hob.
„Die Fahne kann bleiben“, erklärte ich und setzte mein schönstes Lächeln auf, „aber nur, wenn du Daniel über unser Bett gehängt hast!“
Es dauerte nicht einmal den Bruchteil einer Sekunde, da war Viggo leise vor sich hinfluchend aus dem Bett gestiegen, hatte seine Fahne vom Bett gezogen und mir den Kalender aus der Hand gerissen.
„Dieser Kerl hat hier nichts zu suchen!“, knurrte Viggo und schaffte sowohl die Fahne, als auch den Kalender aus unserem Schlafzimmer.
Blieb die Frage, wer hier eifersüchtig war!
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag Viggo nicht mehr neben mir. Stattdessen hörte ich aus dem Bad die Dusche rauschen.
Neben meinem Kopfkissen lag ein kleines, schwarzsamtenes Kästchen. Als ich es mit öffnete, funkelte mir ein wunderschöner Diamantring entgegen ...
Daniel Craig
Ich saß in der Küche am großen Holztisch.
Hunderte Einladungen, unzählige ausgedruckte E- Mails mit Interview-Anfragen und Promotionterminen überwucherten den Tisch und ich saß mittendrin und versuchte Ordnung in dieses Chaos zu bringen.
Viggos Terminplanungen zu erstellen, war immer die reinste Herausforderung.
Neben mir lag ein großer Wandkalender. Oberhalb befand sich ein Bild von Daniel Craig, dem neuen James Bond. Seit ich ihn in „Casino Royal“ gesehen hatte, war ich begeistert von diesem umwerfenden Mann mit diesen unglaublichen, eisblauen Augen. Ich liebte seine Filme und seine Arbeit als Schauspieler, was Viggo verwirrte.
Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, dass mein eigener Mann eifersüchtig war.
Doch das war lachhaft. Glaubte ich jedenfalls!
Auf der unteren Hälfte des Kalenders befanden sich schöne große Kästchen, für jeden Tag des jeweiligen Monats eines. Viel Platz, um dort wichtige Termine eintragen zu können.
Das war ein zweiter Grund für mich gewesen, mir diesen Kalender zuzulegen.
Ich war so in meine Arbeit vertieft, dass ich kaum mitbekam, wie die Haustür klappte.
„Liebling? Ich bin zu Hause!“, hörte ich Viggos Stimme aus dem Flur. „Wo bist du?“
„In der Küche“, antwortete ich abwesend, während ich den nächsten Termin in den Kalender eintrug und die Interview-Anfrage einer Klatschzeitung aussortierte.
Ich spürte zwei Hände, die sich auf meine Schultern legten und gleich darauf Lippen, die sanft mein Haar berührten.
„Na? Was machst du?“, fragte Viggo.
„Ich sortiere deine Termine“, antwortete ich.
„Mmhh!“, hörte ich seine Stimme. Und dann: „Was ist das?“
„Was ist was?“, fragte ich abwesend, während ich mich zum ungezählten Male fragte, wie Viggo diese ganzen Termine einhalten wollte.
„Das!“ Viggos Hand klatschte auf den Kalender.
Jetzt sah ich auf.
„Wonach sieht es denn aus?“, entgegnete ich.
„Dass das ein Kalender ist, sehe ich selber.“ Irgendwie klang seine Stimme leicht gereizt.
„Warum fragst du dann?“
„Das ist Daniel Craig!“, bemerkte Viggo überflüssigerweise. Ich musste grinsen. In seiner Stimme klang ein unterdrücktes Grollen mit.
„Ja, ich weiß! Deshalb habe ich den Kalender auch gekauft.“
„Sooo, hast du!“
Ich legte meinen Kugelschreiber aus der Hand und drehte mich zu Viggo um, der jetzt neben mir stand.
Er starrte das Bild von Daniel Craig an, so als ob er ihm gleich an den Hals springen wollte.
„Schatz?! Du bist doch nicht etwa eifersüchtig?“, konnte ich mir dann nicht verkneifen zu fragen.
Viggos Augen funkelten auf.
„ICH BIN ... NICHT ... EIFERSÜCHTIG!“
Ich fand Viggo immer unheimlich süß, wenn er eifersüchtig war. Seine Augen funkelten dann immer ganz gefährlich, sein Gesicht nahm eine kräftige Färbung an und er wusste dann nie wohin mit seinen Händen.
Für mich war es stets eine Liebeserklärung der besonderen Art.
Ein Mann sollte sich der Frau, die er liebte, nicht zu sicher sein.
Viggo durfte in seinen Filmen immer die schönsten und begehrtesten Frauen küssen, aber wehe ich ließ meine Sympathie für einen anderen Schauspieler deutlich werden – dann musste ich mir immer anhören, dass seine Kussszenen im Film immer etwas ganz anderes waren. Natürlich! Ich dürfte dann nicht mal ein halbes Auge riskieren oder einen leisen Seufzer von mir geben, wenn Daniel Craig nur mit einer knappen Badehose bekleidet den Fluten des Meers entstieg und die Wassertropfen auf seinem gut gebauten und durchtrainierten Oberkörper glänzten!
Von wegen!
Der Kalender hängt jetzt im Arbeitszimmer über dem Schreibtisch. Knurrend hatte Viggo zur Kenntnis nehmen müssen, dass Daniel Craig mich und ihn ein Jahr lang begleiten würde – vorerst!
Vielleicht hätte ich den Kalender in unser gemeinsames Schlafzimmer hängen sollen ...
Der Kuss
„Bist du dir sicher, dass du wirklich mitkommen möchtest?“
Viggo sah mich fragend an.
„Natürlich bin ich mir sicher!“
„Wir drehen heute die Kussszene!“, warf Viggo nachdrücklich ein.
„Das weiß ich“, entgegnete ich und lächelte ihn an. „Oder würde es dich ausgerechnet heute stören, dass ich mitkomme?“
Viggo lächelte ruhig zurück.
„Nein, natürlich nicht! Du weißt doch, dass ich dich am liebsten 24 Stunden am Tag um mich hätte!“
„Na, dann können wir ja los!“, forderte ich ihn auf.
Am Filmset von „Eastern Promises“ angekommen, wurde ich überaus herzlich vom Regisseur David Cronenberg begrüßt. Er lud mich ein, während des Drehs an seiner Seite zu bleiben, so hätte ich den besten Überblick und wäre mitten drin im Geschehen.
Viggo hauchte mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, zwinkerte mir kurz zu und verschwand dann in der Maske.
In der Zwischenzeit stellte David mir Naomi Watts vor, Viggos Filmpartnerin. Mit ihr würde er heute die besagte Kussszene drehen.
Naomi war ein unheimlich liebenswürdiger Mensch. Wir beide waren uns sofort sympathisch und es dauerte nicht lange, da waren wir in ein angeregtes Gespräch vertieft.
Irgendwann spürte ich plötzlich zwei Hände, die sich auf meine Schultern legten. Als ich mich umwandte, sah ich in Viggos Gesicht.
Die Maske hatte ein paar Blessuren in sein Gesicht gezaubert und sie sahen wirklich echt aus.
„Aua! Sieht aus, als würde das mächtig wehtun!“, grinste ich unwillkürlich.
Viggo grinste zurück.
„Laut Drehbuch tut es auch weh!“
David Cronenberg klatschte in die Hände.
„Dann wollen wir mal. Alles auf Position!“
Ein unbeschreibbares Gewusel begann jetzt. Kameras gingen auf Position, Leute mit diesen großen Fellmikrofonen liefen umher, Maskenbilder hüpften um Viggo und Naomi herum und puderten die letzten glänzenden Stellen weg. Irgendjemand drückte Naomi ein Bündel mit einer Babypuppe in die Hand.
David trat jetzt an die beiden heran und erklärte ihnen noch einmal die Szene, die gedreht werden sollte, wie er sie sich vorstellte und was er erwartete. Ich bekam davon nicht allzu viel mit, denn immer war ich fasziniert davon, wie viele Menschen man brauchte, um eine kleine Filmszene zu drehen.
Es dauerte auch nicht lange, da kam David zu mir zurück. Ruhe zog plötzlich ein und gleich darauf hörte man: „Action!“
Viggo war ein verdammt guter Schauspieler und sogar am Set gelang es ihm, mich völlig in seinen Bann zu ziehen. Wie fasziniert sah ich zu, als sich seine Lippen denen Naomis näherten, behutsam, vorsichtig, so als ob er erwartete, jeden Moment zurückgestoßen zu werden.
Dann berührten sich die Lippen und mein Herz begann auf einmal schneller zu schlagen.
„Cut!“, erklang Davids Stimme und entgegen meinen Willen begann ich plötzlich zu zählen.
Einundzwanzig, zweiund ....
Die Lippen der beiden lösten sich.
Mh,okay! Das hätte auch schneller gehen können, oder?
David ließ die Szene wiederholen. Und wieder begann ich zu zählen, als das laute und wirklich nicht zu überhörende „Cut!“ von David zu hören war.
Einundzwanzig, zweiundzw....
Und noch mal!
Einundzwanzig, zwei...
Und noch einmal!
Einundzwanzig, zweiund...
In mir begann es zu grummeln, ganz leise und fast unmerklich.
Viggo schien diese Kussszene wirklich zu genießen. Ich war mir absolut sicher, dass er das Ende dieses Kusses so weit wie möglich hinauszögerte, wie es nur ging.
Nicht mit mir, mein heiß geliebter Göttergatte!
Er musste nicht denken, wir Frauen hätten eine Krempe am Hut oder wären total blöd!
Ich hörte Viggos Ausrede schon, wenn ich ihn deswegen zur Rede stellen würde – und bei Gott, ich würde es tun – „Aber Schatz, dass war doch nur eine Filmszene!“
Am Ende des Drehtages waren Viggo und ich die Letzten, die das Filmset verließen. Auf dem Weg zu unserem Wagen wollte Viggo mir einen Kuss geben, doch ich drehte demonstrativ meinen Kopf zur Seite.
„Ähm, Schatz?“, vernahm ich Viggos irritierte Stimme.
„WAS?“, entgegnete ich spitz.
Das war doch das Letzte. Auch noch so tun, als wüsste man nicht genau, was los war!
„Was ... was ist denn?“
„Das weißt du ganz genau!“
„Was soll ich wissen?“
Ich blieb abrupt stehen.
„Wie lange hättest du Naomi denn nach dem ‚Cut!’ noch geküsst, wenn ich nicht dabei gewesen wäre, he? Und erzähl mir ja nicht, dass es Naomis Schuld ist!“
Viggos Gesichtsmimik war oscarreif. Sein überraschter und unschuldiger Gesichtsausdruck hätte alle anderen Bewerber um Längen geschlagen.
Und was passierte dann?
Na?
Genau!
„Aber Schatz, dass war doch nur eine Filmszene!“
Ich schnaufte wütend.
„Und warum hast du dann bei jeder Szene ein, sogar zwei Sekunden länger an ihren Lippen gehangen, als es notwendig war?“
„Das habe ich nicht!“, protestierte Viggo.
„Nein, natürlich nicht!“, fauchte ich ihn an.
Viggos betroffener Gesichtsausdruck wich plötzlich einem überlegenen Lächeln.
„Schatz, du bist doch nicht etwa eifersüchtig?“
Sprachlos starrte ich Viggo an.
Also das war doch ...! Eine Unverschämtheit!
„ICH BIN ... NICHT ... EIFERSÜCHTIG!“
Liebe Leidensgefährtinnen! Wir alle wissen doch, wie Männer gestrickt sind. Am aktivsten sind doch immer noch ihre ureigensten Instinkte, die sie sich aus der Steinzeit bis in die Jetztzeit hinübergerettet haben.
Frauchen greifen, in die Höhle abschleppen, Gene verteilen!
DAS war die Aufgabe eines Mannes!
Heute existierte dieser Instinkt auch noch, in leicht abgeänderter Form. Doch eines ist geblieben. Wir Frauen sind dagegen oft genug machtlos!
Viggo riss mich einfach in seine Arme. Mein Gezappel ließ ihn ziemlich unbeeindruckt und bevor ich lautstark protestieren konnte, zeigte er mir, wie er Naomi NICHT geküsst hatte!
„Ich bin nicht eifersüchtig!“, konnte ich nur schwach und völlig willenlos flüstern, als Viggo meine Lippen für einen kleinen Moment frei gab.
„Natürlich nicht, Liebling!“, flüsterte Viggo zurück, bevor er mit einem weiteren Kuss dafür sorgte, dass alles sich um mich herum zu drehen begann.
TYPISCH MÄNNER!
Wenn ihnen die Argumente für eine sinnvolle Diskussion ausgingen, griffen sie einfach auf ihre Steinzeit - Instinkte zurück.
Und wir Frauen haben dagegen noch nicht wirklich ein erfolgreiches Gegenmittel gefunden.
Noch nicht!
Der Fußball - Fan (1. Teil)
(inspired by Bommel)
„Viggo! Halt endlich still!“
Das gab es doch wohl nicht. Wie konnte ein erwachsener, gestandener Mann wie Viggo Mortensen sich innerhalb weniger Sekunden in einen kleinen Jungen verwandeln, wenn es um Fußball ging?
Seit seiner Kindheit war Viggo ein großer Fan des FC San Lorenzo und seit einigen Jahren Ehrenmitglied der Mannschaft, welche heute um die argentinische Meisterschaft spielte.
„Schatz! Bitte beeil dich doch! Raoul und Pedro müssen gleich da sein, um mich abzuholen. Wir kommen sonst zu spät!“, zappelte Viggo weiter vor mir herum, während ich versuchte, den Verschluss der Kette mit dem Emblem des FC San Lorenzos zu schließen.
„Wenn du nicht endlich mal für eine Sekunde still stehen bleibst, bekomme ich die Kette nie zu!“, brummte ich zurück. „Außerdem werdet ihr Stunden vor dem Anpfiff da sein. Also erzähl mir nichts von Zuspätkommen!“
„Cathy, du weißt doch, dass wir uns vorher noch mit der Mannschaft treffen. Wir müssen den Jungs doch viel Glück wünschen! Und zwei Stunden vor dem Anpfiff dürfen nur noch Leute aus dem Team zu den Spielern!“
In dem Moment klingelte es.
Ehe ich es verhindern konnte, war Viggo mit den Worten „Siehst du, ich habe es dir ja gesagt!“, zur Tür gesprungen und hatte sie aufgerissen, während in meiner Hand etwas einsam und hilflos die Kette baumelte.
Innerhalb weniger Sekunden füllte sich der Flur mit einem lebhaften, aufgeregten Stimmengewirr und Raoul und Pedro umarmten Viggo stürmisch. Ich bekam in diesem spanischen Durcheinander, mit welchem die drei Männer sich überhäuften, kein Wort mehr mit. Meine zwei, drei spanischen Brocken, die ich beherrschte, reichten bei weitem nicht aus, um dem Gespräch zu folgen.
Ich lehnte mich lächelnd gegen den Türrahmen – was für ein herrliches Bild! Drei Männer, aufgeregt wie ein paar Schuljungen und die sich aufführten, als hätten sie einen Besuch bei ihrer Lieblingsfußballmannschaft gewonnen.
Plötzlich schien sich Viggo zu erinnern, dass sein Styling noch nicht dem eines perfekten und treuen Fußballfans entsprach, denn er kam wieder zu mir angesprungen.
„Die Kette, Schatz!“, japste er aufgeregt, seine Augen leuchteten wie die eines kleinen Kindes, das auf den Weihnachtsmann wartete.
„Dann komm her und halt endlich still!“, forderte ich ihn auf und konnte mir jetzt ein Lächeln nicht verkneifen.
In Raouls und Pedros Gesicht stand ebenfalls ein breites Grinsen.
„Olá, Catarina!“, begrüßten sie mich nun und lachten mich fröhlich an.
„Olá, Raoul! Olá, Pedro!“, grüßte ich lächelnd zurück, während es mir endlich gelang den Verschluss der Kette zu schließen.
„Fertig!“
Viggo drehte sich zu mir um.
„Wie seh ich aus? Kann ich so gehen?“, fragte er und sah mich erwartungsvoll an. Ich musste innerlich grinsen.
Hatten viele Frauen eine Vorliebe für Schuhe und in ihrem Heim ganze Schränke mit den verschiedensten Modellen gefüllt, so hatte Viggo Schränke mit Utensilien seiner Fußballmannschaft gefüllt. Von Fahnen, Pins, über Schals, Hosen, Socken, T-Shirts, Sweatshirts, Kissen bis hin zu Jacken, Ketten und Armbändern hatte Viggo wohl nichts, was es nicht vom FC San Lorenzo zu kaufen gab.
Dementsprechend ausstaffiert stand er vor mir. Zu seinen Jeans, mit dem aufgenähten Stoffemblem trug Viggo das entsprechende Fußball-Shirt plus Jacke, übersät mit unzähligen Pins, den Schal, die besagte Kette, die Sportschuhe und zwei Armbänder von San Lorenzo. Muss ich noch erwähnen, dass natürlich auch seine Socken die Farben seiner Lieblingsfußballmannschaft trugen?
Einige dieser Accessoires trug Viggo ständig bei sich, wie zum Beispiel die Armbänder, die Ketten und ganz zu schweigen von der Fahne des FC San Lorenzo. Wo immer es ihm möglich war, breitete er die Fahne vor Kameras aus und machte von seinem Fansein absolut keinen Hehl.
„Du siehst perfekt aus!“, entgegnete ich, dann sah ich Raoul und Pedro an, die fast die gleichen Sachen wie Viggo trugen. „Ihr seht alle drei perfekt aus. Dann kann wohl heute nichts mehr schief gehen“, orakelte ich.
San Lorenzo musste heute gewinnen, um aus eigener Kraft argentinischer Meister zu werden.
„Beschwör das Unheil nicht herauf!“, flehte Raoul und verdrehte mit gespielter Verzweiflung die Augen. „Die Jungs werden es heute definitiv schaffen! Viggo, wir sollten langsam los!“, drängte er dann.
Viggo gab mir einen Kuss.
„Ich liebe dich!“, sagte er. „Und nicht nur weil du eine der wenigen Frauen bist, die weiß, was Abseits bedeutet!“
„Genau!“, warf Pedro ein. „Alle beneiden Viggo um dich, Catarina! Ich kenne sonst keine Frau, die weiß, was Abseits ist und es auch noch erklären kann!“
Er schob Viggo zur Seite.
„Lass mich auch mal ran“, forderte er frech grinsend, dann schloss er mich herzlich in die Arme und gab mir je einen Kuss auf jede Wange.
Als er mich wieder frei gab, haschte Raoul nach meiner Hand und zog mich zu sich rüber. Dann ging er vor mir in die Knie.
„Catarina! Du bist nicht nur eine intelligente Frau, sondern dazu auch noch eine der schönsten Frauen, denen ich je begegnet bin!“
Er hauchte mir einen vollendeten Kuss auf den Handrücken.
„Überlege dir, ob du den Rest deines Lebens wirklich mit einem verrückten Kerl wie Viggo verbringen willst. Ich würde dir die Welt zu Füßen legen, dich auf Händen tragen, dir jeden deiner Wünsche von den Augen ablesen und umgehend erfüllen!“
Jetzt griff Viggo ein. Er schnappte sich mein Handgelenk und entzog Raoul somit meine Hand.
„Das reicht jetzt! Ihr alten Charmeure!“, brummte er.
Raoul erhob sich und zwinkerte Pedro grinsend zu, der ebenfalls zwinkernd zurückgrinste, während Viggo besitzergreifend einen Arm um meine Schulter legte und mich an sich zog.
„Viggo ist eifersüchtig!“, kommentierte Raoul die Aktion trocken und Pedro nickte eifrig.
„ICH BIN ... NICHT ... EIFERSÜCHTIG!“, knurrte Viggo zurück, was das Grinsen in den Gesichtern seiner beiden Freunde nur noch breiter werden ließ.
Ich verkniff mir ein Lachen, strich stattdessen Viggo über die Wange und gab ihm seinen Kuss zurück.
„Ich liebe dich auch, und nicht nur, weil du verrückter bist als die beiden Kerle hier! Und ihr solltet jetzt wirklich los, sonst kommt ihr doch noch zu spät!“
„Catarina hat Recht!“, bestätigte Raoul. „Reiß dich von deiner besseren Hälfte los, Viggo!“
Pedro und Raoul ließen es sich nicht nehmen, mir einen Abschiedskuss auf die Stirn zu drücken, ohne auf Viggos protestierende Räuspern zu achten. Beide winkten mir noch einmal zu, dann verschwanden sie nach draußen. Viggo folgte ihnen, drehte sich in der Tür aber noch einmal um, warf mir einen Handkuss zu, dann war auch er verschwunden. Die Tür fiel ins Schloss, dann herrschte Stille.
Fünf Stunden später hatte der FC San Lorenzo sein Spiel 2:0 gewonnen und war argentinischer Fußballmeister geworden – was bedeutete, vor morgen früh brauchte ich meinen fußballvernarrten Ehemann nicht zurückerwarten. Und so entschloss ich mich, ins Bett zu gehen.
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Irgendwann wachte ich auf. Ein Geräusch hatte mich geweckt. Draußen war es noch fast dunkel, ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es halb drei Uhr morgens war.
Das Bett neben mir war leer.
Plötzlich vernahm ich das Geräusch wieder. Ein leises Poltern gefolgt von einem unterdrücktem, leisen Fluchen.
Ich schlüpfte aus dem Bett und öffnete die Tür zum Flur. Das Bild, welches sich mir bot, war ein Bild für Götter.
Viggo, auf einem Bein herumhüpfend und darum bemüht, sich seinen Schuh auszuziehen. Um seinen Hals hatte er sich die große Vereinsfahne des FC San Lorenzo geschlungen.
Leise trat ich in den Flur hinaus.
„Kann ich dir helfen, Liebling?“
Viggo verlor vor Schreck beinahe sein Gleichgewicht. Als sein Blick auf mich fiel, strahlten seine Augen auf.
„Wia ham gewonn, Schaazimausi!“
Nicht nur Viggo, auch seine Zunge schien leichte Probleme mit dem Gleichgewicht zu haben. Krampfhaft versuchte er sich die Fahne vom Hals zu zerren und war kurz davor, sich selbst zu erwürgen.
Leise vor mich hinlachend eilte ich ihm zu Hilfe.
„Das war wohl eine sehr feuchte Meisterschaftsfeier!“, stellte ich fest. Viggo nuschelte irgendetwas vor sich hin, was ich aber nicht genau verstehen konnte. Er roch fürchterlich nach Zigarettenqualm und Bier. Endlich hatte ich ihn von seiner Fahne befreit. Viggo zog sie mir gleich wieder aus den Händen, begann sie begeistert vor mir hin- und herzuschwenken und fing aus voller Kehle an zu singen.
„Olé, Olé, Oléeeeeeeeeeee, Oléeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee!“
Oh Gott, nein, das passierte jetzt nicht wirklich, oder? Ich zog Viggo die Fahne herunter und verschloss seinen Mund mit meiner Hand. Gurgelnd verstummte er und sah mich erstaunt an, so als würde er mich zum ersten Mal sehen.
„Psst, Viggo! Wir sind hier nicht allein in diesem Haus! Außerdem ist es mitten in der Nacht!“
„Aba wia sin ar... agri ... agitinsch Meista gworn, Schaazimausi!“
„Ich weiß, ich habe es im Fernsehen gesehen! Komm, Liebling, ich bring dich ins Bett!“
„Dia Jungs warn soooo toll, genau wie du! Isch lieb die Jungs un disch lieba isch auch!“
„Wie schön, Viggo!“ Ich zog meinen leicht angeheiterten Mann hinter mir her Richtung Schlafzimmer. Zuerst folgte er mir auch brav, seine Fahne im Schlepptau, doch kurz vor unserem Ziel blieb er plötzlich stehen. Er griff nach einer meiner Hände, während die andere nach wie vor die Fahne seines Fußballclubs fest umklammert hielt und sank vor mir auf die Knie.
„Dia Jungs waren sooo wundavoll ... un .... un ... isch bin sooo glucklisch ... un ... un ... dua bist sooo wundavoll ... un ... un ... dia Jungs haben so toll geschpielt... isch liebe disch sooo sehr ... un ... wills dua ... wills dua meine Frau wern?“
Vollkommen überrumpelt starrte ich hinunter auf den Mann zu meinen Füßen. Hatte mein eigener Ehemann mich eben gefragt, ob ich seine Frau werden wollte?
Treuherzig sah Viggo mit seinen ganz leicht eingetrübten, wundervollen blaugrauen Augen zu mir auf. Ich beugte mich zu ihm hinunter und gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn. Dann zog ich ihn wieder hoch.
„Viggo, Liebling, wir beide sind bereits verheiratet!“
Verwirrt starrte Viggo mich an und ich konnte deutlich sehen, wie sein Gehirn krampfhaft versuchte, meinen Worten zu folgen.
„Aba ... aba ... isch liebe disch dosch so sehr ... un isch will disch so gerne heiratn ... un alle Jungs sin Tru .. Trauzeugn ...“
Ich biss mir auf die Lippen, um nicht laut loszulachen. Behutsam nahm ich Viggos Gesicht in meine Hände.
„Bekomm ich auch einen Diamantring wenn ich Ja sage?“ Ich konnte mir die Frage einfach nicht verkneifen.
Das Aufblitzen in Viggos Augen glich dem Aufblenden eines Scheinwerfers.
„Natülisch, Schaazimausi! Den größtn, densch gibt!“
„Dann heirate ich dich!“, flüsterte ich und hauchte Viggo einen Kuss auf die Lippen.
„Wirklisch?“ Viggo sah mich ungläubig an.
„Ja, wirklich!“
„Das is ... sooo lieb von dia!“ Wieder bekam Viggo diesen treuherzigen Blick.
„Komm, ich bring dich ins Bett“, forderte ich Viggo nun auf und griff nach seiner Hand. „Du solltest deinen kleinen Rausch ausschlafen!“
Gehorsam folgte er mir nun ins Schlafzimmer. Es war schon ein kleiner Kampf, Viggo wenigstens seine Jacke, seine Hose und seine Schuhe auszuziehen, während er mir mit Händen und Füßen bildhaft versuchte zu erzählen, wie seine Jungs die beiden Tore geschossen hatten, nicht ohne mir zwischendurch immer wieder zu versichern, wie sehr er mich doch liebte.
Endlich hatte ich Viggo im Bett liegen. Das Einzige, was mir nicht gelang ihm zu entlocken und er standhaft verteidigte, war seine Fahne. Er rückte sie einfach nicht heraus und so ließ ich sie ihm.
Selig wie ein kleiner Junge mit der Fahne im Arm schlief er ein.
Sanft lächelnd fuhr ich ihm noch einmal kurz durch seine Haare und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
Dann griff ich nach meiner Decke und meinem Kissen und zog ins Gästezimmer um, denn kaum hatte ich die Tür hinter mir zugezogen, hörte ich es schon – Viggo begann lautstark zu schnarchen, wie immer, wenn er mal einen über den Durst getrunken hatte.
Im Gästezimmer würde ich die nötige Ruhe finden, um selber noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen, bevor ich Viggo nach meinen Diamantring fragen würde.
Der Fußball - Fan (2. Teil)
(inspired by Bommel)
Ich wurde wach, weil ich eine Tür leise klappen hörte. Die Uhr zeigte an, dass es kurz nach neun war.
Leise Schritte im Flur! War Viggo etwa schon wach?
Ja, dass war er. Die Tür des Gästezimmers öffnete sich fast lautlos, Viggos Kopf erschien, mit völlig zerwühlten Haaren und einem neugierigen Blick.
„Morgen, Liebling!“, begrüßte ich ihn. „Du hast doch nicht schon ausgeschlafen?“
„Morgen, Schatz!“ Viggo öffnete die Tür weiter und trat ein. Jetzt musste ich ganz breit grinsen. Viggo stand so vor mir, wie ich ihn vor ein paar Stunden ins Bett gepackt hatte, mit seinem blau-rot gestreiften T-Shirt (den Farben des FC San Lorenzos), seiner Unterhose und den blau-rot gestreiften Strümpfen.
Nur seine Fahne fehlte.
„Du weißt doch, ich kann ohne dich nicht schlafen“, erklärte er mir und machte Anstalten, zu mir ins Bett zu klettern.
„Oh nein!“, protestierte ich und zog meine Bettdecke bis dicht unters Kinn. „Komm mir nicht zu nahe! Bleib wo du bist!“
„Aber Schatz, ich will doch nur einen Guten-Morgen-Kuss!“
„Viggo, verschwinde unter die Dusche! Du stinkst!“
Der Geruch von kaltem Zigarettenrauch, der noch an seinem T-Shirt hing, drang mir in die Nase. Ich war bei Weitem nicht scharf darauf, einen Guten-Morgen-Kuss zu bekommen, der nach Zigaretten und abgestandenem Bier schmeckte.
„Nur einen einzigen!“
„NEIN!“
Doch der Versuch, mich unter meiner Bettdecke in Sicherheit zu bringen, scheiterte kläglich. Ehe ich mich versah, war Viggo mit einem einzigen Satz im Bett gelandet. Vergebens versuchte ich quietschend zu flüchten, als Viggo mich mit seinem Körpergewicht schon halb unter sich begraben hatte und mir einen dicken Kuss aufdrückte.
Ich begann wie wild mit meinen Fäusten auf seine Schultern einzuschlagen.
Endlich gab er mich grinsend frei und mir entfuhr ein lautes: „Igitt!“
Das Grinsen verschwand schlagartig aus Viggos Gesicht und entgeistert sah er mich an.
„Ich küsse dich und du sagst ,Igitt’?“
„Viggo, du stinkst wie ein voller Aschenbecher und eine leere Bierflasche und genauso schmeckst du auch! Das ist ekelhaft! Verschwinde unter die Dusche!“
„Ich küsse dich und du sagst ,Igitt’?“
Viggo schien immer noch völlig entgeistert ob meines Kommentars zu sein.
Ich schubste ihn von mir herunter und kletterte aus dem Bett.
„Geh duschen, Schatz, und zieh dir frische Sachen an! Ich mach uns ein leckeres Frühstück und dann feiern wir beide gebührend die Meisterschaft deiner Jungs!“
Viggos Augen leuchteten auf und eilfertig sprang er aus dem Bett.
Eine halbe Stunde später bekam ich von einem geduschten, rasierten Mann mit frisch geputzten Zähnen einen Guten-Morgen-Kuss, wie er mir zustand.
Beim Frühstück erzählte mir Viggo begeistert und ausführlich von der Meisterschaftsfeier mit der gesamten Mannschaft des FC San Lorenzos.
Ich stützte das Kinn in meine Hand und hörte Viggo aufmerksam zu. Als er sich für einen Moment unterbrach, fragte ich: „Und wo ist mein Diamantring?“
Viggos verdattertes Gesicht war göttlich. Ich bedauerte es, in diesem Moment keine Kamera bei mir zu haben.
„Was ... was für ein Diamantring?“
„Den du mir heute Nacht oder besser heute Morgen versprochen hast, als du nach Hause kamst! Den größten, den es gibt!“, entgegnete ich völlig ungerührt und biss von meinem Brötchen ab.
„Den WAS ...?“
Viggo war noch immer die Fassungslosigkeit in Person. Entgeistert starrte er mich an.
„Viggo, du willst mir doch nicht erzählen, dass du heute Nacht einen Filmriss hattest?“, fragte ich mit gespielter Entrüstung.
„Ich hatte keinen Filmriss“, protestierte Viggo, leicht verwirrt. Ich konnte deutlich sehen, wie er in seinen Gehirnwindungen nach irgendwelchen Erinnerungen kramte.
„Ich kann mich an jede Kleinigkeit erinnern!“
„Wirklich?“, fragte ich skeptisch. „Dann erinnerst du dich doch sicher auch daran, worum du mich heute Nacht gebeten hast?“
„Ähm, ...“, begann er herumzustottern und sah mich mit großen Augen an. Dann schüttelte er plötzlich leicht den Kopf und begann zu lächeln.
„Ich habe dich heute Nacht gefragt, ob du meine Frau werden willst!“
Jetzt war es an mir völlig überrascht zu sein und verdutzt sah ich Viggo an. Das Letzte, womit ich gerechnet hatte war, dass er sich daran würde erinnern können.
„Ich muss ehrlich sein, ich habe heute früh, als ich aufwachte gedacht, dass ich es geträumt hätte!“, erklärte Viggo dann.
Jetzt musste ich lächeln. Ich beugte mich zu Viggo hinüber.
„Und? Bekomm ich nun meinen Diamantring?“, fragte ich leise.
Viggo hauchte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen.
„Wozu? Wir sind doch schon verheiratet!“, antwortete er grinsend.
Ich grinste zurück.
„Mistkerl!“
„Raffgieriges Frauenzimmer!“, entgegnete er schlagfertig, bevor er meine Lippen für einen längeren Kuss verschloss.
***************************************************************************
Am Nachmittag trafen Pedro mit seiner Frau Carmen und Raoul ein. Wir hatten sie zum Kaffee eingeladen und nebenbei lief noch einmal das von mir sorgsam aufgezeichnete Meisterschaftsspiel, welches von den Männern lautstark kommentiert wurde. Carmen und ich sahen uns nur grinsend an und kichernd erzählten wir beide uns von der nächtlichen Heimkehr unserer Männer.
Pedro hatte Viggo in Nichts nachgestanden. Ähnlich wie Viggo hatte auch er seine Frau mit Liebensschwüren überhäuft, nur mit dem Unterschied, dass er sich daran nicht mehr erinnern konnte.
Gegen Abend beschlossen wir spontan, gemeinsam noch zum Italiener um die Ecke zu gehen und uns eine Pizza zu genehmigen.
Als wir dann irgendwann spät am Abend Pedro und Carmen in ein Taxi gesetzt hatten und wieder zu Hause angekommen waren, waren wir einfach nur müde. Viggo hatte die letzte Nacht nicht wirklich ausreichend Schlaf bekommen und so beschlossen wir, ins Bett zu gehen.
Ich lag schon unter meiner Bettdecke, meine Nase noch in dem Buch „Illuminati“ vergraben, als plötzlich die Tür aufging und Viggo mit einem lauten „Olé! Olé! Olé!“ ins Schlafzimmer gesprungen kam. In den Händen hielt er seine so heiß geliebte Vereinsfahne des FC San Lorenzos.
Bevor ich irgendwas fragen konnte, hatte Viggo die Fahne fein säuberlich wie eine zweite Decke über unser Bett ausgebreitet und schickte sich an, selber ins Bett zu klettern.
„Ähm, Viggo?“, fragte ich vorsichtig.
„Ja, Schatz?“
„Was soll das?“ Ich wies auf die Fahne.
Viggo sah mich wieder mit diesem treuherzigen Blick an.
„Schatz! Nur heute Nacht! Die Jungs sind doch Argentinischer Fußballmeister geworden! Das muss gebührend anerkannt werden!“
Und schwups – bevor ich etwas erwidern konnte, war Viggo unter seine Decke geschlüpft und strich sorgsam die Fahne glatt.
„Das kommt überhaupt nicht in Frage!“, protestierte ich lautstark.
Vielleicht durfte ich mich in meinem eigenen Bett nicht einmal mehr bewegen, damit die Fahne ja keine Falten schlug.
„Aber warum denn nicht? Ist doch nur für diese eine Nacht!“ Viggo sah mich immer noch treuherzig an. Plötzlich wurde sein Blick ganz scheinheilig.
„Du bist doch nicht etwas eifersüchtig auf die Jungs?“ fragte Viggo dann.
Mir verschlug es für die ersten Sekunden die Sprache. Jetzt tickte es bei meinem Ehemann wohl ganz aus.
„ICH BIN ... NICHT ... EIFERSÜCHTIG! Ich teile dieses Bett nicht mit weiteren elf Kerlen, auch wenn sie gut Fußball spielen können! Und außerdem hast du schon letzte Nacht mit deiner Fahne im Arm geschlafen, statt mit mir!“
„Ich glaube, du bist doch eifersüchtig“, säuselte Viggo dann grinsend. „Du hättest ja nicht im Gästezimmer schlafen müssen.“
Dann schob er sich mit dem mir nur allzu gut bekannten Funkeln in seinen Augen zu mir herüber und zog mir das Buch aus den Händen. „Aber was wir letzte Nacht versäumt haben, können wir ja jetzt nachholen!“
„Nimm deine Finger weg!“
„Aber Schatz ...!“
„Erst verschwindet diese Fahne aus unserem Schlafzimmer, vorher wage es ja nicht Hand an mich zu legen!“
Soweit kam das noch! Nachher brüstete sich Viggo noch damit, dass er unter der Vereinsfahne seine Frau flach gelegt hatte.
Und dann kam mir urplötzlich eine Idee, wie Viggo freiwillig und in null Komma nix diese Fahne eigenhändig aus unserem Schlafzimmer entfernen würde.
Ich kletterte aus dem Bett.
„Wo .. wo willst du hin?“, fragte Viggo verblüfft.
„Keine Sorge, Liebling, ich bin gleich wieder da“, flötete ich und grinste Viggo schadenfroh an.
Ich lief ins Arbeitszimmer, nahm den Daniel-Craig-Kalender von der Wand und kehrte mit ihm ins Schlafzimmer zurück.
Viggos Augen wurden kugelrund als ich mich ans Fußende des Bettes stellte und den Kalender hoch hob.
„Die Fahne kann bleiben“, erklärte ich und setzte mein schönstes Lächeln auf, „aber nur, wenn du Daniel über unser Bett gehängt hast!“
Es dauerte nicht einmal den Bruchteil einer Sekunde, da war Viggo leise vor sich hinfluchend aus dem Bett gestiegen, hatte seine Fahne vom Bett gezogen und mir den Kalender aus der Hand gerissen.
„Dieser Kerl hat hier nichts zu suchen!“, knurrte Viggo und schaffte sowohl die Fahne, als auch den Kalender aus unserem Schlafzimmer.
Blieb die Frage, wer hier eifersüchtig war!
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag Viggo nicht mehr neben mir. Stattdessen hörte ich aus dem Bad die Dusche rauschen.
Neben meinem Kopfkissen lag ein kleines, schwarzsamtenes Kästchen. Als ich es mit öffnete, funkelte mir ein wunderschöner Diamantring entgegen ...
Re: Viggo FanFiction's
Weiße Lilien
Zum ungezählten Male stand er da, den Arm voll mit ihren Lieblingsblumen.
Weiße Lilien!
Und zum ungezählten Male brachte er kein Wort heraus, gelang es ihm nicht, ihr zu sagen, was er fühlte, was er empfand.
Sie war gegangen!
Sie war fort gegangen, ohne ihm etwas zu sagen.
Einfach so! Von einer Minute zur anderen!
Ohne ihn zu warnen.
Das war vor vier Jahren gewesen.
Vier Jahre!
Alles war wie immer gewesen. Nichts hatte darauf hingewiesen, dass sie ihn so einfach verlassen würde.
Und doch hatte sie es getan.
Sie war dem Ruf eines anderen gefolgt!
Er erinnerte sich daran, als er sie das erste Mal gesehen hatte. Es waren ihre Augen gewesen die ihn sofort verzaubert und die sich tief in seine Seele gebrannt hatten.
Seine Arbeit als Schauspieler hatte ihn nach Deutschland geführt, nach Potsdam, in die Babelsberger Filmstudios. Sie gehörte einer Gruppe von Besuchern an, die die Studios besichtigten.
Für ein paar Sekunden trafen sich ihre Blicke, dann hatte sie scheu die Augen gesenkt. Ihre Wangen röteten sich leicht und im gleichen Moment spürte er, dass sein Herz schneller zu schlagen begann.
Er ließ einfach seine Filmaufnahmen platzen und kurz bevor sie die Studios verließ, hatte er sie wieder gefunden und sprach sie einfach an.
Niemals hatte er für möglich gehalten, was sich aus dieser Begegnung entwickeln sollte.
Tiefe, ehrliche und leidenschaftliche Gefühle, Vertrauen, Geborgenheit, Liebe!
Er wusste, was für ein Opfer sie brachte, als sie ihrer Heimat, ihrer Familie und ihren Freunden den Rücken kehrte, um mit ihm nach Idaho zu gehen und seine Frau zu werden.
Doch dauerte es nicht lange und seine Freunde, seine Familie hatten sie schnell in ihrer Mitte aufgenommen. Auch sie konnten sich ihrem Charme und ihrem offenen Wesen nicht entziehen.
Jedes Mal wenn er gehen musste, um irgendwo am anderen Ende der Welt seiner Arbeit nach zu gehen, schmerzte es ihn, sie allein zu lassen. Sie beschwerte sich nie, machte ihm nie Vorwürfe oder verlangte gar, dass er seine Schauspielerei ihretwegen aufgab.
Sie wusste, dass ihn das unglücklich machen würde. Niemand kannte ihn so gut wie sie.
So gerne, wie er seine Arbeit auch machte, so sehr sehnte er sich auch wieder nach Hause.
Die Nächte in ihren Armen waren erfüllend, leidenschaftlich, zärtlich. Die Tage mit ihr waren das Paradies.
Gott, wie sehr liebte er diese Frau! Und er wusste, wie sehr sie ihn liebte!
Obwohl er in ihren Augen lesen konnte, wie glücklich sie mit ihm war, wusste er, dass sie Heimweh hatte und wann immer es möglich war, flog er mit ihr für längere Zeit zurück nach Europa. Er zeigte ihr seine zweite Heimat Dänemark und sie zeigte ihm ihre Heimat Deutschland.
Doch egal, wo er gerade war, wenn sie bei ihm war, war er zu Hause.
Sie hatte zu schreiben begonnen, einem Hobby, dem sie schon nachgegangen war, lange bevor sie sich kennen und lieben gelernt hatten. Immer wenn er fort war, schrieb sie und irgendwann veröffentlichte sie ihren ersten Roman. Sie hatte ein ungeheures Talent zum Schreiben und bald schon war ihr Name ein Begriff in der Welt der Literatur.
Er war so unendlich stolz auf sie.
Die Jahre vergingen, und aus den Jahren wurden Jahrzehnte.
Niemals hatte er geglaubt oder auch nur im Entferntesten daran gedacht, dass dieses Glück eines Tages zerstört werden könnte.
Und doch war es passiert!
Es war ein Schock für ihn gewesen und lange war er nicht bereit gewesen, die Tatsache, dass sie fort war, zu akzeptieren.
Er hatte nicht einmal die Möglichkeit gehabt, sich in irgendeiner Art und Weise von ihr zu verabschieden. Sie hatte ihn nicht vorgewarnt, wahrscheinlich hatte auch sie nicht damit gerechnet, dass eines Tages ER ihr gegenüberstehen würde.
Er erinnerte sich noch daran, als ob es gestern gewesen wäre.
Er war nur kurz ins Haus gegangen, um ihnen etwas zu trinken zu holen. Sie war den ganzen Tag schon so irgendwie anders gewesen, abwesend, nachdenklich. Und sie fühlte sich müde.
Als er wieder auf die Veranda trat, lag sie auf der Hollywoodschaukel, die Augen geschlossen. Sie wirkte ganz ruhig und friedlich. Ein Lächeln schwebte auf ihrem Gesicht. Es sah aus, als ob sie schlief, doch das tat sie nicht.
Sie schlief nicht!
Sie war gegangen!
Sie war SEINEM Ruf gefolgt, dem Ruf, den am Ende alle folgen müssen.
Er glaubte damals ersticken zu müssen. Etwas begann sich in ihm auszubreiten und tötete alle Gefühle in ihm ab.
Lange Zeit war er nicht in der Lage gewesen, auch nur irgend etwas zu empfinden, keinen Schmerz, keine Trauer, nichts.
Nicht eine einzige Träne hatte er bis heute ihretwegen vergossen. Nicht eine!
Langsam trat Viggo näher. Er ließ die weißen Lilien in die Vase gleiten und drückte sie dann tief in das Erdreich hinein.
Seine Finger strichen zärtlich über die goldenen Lettern, die man in den schwarzen Marmor hineingearbeitet hatte.
Plötzlich erhob sich ein leichter Windhauch. Ein Flüstern drang an sein Ohr, nicht mehr als ein Wispern und sein Herzschlag beschleunigte sich.
„Ich liebe dich, Viggo!“
Verstohlen löste sich eine Träne aus einem seiner Augenwinkel.
Das erste Mal nach all den Jahren, fand er die Worte, die er ihr seit ihrem Tod nicht mehr hatte sagen können.
„Ich liebe dich auch!“ flüsterte er.
Er zog eine weiße Lilie aus der Vase und legte sie auf den oberen Rand des Grabsteines.
Zum ungezählten Male stand er da, den Arm voll mit ihren Lieblingsblumen.
Weiße Lilien!
Und zum ungezählten Male brachte er kein Wort heraus, gelang es ihm nicht, ihr zu sagen, was er fühlte, was er empfand.
Sie war gegangen!
Sie war fort gegangen, ohne ihm etwas zu sagen.
Einfach so! Von einer Minute zur anderen!
Ohne ihn zu warnen.
Das war vor vier Jahren gewesen.
Vier Jahre!
Alles war wie immer gewesen. Nichts hatte darauf hingewiesen, dass sie ihn so einfach verlassen würde.
Und doch hatte sie es getan.
Sie war dem Ruf eines anderen gefolgt!
Er erinnerte sich daran, als er sie das erste Mal gesehen hatte. Es waren ihre Augen gewesen die ihn sofort verzaubert und die sich tief in seine Seele gebrannt hatten.
Seine Arbeit als Schauspieler hatte ihn nach Deutschland geführt, nach Potsdam, in die Babelsberger Filmstudios. Sie gehörte einer Gruppe von Besuchern an, die die Studios besichtigten.
Für ein paar Sekunden trafen sich ihre Blicke, dann hatte sie scheu die Augen gesenkt. Ihre Wangen röteten sich leicht und im gleichen Moment spürte er, dass sein Herz schneller zu schlagen begann.
Er ließ einfach seine Filmaufnahmen platzen und kurz bevor sie die Studios verließ, hatte er sie wieder gefunden und sprach sie einfach an.
Niemals hatte er für möglich gehalten, was sich aus dieser Begegnung entwickeln sollte.
Tiefe, ehrliche und leidenschaftliche Gefühle, Vertrauen, Geborgenheit, Liebe!
Er wusste, was für ein Opfer sie brachte, als sie ihrer Heimat, ihrer Familie und ihren Freunden den Rücken kehrte, um mit ihm nach Idaho zu gehen und seine Frau zu werden.
Doch dauerte es nicht lange und seine Freunde, seine Familie hatten sie schnell in ihrer Mitte aufgenommen. Auch sie konnten sich ihrem Charme und ihrem offenen Wesen nicht entziehen.
Jedes Mal wenn er gehen musste, um irgendwo am anderen Ende der Welt seiner Arbeit nach zu gehen, schmerzte es ihn, sie allein zu lassen. Sie beschwerte sich nie, machte ihm nie Vorwürfe oder verlangte gar, dass er seine Schauspielerei ihretwegen aufgab.
Sie wusste, dass ihn das unglücklich machen würde. Niemand kannte ihn so gut wie sie.
So gerne, wie er seine Arbeit auch machte, so sehr sehnte er sich auch wieder nach Hause.
Die Nächte in ihren Armen waren erfüllend, leidenschaftlich, zärtlich. Die Tage mit ihr waren das Paradies.
Gott, wie sehr liebte er diese Frau! Und er wusste, wie sehr sie ihn liebte!
Obwohl er in ihren Augen lesen konnte, wie glücklich sie mit ihm war, wusste er, dass sie Heimweh hatte und wann immer es möglich war, flog er mit ihr für längere Zeit zurück nach Europa. Er zeigte ihr seine zweite Heimat Dänemark und sie zeigte ihm ihre Heimat Deutschland.
Doch egal, wo er gerade war, wenn sie bei ihm war, war er zu Hause.
Sie hatte zu schreiben begonnen, einem Hobby, dem sie schon nachgegangen war, lange bevor sie sich kennen und lieben gelernt hatten. Immer wenn er fort war, schrieb sie und irgendwann veröffentlichte sie ihren ersten Roman. Sie hatte ein ungeheures Talent zum Schreiben und bald schon war ihr Name ein Begriff in der Welt der Literatur.
Er war so unendlich stolz auf sie.
Die Jahre vergingen, und aus den Jahren wurden Jahrzehnte.
Niemals hatte er geglaubt oder auch nur im Entferntesten daran gedacht, dass dieses Glück eines Tages zerstört werden könnte.
Und doch war es passiert!
Es war ein Schock für ihn gewesen und lange war er nicht bereit gewesen, die Tatsache, dass sie fort war, zu akzeptieren.
Er hatte nicht einmal die Möglichkeit gehabt, sich in irgendeiner Art und Weise von ihr zu verabschieden. Sie hatte ihn nicht vorgewarnt, wahrscheinlich hatte auch sie nicht damit gerechnet, dass eines Tages ER ihr gegenüberstehen würde.
Er erinnerte sich noch daran, als ob es gestern gewesen wäre.
Er war nur kurz ins Haus gegangen, um ihnen etwas zu trinken zu holen. Sie war den ganzen Tag schon so irgendwie anders gewesen, abwesend, nachdenklich. Und sie fühlte sich müde.
Als er wieder auf die Veranda trat, lag sie auf der Hollywoodschaukel, die Augen geschlossen. Sie wirkte ganz ruhig und friedlich. Ein Lächeln schwebte auf ihrem Gesicht. Es sah aus, als ob sie schlief, doch das tat sie nicht.
Sie schlief nicht!
Sie war gegangen!
Sie war SEINEM Ruf gefolgt, dem Ruf, den am Ende alle folgen müssen.
Er glaubte damals ersticken zu müssen. Etwas begann sich in ihm auszubreiten und tötete alle Gefühle in ihm ab.
Lange Zeit war er nicht in der Lage gewesen, auch nur irgend etwas zu empfinden, keinen Schmerz, keine Trauer, nichts.
Nicht eine einzige Träne hatte er bis heute ihretwegen vergossen. Nicht eine!
Langsam trat Viggo näher. Er ließ die weißen Lilien in die Vase gleiten und drückte sie dann tief in das Erdreich hinein.
Seine Finger strichen zärtlich über die goldenen Lettern, die man in den schwarzen Marmor hineingearbeitet hatte.
Plötzlich erhob sich ein leichter Windhauch. Ein Flüstern drang an sein Ohr, nicht mehr als ein Wispern und sein Herzschlag beschleunigte sich.
„Ich liebe dich, Viggo!“
Verstohlen löste sich eine Träne aus einem seiner Augenwinkel.
Das erste Mal nach all den Jahren, fand er die Worte, die er ihr seit ihrem Tod nicht mehr hatte sagen können.
„Ich liebe dich auch!“ flüsterte er.
Er zog eine weiße Lilie aus der Vase und legte sie auf den oberen Rand des Grabsteines.
Re: Viggo FanFiction's
orm: OS
Titel: Pferdeherren.
Charaktere: Hugo Weaving, Viggo Mortensen
Sonstiges: Es ist auf keinen Fall Slash! Nix mit Liebe. Außer zu Pferden.....
Endlich war Drehpause und jeder konnte entspannen.
Sean Astin redete mit Peter Jackson über eine bestimmte Szene, Miranda Otto stritt sich mit der Maskenbildnerin über ihre Haare , Sean Bean redete mit Bob Anderson.....und so weiter und so fort....
Eigentlich tat jeder etwas entspannendes , wie es auch sein sollte in einer Pause.
Aber nein, wie fast immer hielt sich ein Jemand nicht daran.
Viggo Mortensen hatte sich zu den Trainingsplätzen begeben und wollte noch etwas reiten, denn schließlich musste er seinen kompletten Reitstiel hier verwerfen.
Er ging auf sein Filmpferd Brego zu und streichelte ihm sanft über den Hals.
„Hey mein hübscher, ich weiß, du hast eigentlich schon genug getan, aber ich brauche deine Hilfe“, seufzte Viggo traurig.
Schon seit Tagen war er dabei den neuen Stiel, den englischen Stiel zu erlernen, aber es wollte nicht so, wie er wollte.
Dieses mit: Zwei Hände an die Zügel, das Pferd enger nehmen....passte dem Westernreiter gar nicht.
„Komm Brego, ich brauche dein Hilfe wirklich. Wie sieht das denn sonst aus, ein Aragorn, der König werden muss und nicht reiten kann? Ich bitte dich“, Viggo schnalzte, um das Pferd in seine Richtung zu bewegen, damit er es strigeln und aufsatteln konnte.
Viggo war wirklich ein erfahrener Reite, aber er mochte seinen Stiel bei weitem lieber und versuchte immer wieder beide Stiele miteinander zu kombinieren, doch das wurde auch nicht so recht.
Nachdem er in aller Ruhe fertig war und er schmutziger war, als das Pferd, betrachtete er sein Werk, band Brego los und führte ihn, den Strick in der rechten Hand, zum Reitplatz.
Zu allem Unglück war der schon von jemandem belegt worden.
Der Reiter trieb sein Pferd auf eine ruhige Art und Weise an, gab ihm sanft die Sporen und sprang über einen halben Meter hohen Sprung.
Noch immer erkannte Viggo den Reiter nicht, er war noch zu weit entfernt, doch als der Reiter an Viggos Bande ankam, erkannt dieser ihn auch.
Es war Hugo Weaving.
Warum er in seiner Freizeit die Pferde für den Dreh trainierte, wusste Viggo nicht, denn Hugo hatte nur eine gaaaanz winzige Szene zu Pferd und das erste im Dritten Film, aber davon waren sie noch weit entfernt.
„Na Viggo......auch ne Runde Reiten?“, Fragte Hugo gut gelaunt und brachte sein Pferd zum stehen.
Es war das Pferd, dass Schattenfell genannt wurde und das dem Zauberer Gandalf gehörte.
Etwas verdutzt drein schauend ergriff Viggo das Wort.
„Wieso reitest du das Pferd? Ich meine, reitest du gerne? Oder übernimmst du das Training?“
Hugo schaute ihn besänftigend an.
Aufgrund der Tatsache, dass Hugo diese Frage gerade gestellt hatte, war imh klar, wie wenig der Däne über seine Kollegen informiert war.
Hugo lachte kurz auf und schaute den Dänen an.
„Ich selber bin leidenschaftlicher Reiter.....ein paar Pferde habe ich selber....aber leider ist keines davon hier“, erklärte er sich und schaute Viggo immer noch warmherzig an.
Während Viggo noch immer staunte, betrat er den Reitplatz und schwang sich aufs Pferd. Er war so übermütig, dass ihn fast von der anderen Seite wieder abgesattelt hatte.
Hugo lachte belustigt auf.
„Du bist noch nicht so lange hier, oder?“ Fragte Hugo und ritt neben Viggo her, während der wieder wie üblich nur mit einer Hand ritt und die Füße neben den Steigbügeln baumelten.
„Nein, ich wurde erst später hier hergerufen, weil man eigentlich jemand anderen in der Rolle des Aragorn haben wollte, aber da es Probleme zwischen Peter und ihm gab, bin ich mehr oder weniger überrumpelt und gefragte worden“, antwortete Viggo etwas abwesend, da er sich auf sein Pferd konzentrierte.
„Wie ich sehe, reitest du den Westernstiel, den könnte man in deiner Rolle doch gut mit dem englischen Stiel kombinieren, schon mal daran gedacht? Ich meine du hast viele Szene, in denen du zu Pferd kämpfen wirst und wie du beide Hände an den Zügeln haben willst und noch ein Schwert in der rechten......“, Hugo wollte seinem Kollegen unbedingt helfen, das tat er immer, wenn sich ein Problem anbahnte.
Langsam nickte Viggo und wäre fast gegen die Bande geritten, da sein Pferd nicht wollte, wie der Herr selber.
„Ey.....Brego....jetzt ist mal gut, ich meine wie soll dass denn mit uns zwei was werden, wenn du ständig das Gegenteil von dem machst, was ich sage?“; Etwas verärgert darüber, dass es immer noch nicht funktionierte mit den beiden, stieß er leicht in die Seiten des Pferdes und trabte es an.
„Ich hatte über eine Kombination nachgedacht, aber ich weiß noch nicht, welche Aspekt ich wo einsetzten werde“, sagte Viggo und nahm den Sprung ins Visier.
Abrupt hielt Hugo sein weißen Wallach an und schaute gebannt auf den Sprung.
Lässig wie eh und je ritt Mortensen den Sprung an, doch er ging ohne sein Pferd über den Sprung und landete im staubigen Sand des Platzes.
„Viggo....alles in Ordnung?“, rief Hugo und wollte hin reiten, doch einer der Kameramänner hielt ihn zurück und bedeutet ihm leise zu sein.
Brego ging im Schritt auf seinen Herren zu, senkte seinen Kopf über ihn und drehte den auf der Seite liegenden Dänen auf den Rücken.
Viggo öffnete ein Auge und schaute zu Brego hinauf.
Das Pferd senkte sein Haupt erneut und fuhr mit seiner Zunge quer durch Viggos Gesicht.
Dannach legte sich da Pferd ganz langsam hin , sodass Viggo ohne Probleme hätte aufsitzen können, aber Viggo war zu geschwächt und griff nur schwach nach dem Rücken von Brego, schaute müde um sich, stieg kraftlos auf sein Pferd und gab ihm einen Befehl, sich zu erheben.
Hinte Hugo fingen einige an zu klatschen.
„Es hat funktioniert!“, rief Peter erfreut und hob seine Hände in die Luft.
Hugo war vollkommen perplex und schaute von Viggo zu Peter und wieder herum.
Erleichtert ritt Viggo zu den anderen herüber und da erst bemerkte Hugo, dass diese ganze Szene gefilmt worden ist.......
„Die Szene war doch gut, oder?“ Wollte Viggo wissen, doch als Antwort bekam er nur aufmunternde Schläge auf die Schulter. Er wusste, dass er seine Arbeit gut gemacht hatte......
Ich hoffe, es hat euch gefallen.....
Die Szene am Schluss war ja wohl denke ich mal offensichtlich, auf was da hinauf laufen sollte, oder????
Bitte schreibt mir zurück.......
Titel: Pferdeherren.
Charaktere: Hugo Weaving, Viggo Mortensen
Sonstiges: Es ist auf keinen Fall Slash! Nix mit Liebe. Außer zu Pferden.....
Endlich war Drehpause und jeder konnte entspannen.
Sean Astin redete mit Peter Jackson über eine bestimmte Szene, Miranda Otto stritt sich mit der Maskenbildnerin über ihre Haare , Sean Bean redete mit Bob Anderson.....und so weiter und so fort....
Eigentlich tat jeder etwas entspannendes , wie es auch sein sollte in einer Pause.
Aber nein, wie fast immer hielt sich ein Jemand nicht daran.
Viggo Mortensen hatte sich zu den Trainingsplätzen begeben und wollte noch etwas reiten, denn schließlich musste er seinen kompletten Reitstiel hier verwerfen.
Er ging auf sein Filmpferd Brego zu und streichelte ihm sanft über den Hals.
„Hey mein hübscher, ich weiß, du hast eigentlich schon genug getan, aber ich brauche deine Hilfe“, seufzte Viggo traurig.
Schon seit Tagen war er dabei den neuen Stiel, den englischen Stiel zu erlernen, aber es wollte nicht so, wie er wollte.
Dieses mit: Zwei Hände an die Zügel, das Pferd enger nehmen....passte dem Westernreiter gar nicht.
„Komm Brego, ich brauche dein Hilfe wirklich. Wie sieht das denn sonst aus, ein Aragorn, der König werden muss und nicht reiten kann? Ich bitte dich“, Viggo schnalzte, um das Pferd in seine Richtung zu bewegen, damit er es strigeln und aufsatteln konnte.
Viggo war wirklich ein erfahrener Reite, aber er mochte seinen Stiel bei weitem lieber und versuchte immer wieder beide Stiele miteinander zu kombinieren, doch das wurde auch nicht so recht.
Nachdem er in aller Ruhe fertig war und er schmutziger war, als das Pferd, betrachtete er sein Werk, band Brego los und führte ihn, den Strick in der rechten Hand, zum Reitplatz.
Zu allem Unglück war der schon von jemandem belegt worden.
Der Reiter trieb sein Pferd auf eine ruhige Art und Weise an, gab ihm sanft die Sporen und sprang über einen halben Meter hohen Sprung.
Noch immer erkannte Viggo den Reiter nicht, er war noch zu weit entfernt, doch als der Reiter an Viggos Bande ankam, erkannt dieser ihn auch.
Es war Hugo Weaving.
Warum er in seiner Freizeit die Pferde für den Dreh trainierte, wusste Viggo nicht, denn Hugo hatte nur eine gaaaanz winzige Szene zu Pferd und das erste im Dritten Film, aber davon waren sie noch weit entfernt.
„Na Viggo......auch ne Runde Reiten?“, Fragte Hugo gut gelaunt und brachte sein Pferd zum stehen.
Es war das Pferd, dass Schattenfell genannt wurde und das dem Zauberer Gandalf gehörte.
Etwas verdutzt drein schauend ergriff Viggo das Wort.
„Wieso reitest du das Pferd? Ich meine, reitest du gerne? Oder übernimmst du das Training?“
Hugo schaute ihn besänftigend an.
Aufgrund der Tatsache, dass Hugo diese Frage gerade gestellt hatte, war imh klar, wie wenig der Däne über seine Kollegen informiert war.
Hugo lachte kurz auf und schaute den Dänen an.
„Ich selber bin leidenschaftlicher Reiter.....ein paar Pferde habe ich selber....aber leider ist keines davon hier“, erklärte er sich und schaute Viggo immer noch warmherzig an.
Während Viggo noch immer staunte, betrat er den Reitplatz und schwang sich aufs Pferd. Er war so übermütig, dass ihn fast von der anderen Seite wieder abgesattelt hatte.
Hugo lachte belustigt auf.
„Du bist noch nicht so lange hier, oder?“ Fragte Hugo und ritt neben Viggo her, während der wieder wie üblich nur mit einer Hand ritt und die Füße neben den Steigbügeln baumelten.
„Nein, ich wurde erst später hier hergerufen, weil man eigentlich jemand anderen in der Rolle des Aragorn haben wollte, aber da es Probleme zwischen Peter und ihm gab, bin ich mehr oder weniger überrumpelt und gefragte worden“, antwortete Viggo etwas abwesend, da er sich auf sein Pferd konzentrierte.
„Wie ich sehe, reitest du den Westernstiel, den könnte man in deiner Rolle doch gut mit dem englischen Stiel kombinieren, schon mal daran gedacht? Ich meine du hast viele Szene, in denen du zu Pferd kämpfen wirst und wie du beide Hände an den Zügeln haben willst und noch ein Schwert in der rechten......“, Hugo wollte seinem Kollegen unbedingt helfen, das tat er immer, wenn sich ein Problem anbahnte.
Langsam nickte Viggo und wäre fast gegen die Bande geritten, da sein Pferd nicht wollte, wie der Herr selber.
„Ey.....Brego....jetzt ist mal gut, ich meine wie soll dass denn mit uns zwei was werden, wenn du ständig das Gegenteil von dem machst, was ich sage?“; Etwas verärgert darüber, dass es immer noch nicht funktionierte mit den beiden, stieß er leicht in die Seiten des Pferdes und trabte es an.
„Ich hatte über eine Kombination nachgedacht, aber ich weiß noch nicht, welche Aspekt ich wo einsetzten werde“, sagte Viggo und nahm den Sprung ins Visier.
Abrupt hielt Hugo sein weißen Wallach an und schaute gebannt auf den Sprung.
Lässig wie eh und je ritt Mortensen den Sprung an, doch er ging ohne sein Pferd über den Sprung und landete im staubigen Sand des Platzes.
„Viggo....alles in Ordnung?“, rief Hugo und wollte hin reiten, doch einer der Kameramänner hielt ihn zurück und bedeutet ihm leise zu sein.
Brego ging im Schritt auf seinen Herren zu, senkte seinen Kopf über ihn und drehte den auf der Seite liegenden Dänen auf den Rücken.
Viggo öffnete ein Auge und schaute zu Brego hinauf.
Das Pferd senkte sein Haupt erneut und fuhr mit seiner Zunge quer durch Viggos Gesicht.
Dannach legte sich da Pferd ganz langsam hin , sodass Viggo ohne Probleme hätte aufsitzen können, aber Viggo war zu geschwächt und griff nur schwach nach dem Rücken von Brego, schaute müde um sich, stieg kraftlos auf sein Pferd und gab ihm einen Befehl, sich zu erheben.
Hinte Hugo fingen einige an zu klatschen.
„Es hat funktioniert!“, rief Peter erfreut und hob seine Hände in die Luft.
Hugo war vollkommen perplex und schaute von Viggo zu Peter und wieder herum.
Erleichtert ritt Viggo zu den anderen herüber und da erst bemerkte Hugo, dass diese ganze Szene gefilmt worden ist.......
„Die Szene war doch gut, oder?“ Wollte Viggo wissen, doch als Antwort bekam er nur aufmunternde Schläge auf die Schulter. Er wusste, dass er seine Arbeit gut gemacht hatte......
Ich hoffe, es hat euch gefallen.....
Die Szene am Schluss war ja wohl denke ich mal offensichtlich, auf was da hinauf laufen sollte, oder????
Bitte schreibt mir zurück.......
Re: Viggo FanFiction's
Hallo Viggo-Fan,
ich hab die ersten beiden Fanficiton-Geschichten mal durchgelesen und muss sagen, gut geschrieben, aber ich finde die erste Geschichte viiieeeeel zu traurig Am Anfang hört es sich beinahe tagebuchartig an, deshalb wollte ich dich fragen, ob da auch ein wenig was von dir mit drin steckt?
Hast du eine Ausbildung zur Hotelfachfrau gemacht oder ist das alles rein erfunden für die Geschichte und hat keinerlei Parallelen zu deinem leben? Weil du ja auch davon erzählt hast, dass du Depressionen hast usw. Sorry für meine Neugier
Zur zweiten Geschichte: Finde ich eine sehr interessante Idee, eine Fanficiton aus Christines "Excenes" Sichtweise zu schreiben. Könnte mir schon vorstellen, dass sie vielleicht so denkt, jetzt wo häufiger mal vertraute Fotos von Viggo und Ariadna auftauchen ;)
Den Rest lese ich demnächst noch! Danke shconmal für's Posten!!! :thans:
ich hab die ersten beiden Fanficiton-Geschichten mal durchgelesen und muss sagen, gut geschrieben, aber ich finde die erste Geschichte viiieeeeel zu traurig Am Anfang hört es sich beinahe tagebuchartig an, deshalb wollte ich dich fragen, ob da auch ein wenig was von dir mit drin steckt?
Hast du eine Ausbildung zur Hotelfachfrau gemacht oder ist das alles rein erfunden für die Geschichte und hat keinerlei Parallelen zu deinem leben? Weil du ja auch davon erzählt hast, dass du Depressionen hast usw. Sorry für meine Neugier
Zur zweiten Geschichte: Finde ich eine sehr interessante Idee, eine Fanficiton aus Christines "Excenes" Sichtweise zu schreiben. Könnte mir schon vorstellen, dass sie vielleicht so denkt, jetzt wo häufiger mal vertraute Fotos von Viggo und Ariadna auftauchen ;)
Den Rest lese ich demnächst noch! Danke shconmal für's Posten!!! :thans:
Re: Viggo FanFiction's
Hi Viggo-Fan!
Alles hab ich noch nicht gelesen, aber ich muss sagen, echt grosse Klasse! Man fühlt sich, als wäre man selbst derjenige (oder diejenige) aus der Geschichte. Ich bin echt begeistert!
Viele Grüße!
Alles hab ich noch nicht gelesen, aber ich muss sagen, echt grosse Klasse! Man fühlt sich, als wäre man selbst derjenige (oder diejenige) aus der Geschichte. Ich bin echt begeistert!
Viele Grüße!
Anduril- Anzahl der Beiträge : 200
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Re: Viggo FanFiction's
Ich stimme Anduril zu! :Gh:
Und wollte noch ergänzen: das Alatriste Interview kam mir gleich so bekannt vor :lol: bis ich dann deine Infos dazu am Ende deiner Geschichte gelesen habe :hoch:
Und wollte noch ergänzen: das Alatriste Interview kam mir gleich so bekannt vor :lol: bis ich dann deine Infos dazu am Ende deiner Geschichte gelesen habe :hoch:
Re: Viggo FanFiction's
Alo teils teils....ein bisschen erfunden und ein bissle wahrheit :-)
Nein habe hotelfachfrau nicht gelernt.......habe leider nur nen hauptschulabschluss...........mehr ging leider net aufgrund derer
Lernbehinderungen vom alkohol in der schwangerschaft
Nein habe hotelfachfrau nicht gelernt.......habe leider nur nen hauptschulabschluss...........mehr ging leider net aufgrund derer
Lernbehinderungen vom alkohol in der schwangerschaft
Re: Viggo FanFiction's
Da hast du aber schon viele Fanfictions geschrieben.
Bei einigen Stellen querbeet druch alle Geschichten, musste ich lachen. Z.B. die Eifersucht beim Kuss von "Eastern Promises" oder die Story mit dem T-Shirt. Es gibt noch mehr witzige Stellen in den Geschichten.
Bei der Ersten ging es mir auch wie Viggo4ever. Sehr traurig.
Vom Stil her, lesen sich die Geschichten flüssig.
Bei einigen Stellen querbeet druch alle Geschichten, musste ich lachen. Z.B. die Eifersucht beim Kuss von "Eastern Promises" oder die Story mit dem T-Shirt. Es gibt noch mehr witzige Stellen in den Geschichten.
Bei der Ersten ging es mir auch wie Viggo4ever. Sehr traurig.
Vom Stil her, lesen sich die Geschichten flüssig.
Zoja- Anzahl der Beiträge : 216
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